Was läuft in dieser Saison so gut für Sie?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich darauf eine gute Antwort habe. Ich bin während der Trainingssaison in vielerlei Hinsicht gereift. Ich habe mich mehr auf die Qualität konzentriert und außergewöhnlich gut trainiert. Seltsamerweise war die letzte Trainingssaison auch die Zeit, in der ich am häufigsten krank war. Früher in meiner Karriere war ich kaum mal krank. Ich habe jedoch festgestellt, dass längere krankheitsbedingte Pausen meinem Körper guttun. Ich bin mit viel Energie in das Herbsttraining gegangen und habe mich dabei noch nie so gut gefühlt.
Sie sind der schnellste Skifahrer im Weltcup, sogar schneller als der mächtige JT Bö. Glauben Sie, dass das an der verbesserten Technik oder an der körperlichen Vorbereitung liegt?
Ja. Ich war in der Vergangenheit schnell, aber nicht so schnell wie in dieser Saison und nicht so konstant. Ich habe hart an meiner Technik gearbeitet, vor allem mit leichten Hochgeschwindigkeitstrainings. Das habe ich in Ruhpolding genutzt, wo ich nie gut abgeschnitten habe.
Sie haben letzten Sommer geheiratet und wirkten wie einer der glücklichsten Männer der Welt. Hat die Ehe/das ruhige Leben Ihrem Biathlon eine weitere/neue Stabilität verliehen?
Ich mag es wirklich, ein 'normales' Leben außerhalb des Biathlons zu haben. Nach der Hochzeit war mein Privatleben sehr stabil und komfortabel. Das gibt mir Ruhe und ermöglicht es mir, Leistung auf einem extrem hohen Niveau zu bringen.
Ich habe auch Kristinas Namen angenommen, daher kommt auch der Name Skjevdal. Viele Leute haben mich gefragt, warum ich das gemacht habe. Das ist in Norwegen ganz normal. Wir haben lange über die Reihenfolge der Namen diskutiert und uns mit unseren jeweiligen Freunden verbündet. Am Ende hat sie sich mit Dale-Skjevdal durchgesetzt. Sie wissen ja, was man sagt: Happy wife, happy life!
Wie ist es, Teil des norwegischen Teams zu sein, in dem es fast bei jedem Wettkampf darum geht, im Weltcup zu bleiben oder sich für ein anderes Level zu qualifizieren?
Es ist einfach verrückt. Die Athleten in Norwegen haben ein extrem hohes Niveau; man muss schon sehr gute Leistungen bringen, nur um an den Weltcups teilnehmen zu können. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Vebjörn Sörum stand beim Sprint in Östersund auf dem Podest, musste aber Anfang 2024 zum IBU-Cup zurück. Da muss man schon schlucken, wenn man weiß, dass man das Niveau hat, um am Weltcup teilzunehmen, aber es nicht genug Plätze im Team gibt. Gleichzeitig haben wir ein so hohes Leistungsniveau erreicht, weil wir uns täglich gegenseitig pushen. Ich freue mich einfach, dass ich in dieser Saison so gut bin und im Kampf um alle Podestplätze mitmischen kann.
Vor fünf Jahren gaben Sie in Nove Mesto na Morave Ihr erfolgreiches Weltcup-Debüt. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Ich erinnere mich sehr gut daran. Es war meine erste Saison im IBU-Cup. Ich trat zwei Wochen im IBU-Cup an, und direkt danach ging’s zum Weltcup nach Nove Mesto. Das war der Wahnsinn, und die Zuschauer in Nove Mesto verstärkten dieses Gefühl noch. Ich erinnere mich an den Lärm der Fans und das unbeschreibliche Gefühl, mich mit den Brüdern Bö und dem Rest des Teams messen zu können. Und noch dazu habe ich 10/10 geschossen.
Inwiefern passt der Austragungsort zu Ihrem Biathlon-Stil?
Die Strecke ist sehr anspruchsvoll und kostet Kraft. Aber sie passt zu meinem Skistil, erst recht mit meiner derzeitigen Form. Auch den Schießstand mag ich. Mit den vielen Zuschauern sollte es eine Weltmeisterschaft sein, die man nicht vergisst.
Was wäre für Sie eine erfolgreiche Weltmeisterschaft? Eine Wiederholung von Pokljuka 2021 (einmal Einzel-Silber und einmal Einzel-Bronze) oder mehr?
In Pokljuka hatte ich 2021 eine sehr erfolgreiche Weltmeisterschaft mit zwei Einzelmedaillen und einem vierten Platz. Jetzt fühle ich mich eher bereit für Medaillen als vor drei Jahren. Ich fühle mich vollständiger. Ich visualisiere bereits Rennen in Nove Mesto. Alles scheint zu passen. Ich bin bereit.