Das Blinkfestivalen ist das Urgestein der Sommershowwettbewerbe und reicht bis ins Jahr 2006 zurück, als Veranstaltungsleiter Arne Idland zum ersten Mal mit der Durchführung des Sommerevents beauftragt wurde. Idland ist auch heute noch verantwortlich. Blink ist insofern einzigartig, als dass es ursprünglich fürs Fernsehen konzipiert war und das auch heute noch ist, aber neben der Elite-Wettkampfshow ist es eine sportliche Werbe- und Unterhaltungsveranstaltung mit Kindercamps und täglichen Wettkämpfen sowie drei abendlichen Musikkonzerten. Einzigartig ist auch die Tatsache, dass alles kostenlos ist und das Publikum dank der zahlreichen Sponsoren, die die Veranstaltung finanzieren, die großen Stars umsonst hautnah erleben kann.
Nach dem Lysebotn Opp, einem anstrengenden, 7,5 km langen Anstieg mit 10 % Steigung und 27 Haarnadelkurven, folgt ein Tag mit Langlaufrennen über 50 und 25 km für Profis und Amateure, gefolgt von einigen kürzeren Rennen für Jugendliche und Junioren.
Der Biathlon steht am Freitag im Mittelpunkt und beginnt mit dem Schießduell. Dieser stets unterhaltsame Wettkampf besteht aus einer Reihe von Vorläufen für Männer und Frauen, bis der beste Mann und die beste Frau bei einem fast schon wildwestlich anmutenden Showdown antreten. Nach diesem Aufwärmwettbewerb stehen die Supersprints im Mittelpunkt des Geschehens, deren Finale um 18:55 Uhr Ortszeit beginnen. Das diesjährige Feld ist mit acht der zehn besten Männer der Weltcup-Gesamtwertung der letzten Saison außergewöhnlich stark besetzt. Die Nummer eins, Johannes Thingnes Bö, lässt Blink ausfallen, aber sein Teamkollege und Rivale, Nummer zwei, Sturla Holm Lægreid, steht ebenso auf der Startliste wie Tarjei Bö und der frisch verheiratete Johannes Dale.
Für Lægreid ist Blink etwas Besonderes, weil ihn die Atmosphäre an den Weltcup erinnert. Gleichzeitig ist der Sprung ins Renngeschehen ein Schock, da die Athleten nach einer langen Trainingsphase plötzlich unter Wettkampfdruck stehen. "Es erinnert gewissermaßen an den Winter, mit den Zuschauern, dem Lärm, dem Trikot und der Aufregung. Es ist, als würde man ins kalte Wasser springen, vom lockeren sommerlichen Training ohne Druck zum plötzlichen Wettkampf und allem, was dazu gehört. Ich hoffe, ich kann mich in der Hitze des Gefechts an meine Routine erinnern und mich auf meine Instinkte verlassen. Ein Podestplatz an einem der beiden Tage würde mein Selbstvertrauen für die nächste Trainingsperiode stärken, aber auch, wenn es nicht klappt, würde es mich dazu motivieren, noch besser zu trainieren!"
Sein Teamkollege Tarjei, der schon bei vielen Blink-Sommerwettkämpfen teilgenommen hat, denkt ähnlich über diese jährlichen Wettbewerbe: "Das Beste an den Wettkämpfen in Blink ist, dass man nach monatelangem Training endlich einen Adrenalinschub bekommt. Man wird an seine Fähigkeiten erinnert, und ich nutze diese Wettkämpfe oft, um mich auf das wichtige Herbsttraining einzustellen.”
Doch sowohl beim Supersprint am Freitag als auch beim Massenstart am Samstag heißt der Mann, den man im Auge behalten muss, "Mr. Blinkfestivalen" Vetle Sjåstad Christiansen. Christiansen hat das Triple geschafft: Schießduell, Supersprint und Massenstart im Jahr 2021, beide Rennen im Jahr 2022, und wird diese Woche versuchen, das dritte Mal zu siegen. Letztes Jahr gestand Christiansen, dass er die "knappen Duelle und den Druck durch die Zuschauer" liebe und beides ein Adrenalinkick für ihn sei.
Obwohl die Norweger als Zuschauerliebling gelten, werden Vetle, Sturla und Co. alle Hände voll zu tun haben mit den Franzosen, Deutschen und dem Ukrainer Dmytro Pidruchnyi, der zum ersten Mal bei Blink antritt. Quentin Fillon Maillet und Emilien Jacquelin führen das französische Team an, für das Blink der Abschluss des jährlichen Trainingslagers in Norwegen ist. Wie Frankreich veranstaltet auch Deutschland ein zweiwöchiges Trainingslager in Norwegen, das mit den Blink-Wettkämpfen endet. Mit dem schnellen und stets starken Benedikt Doll und dem treffsicheren Roman Rees verspricht Blink einen Showdown wie bei einem typischen BMW IBU Weltcup.
Doll geht davon aus, dass die Wettkämpfe angesichts des großen Teilnehmerfeldes hart werden, aber er wird sich auf den Schießstand konzentrieren: "Auch wenn jede Nation in ihrem Training an einem anderen Punkt steht, will jeder sein Bestes (in den Wettkämpfen) geben. Für mich ist es sehr wichtig zu sehen, ob mein neues Gewehr und meine neuen Schießfertigkeiten gut funktionieren. Es ist immer gut, das im Wettkampfstress zu testen. Ich bin überrascht, dass acht der zehn besten Männer am Start sein werden, also denke ich, dass es ein harter Kampf wird; das Wichtigste wird sein, schnell und sauber zu schießen. Auf der Strecke erwarte ich keine allzu großen Unterschiede, aber wir werden sehen."
Das Blink-Programm endet nach einer Qualifikationsrunde mit den Massenstart-Finals am frühen Abend. Auch wenn alle Augen auf Christiansen gerichtet sein werden, sollte er den Supersprint erneut gewinnen, dürften sowohl der Massenstart der Frauen als auch der Supersprint hochinteressant werden. Hier wird die Rückkehr der Olympiasiegerin im Massenstart, Justine Braisaz-Bouchet, die im vergangenen Winter wegen Mutterschaft pausierte, für Furore sorgen. Sie und der französische Ausnahmestar Lou Jeanmonnot werden gegen die Weltcup-Gesamtsechste Ingrid Landmark Tandrevold antreten, die bei Massenstarts schon oft auf dem Podest stand.
Die deutschen Damen werden beim Blink derweil definitiv Druck auf die französischen und norwegischen Teams ausüben. Dazu gehört die frühere IBU-Cup-Gesamtsiegerin Vanessa Voigt. Franziska Preuss, die in der letzten Saison aus gesundheitlichen Gründen pausiert hat, wird mit ihrer stets hervorragenden Schießleistung den Druck auf ihre Konkurrentinnen erhöhen. Das spannendste Duell bei den Frauen dürften jedoch zwei Juniorinnen bestreiten: Deutschlands Nachwuchsstar Selina Grotian und ihre norwegische Altersgenossin Maren Kirkeeide. Die 19-jährige Grotian gewann vier Goldmedaillen bei der IBU JJWM, während die 20-jährige Kirkeeide drei Einzel- und drei Mixed-Staffelsiege im IBU-Cup feierte und in der Gesamtwertung den vierten Platz belegte. Das Duell könnte ein Vorgeschmack auf künftige Kämpfe ums Podest beim BMW IBU Weltcup sein.
Wer auch immer auf dem Podest stehen wird, das Blinkfestivalen wird ein unterhaltsamer Hochsommer-Auftakt für die Rollerski-Saison 2023 sein."
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Archiv