Wenige Stunden, nachdem sie sich die große Kristallkugel im IBU Cup gesichert hatte, beantwortete die 23-jährige Johansson uns fünf Fragen und verriet, in welchem Sport sie in der Vergangenheit geglänzt hat.
Biathlonworld: Was waren deine Ziele vor der Saison; hast du darüber nachgedacht, die Gesamtwertung im IBU Cup zu gewinnen?
Tilda Johansson: Eigentlich wollte ich nur Rennen laufen, so viele wie möglich. Nach dem ersten Rennen (zweiter IBU Cup Sprint in Idre Fjäll) habe ich gemerkt, dass ich mir größere Ziele stecken kann. Dann habe ich mich ganz auf die IBU Offenen Europameisterschaften als großes Ziel konzentriert. Ich bin sehr glücklich, dass ich dort drei Medaillen gewonnen habe.
Vor den IBU OEM habe ich überhaupt nicht an die Gesamtwertung gedacht. Ich habe den IBU Cup in Osrblie ausgelassen. Den Gesamtsieg hatte ich einfach überhaupt nicht auf dem Schirm. Das war einfach eine Zugabe für mich, die Chance auf den Gesamtsieg zu haben, eine riesige Zugabe.
BW: Dein Schießen war in dieser Saison deutlich besser. Was war der Schlüssel zu dieser Steigerung?
TJ: Natürlich habe ich im letzten Sommer viel und konzentriert trainiert. Aber ich denke, ich bin auch recht ruhig, glaube an mich und weiß, dass ich immer am Start stehen und mein Bestes geben werde. Ich bin nie nervös. Ich weiß, dass ich nicht mehr geben kann als mein Bestes. Natürlich habe ich den ganzen Sommer mit dem A-Kader trainiert und sie beobachtet. Das war ein starker Einfluss.
BW: Was ist dir auf der letzten Runde des Verfolgers in Canmore durch den Kopf gegangen, als nicht klar war, ob es für den Gesamtsieg reicht, weil dich nur acht Punkte von Gilonne Guigonnat trennten?
TJ: Als ich vom letzten Schießen weglief, habe ich von den Trainer gehört, dass ich auf keinen Fall nachlassen darf. Ich musste weiter Vollgas geben, weil wir nicht wussten, wie es bei den Französinnen laufen würde. Ich habe einfach versucht, so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen und keine von den Mädels an mir vorbei zu lassen. Als ich ins Ziel kam, wusste ich gar nichts. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, was passiert ist, und es zu glauben, als man mir sagte: ‚Du hast die Gesamtwertung gewonnen!‘. Ich habe es nicht wirklich geglaubt, bis ich den Stadionsprecher gehört habe ... und dann hat es mich zerlegt.
BW: Was hast du in dieser Saison über dich gelernt?
TJ: Ich bin stärker als ich dachte. Die letzte Woche ist mental sehr hart gewesen. Als es um Canmore ging, wusste ich nicht, ob ich dabei sein kann, nach Corona, ob ich überhaupt antreten kann. Am ersten Freitag habe ich das offizielle Training ausfallen lassen, weil ich mich so schlapp gefühlt habe. Dann habe ich mir gedacht, ich sollte es einfach versuchen. Das habe ich getan, und jetzt habe ich den Gesamtsieg geholt. Ich habe mir nur gesagt: „Gib die Hoffnung nicht auf, hol alles aus dir heraus, auch noch auf den letzten Metern des letzten Rennens. Man darf nicht aufgeben, bevor es wirklich vorbei ist. Das hat mir Johannes Lukas (schwedischer Cheftrainer) oft gesagt.
BW: Wie groß ist deine Vorfreude auf den Start beim Heimweltcup in Östersund?
TJ: Das wird ein großer Spaß, weil es in Schweden ist. Auf meinen Heimstrecken im Weltcup anzutreten, das wird großartig. Ich freue mich sehr darauf. Ich weiß, wenn ich nach Hause komme, wird der A-Kader da sein, und ich will da dabei sein.
BW: Kannst du uns etwas über dich erzählen, was nicht viele Menschen über dich wissen?
TJ: Als ich jünger war, habe ich rhythmische Sportgymnastik gemacht und habe sogar eine Medaille von den schwedischen Meisterschaften. Das ist ziemlich cool!
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Harald Deubert