Während der letzten zwei Monate konnten die Biathlonstars sehen, ob sich ihr Frühlings- und Sommertraining ausgezahlt hat. Bei mehreren nationalen und internationalen Veranstaltungen in Europa testeten Eckhoff, Wierer, Boe und Co. ihre Form und maßen sich mit der Konkurrenz auf Rollerskiern. Während die Biathlongrößen auf dem Weg zum Blinkfestivalen waren, konzentriert sich der Neuseeländer Campbell Wright auf einen anderen Wettkampf: die Club Championships zu Hause in Wanaka.
Wanaka, eine Stadt mit 10.000 Einwohnern in den Südlichen Alpen von Neuseeland, ist die Heimat des einzigen Langlaufzentrums des Landes (Snow Farm) und der einzigen Biathlontrainingsanlage. Für Wright, der sich selbst und die Biathlonwelt mit Platz fünf im Kurzen Einzel beim IBU Cup in Arber letzten Januar überraschte, ist die vertraute Umgebung eine willkommene Abwechslung von den Übersee-Wettkämpfen.
„Die Wettkämpfe in Neuseeland gehören zu meinen Lieblingsrennen, denn es herrscht weniger Leistungsdruck. Hier machen gute und schlechte Rennen Spaß. Es ist cool zu beobachten, wie die Kinder gegeneinander antreten und ihre ersten Schritte in der Biathlonwelt unternehmen.“
Biathlon auf der anderen Seite der Welt
Wright kann nur einige Wochen im Jahr auf Skiern verbringen, denn die Winter in Neuseeland sind vergleichsweise kurz (Juli bis Mitte September). Daher wechselt er oft zwischen Skiern und Rollerskiern während der (europäischen) Sommersaison.
„Ich bin ziemlich viel Rollerski gefahren. Ich stehe immer auf Rollerskiern, wenn ich nicht Schnee unter den Füßen habe. Es ist wichtig, vor den Wettkämpfen in Europa in die richtige Laufform zu kommen.“
Tim David, Vorsitzender des Wanaka Biathlon Club und Präsident des neuseeländischen Biathlonverbands, sowie die anderen Vereinsmitglieder haben Wrights Rennen während der letzten Jahre verfolgt.
„Wir sind unheimlich stolz auf Campbell und lieben es, seine Rennen in Europa online zu schauen. Es ist fantastisch, ihn täglich beim Training in Snow Farm dabeizuhaben. Er inspiriert unsere jüngeren Athleten und Trainer."
Grass Roots und Engagement
Wright begann seine Ski- und Biathlonkarriere in Snow Farm in Wanaka im Alter von 10 Jahren. Dank der Arbeit im Breitensport innerhalb des Clubs konnte er dorthin gelangen, wo er heute ist. Einige engagierte Familien und Vereinsmitglieder entwickelten den Biathlonsport in Wanaka.
„Vor zwanzig Jahren entschieden sich die Einheimischen, mithilfe des Expertenwissens der IBU einen Biathlonschießstand in Snow Farm zu bauen. Die zehn Schießbahnen mit nechanischen Scheiben sind nicht der neueste Standard, aber der Stand liegt wunderbar – gleich neben den Loipen in allen Schwierigkeitsgraden“, erklärt David.
Wenn Wright über seine Liebe zu seinem Sport erzählt, spricht er voller Dankbarkeit von seinem Verein und der Atmosphäre in Wanaka.
„Wanaka wird durch seine Menschen zu etwas Besonderem. Jeder einzelne in Snow Farm hält gern ein Schwätzchen mit dir und ist unglaublich nett“, sagte der 19-Jährige, „Deshalb mochte ich Biathlon als Kind so sehr. Ich habe mich in Snow Farm immer wohl gefühlt.“
Biathlon is weiterhin ein nicht zu bekannter Sport in Neuseeland, in dem Rugby und andere Sportarten die nationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Gerade deswegen bemühen sich David und der Club weiter darum, dass es mehr Trainings-Gelegenheiten fürs Biathloninteressierte jeden Alters gibt.
„Der neuseeländische Biathlonverband und der Wanaka Biathlon Club arbeiten hart, um den Sport auch zukünftig auf Jugend- und Erwachsenenebene voranzutreiben. Wir investieren viel Zeit und Mühe in unser Training und das Jugendskiprogramm und überlegen, wie wir am besten im Tal und das ganze Jahr über trainieren können. Wir sind eine kleine Gruppe bestehend aus netten Enthusiasten, aber wir verfügen mittlerweile auch über mehr Expertenwissen.“
Konzentration auf Peking
Für Campbell Wright geht die Vorbereitung auf die Biathlonsaison weiter: Der Winter auf der Südhalbkugel ist erst einmal vorbei, aber Wright will auf lange Sicht Neuseeland bei den Olympischen Winterspielen in Peking 2022 vertreten – zwei Jahre, nachdem er die Fahne für sein Land bei der Jugendolympiade in Lausanne tragen durfte.
„Meine Ziele für die kommende Saison hängen von meiner Form und davon, wo ich die meisten Wettkämpfe bestreiten werde, ab. Aber mein Hauptziel sind die Jugend- und Juniorenweltmeisterschaften in Soldier Hollow (USA). Außerdem will ich versuchen, genügend Punkte zu sammeln, um an den Olympischen Spielen in Peking teilnehmen zu dürfen.“
Ganz gleich, wie Wright sich in diesem Winter schlägt. Er kann sicher sein, dass sein Heimatverein in Wanaka hinter ihm steht – mit der Hoffnung, dass in Zukunft mehr junge Athleten aus Neuseeland Wright auf seinen Weg in der Biathlonwelt begleiten.
Photos: Harald Deubert/IBU, Campbell Wright