Das Trainer-Karussell 2021 gerät in Schwung – erste Trainingscamps im Mai

Vor einer Olympischen Saison sind Veränderungen im Trainerstab eher selten. Doch nach einem schwierigen Jahr, das ganz im Zeichen der Coronapandemie stand, entschieden sich Nationen wie Polen, die Ukraine, Slowenien, Italien oder Estland dazu, in Vorbereitung auf Peking 2022 neue Impulse zu setzen. Mit neuen Trainern und ausgeruhten Athletinnen und Athleten fiel im Mai auch der Startschuss zu den ersten Trainingscamps. Darüber hinaus standen für zahlreiche Biathlonstars Fahrrad-Einheiten auf dem Programm.

Greis und Bratli verabschieden sich aus Polen

Das Trainerkarussell drehte sich zum ersten Mal bereits vor Ablauf der Saison 2020/21: Michael Greis, der zuvor für den US-amerikanischen Verband und das Stadion in Lenzerheide tätig war, trat nach zwei Jahren als Cheftrainer der polnischen Damen von seinem Amt zurück. Greis sowie Herren-Coach Anders Bratli stellten ihre Posten nach dem BMW IBU-Weltcuprennen in Nové Město na Moravě zur Verfügung. 

Adam Kolodziejczyk 

Der polnische Biathlonverband hat schnell Ersatz für das Duo gefunden. Der erfahrene Coach und Sportdirektor Adam Kolodziejczyk wird das Team auf die Olympischen Winterspiele im kommenden Februar vorbereiten. Kolodziejczyk fungierte bereits von 2011 bis 2017 als Cheftrainer der Damen und Herren des Landes. Zu seiner neuerlichen Berufung meinte er: „Es ist sicherlich eine große Herausforderung, die Mannschaft ein Jahr vor den Olympischen Spielen zu übernehmen. Ich muss zugeben, dass der Vorschlag des Vorstands überraschend für mich kam und dass nicht viel Zeit für eine Entscheidung blieb.“

Velepec kehrt in die Ukraine zurück

Drei Jahre nach seinem Abschied von der ukrainischen Damen-Nationalmannschaft und dem Wechsel an die Spitze des slowenischen Herrenteams vollzieht Uros Velepec eine neuerliche Kehrtwende. Dieses Mal bricht er wieder in Richtung Osten auf, wo er die ukrainischen Damen auf Peking 2022 vorbereiten soll. Im Gegensatz zu seinem letzten Abschied verließ Velepec sein Heimatland diesmal im Guten und wird dem dortigen Expertengremium auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zu seinem Musterschüler Jakov Fak sagte er: „Jakov wird seinen Weg unabhängig davon fortsetzen. Er kann bis zu den Olympischen Spielen sogar noch besser werden.“

Auf die Aufgabe in der Ukraine angesprochen, berichtet Velepec in einem Interview mit Slovenske Novice von einer Aufgabe, die er dort noch zu Ende zu bringen habe: „Ich habe mich entschieden, das Angebot aus der Ukraine anzunehmen, und werde versuchen, die einst begonnene Aufgabe zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Ziel ist es, mit dem ukrainischen Team erstklassige Ergebnisse bei Olympia abzuliefern.“ Der erfahrene Coach hat die Verbindungen in die Ukraine in den letzten Jahren immer aufrechterhalten. So erreichte die von ihm gecoachte Yulia Dzhima, Goldmedaillengewinnerin mit der Staffel bei den Olympischen Spielen 2014, seit Pyeongchang 2018 mehrere Podiumsplatzierungen im BMW IBU-Weltcup. Da Velepec künftig die Damen-Nationalmannschaft übernehmen wird, kehrt Juraj Sanitra, der zuletzt sowohl für die Damen als auch die Herren der Ukraine verantwortlich war, auf seinen ursprünglichen Posten als Herren-Trainer zurück.

Janez Marič neuer Trainer der slowenischen Herren 

Nach dem Weggang von Velepec wurde bei den slowenischen Herren der Platz für einen neuen Coach frei, der jedoch ein altbekanntes Gesicht in der Szene ist: Janez Marič. Der 45-Jährige wurde selbst viele Jahre lang von Velepec trainiert und stand im 20-km-Einzelrennen von Östersund 2003 als erster slowenischer Biathlet überhaupt ganz oben auf einem Weltcup-Podium. Damals machte sein Teamkollege Marko Dolenc als Dritter den slowenischen Festtag perfekt. Marič konnte in den letzten Jahren einige Erfolge als slowenischer Junioren-Coach feiern. So errang Alex Cisar Goldmedaillen bei den IBU-Weltmeisterschaften der Junioren, während Lovro Planko und Anton Vidmar Medaillen bei der Jugend-WM gewannen. Planko und Vidmar rücken in der ersten Weltcup-Saison des neuen Cheftrainers ins slowenische A-Nationalteam um Cisar, Fak, Klemen Bauer, Miha Dovžan and Rok Tršan auf. Unterdessen bleibt Andreja Mali weiterhin Chefcoach der slowenischen Damen.

