DW: Der Sommer ist für mich immer der reinste Alptraum (lacht). Mir kreisen viele Gedanken und Ideen durch den Kopf, was ich machen will, und ich habe sehr viele Termine. Dadurch vergeht die Zeit ziemlich schnell. Daher ist es für mich nicht leicht, mich zu 110 Prozent auf mein Leben als Leistungssportlerin zu konzentrieren. Aber ich glaube, das ist für mich mittlerweile schon zur Gewohnheit geworden.
DW: Ohne Zweifel mein Urlaub (lacht). Wie gesagt, wenn ich ans Training und die Rennen denke, war es vielleicht kein überragender Sommer. Aber ich durfte neue Leute und neue Gegenden kennenlernen, das gefällt mir. Wenn ich ein Ereignis aufzählen müsste, dann wahrscheinlich der Besuch bei der MotoGP.
DW: Ja, wahrscheinlich. Ich bin jedenfalls schon viel länger dabei als geplant und wettbewerbsfähiger, als ich je zu träumen gewagt hätte. Ich habe die Weltcup-Gesamtwertung neunmal hintereinander unter den Top 10 beendet. Das bedeutet mir sehr viel und hat mich motiviert, weiterzumachen.
DW: Ich denke, meine Stärke liegt darin, auf konstant hohem Niveau abzuliefern. Ich war nie die Athletin, die bei Top-Ereignissen ihre absolute Bestform hat, auch weil ich im Vorfeld immer viele Fragen und Zweifel habe.
Einige Athletinnen sind besser darin, ihren Fokus voll und ganz auf die sportlichen Großereignisse auszurichten. Manche lassen im Vorfeld sogar einige Rennen aus. Diese Denkweise gab es in unserem Team nie.
DW: Wie in den Vorjahren dürfte sich ein spannender Kampf zwischen zahlreichen Anwärterinnen entfachen. Wahrscheinlich rücken mehr junge Talente nach, vielleicht hat eine Athletin ein Form-Hoch oder liefert konstant gute Leistungen ab. Ich glaube nicht, dass sich bei den Frauen eine Favoritin herauskristallisieren wird, die – anders als bei den Männern Johannes Thingnes Bø – machen kann, was sie will, während die anderen nur versuchen sie irgendwie aufzuhalten. Aber man sollte niemals nie sagen. Normalerweise ist der Titelkampf bei den Frauen viel offener und meiner Ansicht nach auch spannender.
DW: Ja und nein. Ich bin an einem Punkt in meiner Karriere angelangt, an dem ich mehr Ziele außerhalb des Sports als im Biathlon selbst habe. Daher muss ich mir immer neue Ziele suchen, um mein Interesse und meine Motivation hochzuhalten.
DW: Da ist noch nichts spruchreif, aber es gibt ein paar Projekte, an denen ich arbeite. In erster Linie geht es um die Frage, was ich nach meiner Biathlonkarriere machen möchte. Sobald ich mehr verraten darf, werde ich es auch tun (lacht).
DW: Ich blicke von Tag zu Tag, bestenfalls von Woche zu Woche. Um motiviert zu bleiben, muss ich wissen, wo ich gerade stehe und wie meine aktuelle Form aussieht. Dann kann ich mir konkrete Ziele setzen. Natürlich ist das leichter, wenn es gut läuft, aber das gilt ja für alle. Ich lasse mich lieber von einem guten Ergebnis überraschen, als dass ich es erwarten würde. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass ich nicht hart für jedes Rennen arbeite. Schließlich will niemand bei einem wichtigen Wettkampf völlig außer Form an den Start gehen.
DW: Nun, daran arbeite ich jedes Jahr. Ich habe immer ein paar Zweifel und traue mir nicht zu viel. Daher ist das nichts Ungewöhnliches.
DW: Absolutely (laughs).
DW: Bei den Weltmeisterschaften der Juniorinnen und Junioren 2011 konnte ich dort drei Goldmedaillen gewinnen. Dazu haben wir bei der WM 2013 die erste Staffelmedaille für die italienischen Frauen überhaupt geholt. Die Strecke gefällt mir und ich hatte dort immer gute Rennen, aber natürlich hängt es auch von den Schneebedingungen ab. Ich mag klassisches Winterwetter lieber als milde Temperaturen und Schneematsch. Was Nové Město besonders macht, sind natürlich die Fans. Dort herrscht wahrscheinlich die beste Stimmung auf der gesamten Tour. Die Lage des Stadions sorgt für eine ganz spezielle Geräuschkulisse. Die Tschechen lieben Biathlon und feuern alle Athletinnen und Athleten leidenschaftlich an. Mal sehen, wie meine Form bis zur WM aussieht.
DW: Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Diese Weltmeisterschaften waren größer als alles andere, was ich bisher erleben durfte, selbst größer als Olympia. Alle haben von mir eine Medaille erwartet, außer ich selbst. Ich war mir sicher, dass es unter diesen Vorzeichen nur schiefgehen konnte. Dann haben wir die Medaille mit der Mixed-Staffel geholt. Dadurch wurde die Stimmung im Team schlagartig besser. Bis dahin standen alle unter enormem Druck – nicht nur die Athletinnen und Athleten, sondern auch die Coaches und das Wachsteam. Die Medaille war eine große Erleichterung. Danach ging alles wie von selbst und ich war einfach im Flow.
DW: Um ehrlich zu sein weiß ich nicht, ob ich 2026 noch dabei sein werde. Alle Leute stellen mir diese Frage, aber ich werde mich nach der kommenden Saison hinsetzen und mir Gedanken über meine Zukunft machen. Dabei spielen nicht nur die sportlichen Ergebnisse eine Rolle. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur sagen, dass ich mit meiner Karriere und dem, was ich erreicht habe, sehr zufrieden bin. Ich könnte sofort und ohne Wehmut zurücktreten. Wenn man mich vor zehn Jahren gefragt hätte, hätte ich es nicht für möglich gehalten, bei einem Weltcup-Rennen auf dem Podium zu stehen. Von daher habe ich meine Erwartungen schon bei Weitem übertroffen.
DW: Ich freue mich sehr über diese Entwicklung. Ich weiß noch allzu gut, wie wenig Leute wir früher bei den nationalen Meisterschaften waren. Heute sehe ich hingegen viele Nachwuchstalente bei den Wettkämpfen, das ist großartig. Nun müssen wir nur dafür sorgen, dass diese motivierten Talente unserem Sport auch lange erhalten bleiben. Die Ausgangslage ist hervorragend. Das Nationalteam hat gute Arbeit geleistet und ich sehe einige äußerst talentierte Nachwuchsleute nachrücken. Das sind nicht nur potenzielle Medaillengewinner, sondern vor allem interessante Persönlichkeiten. Und das wiederum ist für die künftige Popularität des Biathlonsports in Italien auch sehr wichtig.