Wie gelingt es dir, Form und Erwartungen im Kampf um den Gesamtweltcup und um WM-Medaillen in Einklang zu bringen?
Zu Beginn der Saison wollte ich konstante Leistungen abrufen und beständig gute Ergebnisse erzielen. Die ersten Rennen verliefen sehr gut, wodurch ich an Selbstvertrauen und Lockerheit hinzugewonnen habe. Ich bin mit viel Zuversicht zu den Weltmeisterschaften nach Oberhof gereist und habe jedes Rennen als neue Herausforderung betrachtet. Mit Gold in der Verfolgung – meiner ersten WM-Einzelmedaille überhaupt – ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Es hat etwa zwei Jahre gedauert, die Lehren von Jean-Paul Giachino zu verinnerlichen. Was war die größte Änderung, die du an deiner Schießtechnik vorgenommen hast?
Es hat lange gedauert, bis ich meinen Liegendanschlag gefunden habe. Ich musste lernen, ruhig und geduldig mit dem Gewehr zu bleiben. Für mich bestand die wichtigste Anpassung darin, das Ziel gut anzuvisieren, bevor ich die Patrone abfeure.
Du bestreitest deine siebte Saison im BMW IBU-Weltcup. Wie schätzt du deine Fortschritte in dieser Zeit ein?
Ich würde es als kontinuierliche Weiterentwicklung bezeichnen. Manchmal konnte ich gute Rennen abliefern, hatte dann aber Probleme, meine Form auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Oftmals gab es für mich im Laufe einer Saison viel Auf und Ab. In diesem Jahr habe ich mein Schießen verbessert, was sich auch in den Ergebnissen widerspiegelt.
Was war das entscheidende Puzzleteil, um so gut zu werden?
Ich habe an Erfahrung hinzugewonnen. Mir gelingt es immer besser, die Wettkämpfe miteinander zu verknüpfen. Mein Schießen und meine Laufleistung sind auch konstanter. All das hilft mir, besser als im Vorjahr zu sein.
Das französische Publikum liebt den Sport und feiert seine Helden gebührend, lässt bei Misserfolgen aber auch seiner Enttäuschung freien Lauf. Die Grande Nation erwartet großartige Ergebnisse. Wie gelingt es dir, mit diesem Druck umzugehen? Kannst du ihn vielleicht sogar zu deinem Vorteil nutzen?
Ich bin Biathletin mit Leib und Seele. Ich betreibe den Sport in erster Linie für mich, weil er mir großen Spaß macht. Die französischen Fans sind manchmal etwas schwierig und sparen nicht mit Kritik. Aber ich richte den Fokus allein auf meine Karriere und meine Träume. Diese Herausforderung mag ich.
Bisher konnten drei Französinnen den Gesamtweltcup gewinnen. Zuletzt gelang dies Sandrine Bailly in der Saison 2004/05. Hast du eine dieser Athletinnen gefragt, wie sie das geschafft haben?
I haven't had the opportunity to chat with them. I try to keep it simple. I stay away from projecting the future. I concentrate on each race, one day at a time, one race at a time.
Wer hatte den größten Einfluss auf deine Karriere?
Als ich jünger war, habe ich Raphaël Poirée gern zugeschaut. Ich wollte ihm nacheifern und habe mir seinen Stil zum Vorbild genommen.
In den Sommermonaten arbeitest du viel mit Holz. Was ist für dich das Besondere daran?
Durch die Arbeit mit dem Holz kann ich an etwas anderes als Biathlon denken. Dabei ziehe ich mich komplett aus dem Wettkampfmodus zurück. Das ist ein toller Ausgleich zu meinem Leben als Leistungssportlerin.
Photo: IBU/C. Manzoni, B. Reichert