Italien ergänzt Trainerstab um Mirco Romanin

In Vorbereitung auf die neue Saison schaute sich Italien ein wenig in den eigenen Reihen nach zusätzlicher Verstärkung um. Der Trainerstab des elf Athleten starken A-Nationalteams wird vor Peking 2022 mit Mirco Romanin verstärkt, der zuvor für die Junioren arbeitete. Romanin hat in seiner dreijährigen Amtszeit als Headcoach der italienischen Nachwuchsbiathleten große Erfolge feiern können. In der letzten Saison beendete sein Team die WM der Jugend und Junioren in Obertilliach mit zehn Medaillen. Fünf Athleten, die in den letzten Jahren unter Romanins Fittichen trainierten, sind mittlerweile in den A-Kader aufgestiegen.

Estland auf der Suche

Estland veröffentlichte Anfang April eine Stellenanzeige und sucht auf diesem Weg einen neuen Cheftrainer. Dieser soll den derzeitigen Headcoach Indrek Tobreluts ersetzen, der zuvor drei Jahre für das Team verantwortlich war. Assar Jõepera, Präsident des estnischen Biathlonverbandes, ließ gegenüber Delfi Sport verlautbaren, dass der Verband eine klare Vorstellung für den zukünftigen Weg des Teams habe. Bis dato hat der Verband jedoch noch keinen Nachfolger für Tobreluts bekanntgegeben.

Erste Trainingscamps

Nachdem sich das Trainerkarussell wieder etwas beruhigt hat, haben einige Teams bereits die ersten Kurztrainingslager absolviert bzw. für Ende des Monats geplant. So haben Italien und Norwegen ihre Spitzenathleten bereits in der vergangenen Woche zu den ersten Camps begrüßt. Die Italiener teilten ihren elfköpfigen A-Kader in zwei Gruppen auf, um effektiver arbeiten zu können. Die Olympiamedaillengewinner Lukas Hofer, Dorothea Wierer und Dominik Windisch trainierten zusammen mit Didier Bionaz und dem 21-Jährigen Tommaso Giacomel unter der Leitung von Andreas Zingerle und Andrea Zattoni. Italiens vierte Olympiamedaillengewinnerin Lisa Vittozzi führte eine Gruppe von sechs weiteren Athleten an, der auch die Debütantin und mehrfache WM-Medaillengewinnerin der Jugend und Junioren, Rebecca Passler, sowie Routinier Thomas Bormolini angehörten. Diese Gruppe trainierte zeitgleich in Martell unter der Leitung von Klaus Hoellrigl und Romanin.

Norwegen

Während die Italiener zwei Gruppen bildeten, versammelten sich die norwegischen Herren zu Beginn der Olympiasaison wie gewohnt im heimischen Oslo. Siegfried Mazet, der noch in seiner französischen Heimat verweilt, gab seinem Team in der Schießhalle erste Tipps via Zoom. Darüber hinaus wurden in den Wäldern erste Konditionseinheiten absolviert.

Frankreich; Fahrradsaison

Die französischen Teams starten in Kürze mit einem gemeinsamen Trainingscamp der Damen und Herren in Chambéry in die Saison. Die besten Athletinnen und Athleten des Landes versammeln sich im Stade Alexis Boeuf zu einigen Einheiten auf Rollerski, bolzen in den umliegenden Wäldern Kondition und üben auch am großen Schießstand. Unterdessen ist die Radsaison in vollem Gange und zahlreiche Athleten treten kräftig in die Pedale. Beispielsweise verschlug es Weltmeister Emilien Jacquelin zusammen mit Antonin Guigonnat, ihrem ehemaligen Teamkollegen Martin Fourcade und einigen Freunden für mehrere Tage zum Mountainbiken nach Elba.

Wir dürfen auf die Saison 2021/22 gespannt sein, die mit den Olympischen Winterspielen in Peking einen großen Höhepunkt zu bieten hat.

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Andrea Zattoni, Mirco Romainin, Martin Fourcade

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