In Peking sieht man die glücklichen Tränen der Sieger und die traurigen derer, die nicht ihr Bestes geben konnten. Man sieht die Enttäuschung über ein verfehltes Ziel am letzten Schießstand und die überschäumende Freude über einen gelungenen Angriff an der Steigung vor der Ziellinie. Was man nicht sieht, ist die stille Welt der Athleten, die in Peking sind, aber nicht die Chance haben, diese Emotionen zu erleben. Die bestplatzierten Teams dürfen nämlich bis zu fünf oder sechs Athleten pro Geschlecht zu den Olympischen Spielen schicken, doch pro Wettkampf dürfen höchstens vier starten. Daher haben einige Athleten, die während ihres Aufenthalts bei den Spielen jeden Tag trainieren, oft nur eine einzige oder gar keine Chance, bei einem Wettkampf anzutreten.
An einem Tag, an dem sonst eine "faule" Trainingseinheit nach dem Sprint der Frauen stattgefunden und alle auf den Wettbewerb der Männer gewartet hätten, bekamen neun Athleten aus sechs Teams die Chance, bei einem inoffiziellen Massenstart über 12,5 km um Gold zu kämpfen. Fernab vom Glanz der Kameras, die die abendliche Medaillenjagd übertrugen, und bei strahlendem Sonnenschein stellten sich zahlreiche erfolgreiche Weltmeisterschafts-, Olympia- und Weltcup-Athleten vor Siegfried Mazet auf. Der französische Trainer der norwegischen Mannschaft machte schnell allen klar, um welchen Preis es ging, und gab dann das Zeichen, das den Wettbewerb eröffnete.
Erik Lesser war nach einem enttäuschenden Einzelrennen in Peking nicht im Sprint und in der Verfolgung angetreten. Der Deutsche setzte sich sofort an die Spitze und flog ohne zu zögern zu einem Sololauf. Mit jeder Schießeinlage baute er seinen Vorsprung aus, traf alle 20 Scheiben und siegte unangefochten. Khalili und Bionaz hielten mit dem Deutschen bis zum zweiten Liegendschießen mit, doch dann entstand durch Fehler eine Lücke, und schließlich nahm Sivert Guttorm Bakken den zweiten Platz ein. Khalili schaffte es, sich zu erholen, und sicherte sich den dritten Platz.
Am Ende des Wettkampfs nahm Mazet die Siegerehrung vor und überreichte Lesser eine goldene Nadel. Auch wenn es keine Medaille war, so war es doch eine schöne Abwechslung für all die Athleten, die hier in Peking hart trainieren und auf ihre Chance warten. Mit den Staffeln, die nächste Woche anstehen, werden einige von ihnen vielleicht endlich wieder eine Startnummer bekommen, und dann könnte dieser Wettbewerb mehr als nützlich sein.
Bis dahin war es großartig zu sehen, wie gut die Teams zusammenarbeiten, und wie sehr sich alle Athleten freuen, wenn sie an einem Wettkampf teilnehmen, auch wenn es nur um eine goldene Anstecknadel geht. Bilder: Manzoni/IBU