„Fantastisch…ich hab diesen Winter genossen“
Braisaz-Bouchet war von ihrem Sieg überrascht und freute sich riesig darüber, ihre erste kleine Kristallkugel in Empfang zu nehmen. „Es ist unglaublich. Mein Leben ist wie ein Buch. Ich weiß es (das Geheimnis meines Erfolgs) nicht. Ich habe diesen Winter sehr genossen. Es war fantastisch. So etwas Tolles hätte ich mir nicht träumen lassen.“
„Vor dem letzten Stehendschießen glaubte sie nicht an den Sieg, aber „ich habe auf eine Chance vertraut. Ich liebe diese Strecke… Ich wusste, 10 Mädels kämpfen um das Podium. Also habe ich einfach meine Chance ergriffen. Ich habe mich auf meine Ziele konzentriert und hatte Spaß beim Schießen. Ich habe einen kurzen Blick auf die anderen Scheiben geworfen und gesehen, dass die anderen Mädels je einen Fehler geschossen hatten. Ich wusste, es würde schwer werden, aber ich war glücklich.“
Die Schwedin Linn Persson überholte im Zielsprint ihre Teamkollegin Elvira Oeberg. Sie wurde mit einem Rückstand von 13,6 Sekunden Vierte. Oeberg landete 13,7 Sekunden hinter der Siegerin auf Rang fünf. Die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold landete 14,1 Sekunden hinter Braisaz-Bouchet auf Platz sechs. Alle drei Damen schossen zwei Fehler.
Marte Olsbu Roeiseland krönte ihre Saison mit dem dritten Platz im Massenstart und konnte auch endlich den Preis für die beste Saisonleistung entgegen nehmen: die Große Kristallkugel für die Weltcupgesamtwertung. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich denke, die Große Kristallkugel ist der größte Preis, den man im Biathlon gewinnen kann. Einer der Athleten zu sein, die es geschafft haben, ist verrückt. Ich habe so lange dafür gearbeitet. Ich habe es letztes Jahr schon versucht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es dieses Jahr schaffe. Olympia war mein größtes Ziel. Ich habe den Weltcup in Antholz ausgelassen und es hat trotzdem gereicht. Ich bin einfach glücklich.“
Elvira landete in der Massenstartwertung hinter Braisaz-Bouchet auf Rang zwei. Sie hatte nur 2 Punkte weniger als die Französin. Doch auch die Schwedin beendete die Saison mit einer Auszeichnung. Sie gewann das Blaue Trikot für die beste U25-Athletin. Auch im Gesamtweltcup kam sie hinter Olsbu Roeiseland auf Platz zwei.
Der letzte Tag der Saison war so sonnig und angenehm wie die vergangenen zwei Renntage. +8°C, der übliche Wind am Schießstand und Tribünen voller jubelnder Fans, die zum letzten Mal sehen wollten, wie die besten 30 Damen ihre Kräfte messen. Der große Preis am heutigen Tag war die Kristallkugel für die Massenstartwertung. Wer sie gewinnen wollte, musste heute als Siegerin ins Ziel kommen. Elvira führte das Feld zum ersten Stehendschießen hin an. Julia Simon schoss am schnellsten fehlerfrei und setzte sich vor die anderen 12 perfekt schießenden Athletinnen. Olsbu Roeiseland, Hauser, Dorothea Wierer und Preuss folgten der Französin aus dem Stadion heraus.
Die Trägerin des Gelben Trikots führte das Feld zum zweiten Liegendschießen, musste aber einmal in die Strafrunde, während Elvira, Lisa Theresa Hauser und Persson fehlerfrei blieben. Die Österreicherin lag an der Spitze. Wierer traf ebenfalls alles, lag aber vier Sekunden zurück. Acht weitere Damen räumten auch alle fünf Scheiben ab.
Bei Kilometerpunkt 5,9 gab Persson den Takt des Führungstrios an. Wierer fiel etwas weiter zurück und lief allein auf Rang vier. Am Schießstand stellte sich Elvira auf Bahn ein, verfehlte aber eine Scheibe. Hauser traf, während auch Persson in die Strafrunde musste. Wierer zeigte eine saubere Schnellfeuereinlage und sprang auf Rang zwei. Olsbu Roeiseland schaffte fünf Zentrumstreffer und schob sich vier Sekunden hinter die Italienerin, die wiederum 16 Sekunden hinter Hauser lag.
Die Trägerin des Gelben Trikots lief mit Vollgas hin zum letzten Schießen, überholte Wierer und versuchte die Lücke zu Hauser zu schließen. Sie war nicht allein. Vier andere Damen lagen innerhalb von 20 Sekunden hinter der Führenden. Zum letzten Mal in dieser Saison kamen die Damen an den Schießstand. Hauser schoss schnell, setzte ihren letzten Schuss aber daneben. Die Norwegerin tat es ihr gleich sowie die anderen Athletinnen. Nur Braisaz-Bouchet behielt eine weiße Weste und setzte sich an die Spitze. Hauser lag nach einer schnellen Strafrunde nur 5,6 Sekunden hinter ihr. Die fehlerfrei gebliebene Janina Hettich war auf Rang drei.
1,6 km vor dem Ziel lag die Olympiasiegerin im Massenstart 12 Sekunden vor ihren Verfolgern. Preuss legte einige Sekunden zwischen sich und Hauser, die nun knapp vor Elvira und Olsbu Roeiseland lag. Die Schwedin und die Norwegerin kämpften um die letzten Podiumsplätze. Die Französin sicherte sich unangefochten ihren zweiten Massenstartsieg der Saison. Auf den letzten 150 Metern lächelte sich und winkte den Fans zu. Preuss verteidigte Rang zwei und Olsbu Roeiseland sicherte sich Platz drei.
Preuss beendete eine Saison voller Verletzungen und Covid-Erkrankungen mit einem starken zweiten Platz. „Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Rennen… Es war ein harter Kampf und sehr schwierig, cool zu bleiben. Der Sprint war ein Desaster. Aber ich hatte heute keinen Druck. Ich wollte einfach Biathlon machen und Spaß haben. Zweite zu werden, bedeutet mir viel.“
Fotos: IBU/Christian Manzoni