Vittozzi besiegelte ihren Sieg mit zwei sauberen Stehendschießen, während viele ihrer Konkurrentinnen Probleme bekamen, als der Wind am warmen Nachmittag drehte. Nachdem sie das erste Stehendschießen mit Leichtigkeit absolviert hatte, lag die Italienerin 30 Sekunden in Führung. Fünf weitere perfekte Schüsse brachten ihr den Sieg mit 45 Sekunden Vorsprung ein.
Es war nach 2019 ihr zweiter Sieg in Wiesbaden. Sie sagte dazu: „Ich mag diesen Ort. Ich erinnere mich noch an das letzte Mal, als ich hier war. Es war wunderbar. Wir hatten so viele Zuschauer. Es war ein guter Tag für mich. Ich habe das Rennen genossen, trotz des warmen Wetters.“
In Hinblick auf ihre letzte Runde ohne jemanden in Sichtweite sagte sie: „Allein hat man weniger Druck. Ich habe es bis ins Ziel genossen. Ich bin wirklich glücklich über mein Rennen.“
Laegreid dominierte, genauso wie Vittozzi, dank seines großartigen Schießens das Elite-Feld. Nach dem letzten Stehendschießen hatte auch er einen Vorsprung von 45 Sekunden auf den Rest des Feldes. Der Norweger genoss die Schlussrunde, klatschte mit Fans ein und kam so gerade noch mit einem Vorsprung von weniger als zehn Sekunden ins Ziel.
Glücklich über seinen Sieg sagte er: „Endlich weiß ich, wie sich Johannes Boe fühlt. Vorn zu liegen und darauf zu warten, dass die anderen einen einholen. Ich habe fehlerfrei geschossen und habe heute eine sehr gute Biathlonleistung gezeigt. Ich bin super glücklich. Es ist erst August. Es sind noch 100 Tage bis zum Saisonstart und ich habe noch einiges an Arbeit vor mir. Aber das Niveau ist schon sehr hoch.“
Über sein Sommertraining sagte Laegreid: „Ich bin dort, wo ich sein wollte. Ich war etwas unsicher nach krankheitsbedingten Ausfällen im Sommer. Im Trainingsplan stehen nicht so viele Stunden, wie ich gern sehen würde. Aber ich hatte einige gute Einheiten im Blink-Camp. Hier in Wiesbaden scheine ich gut in Form zu sein, auch schießtechnisch. Unter Druck konzentriere ich mich noch mehr.“
Er fuhr fort: „Es ist anders als unsere Winterrennen, aber ein gutes Training für das, was uns erwartet… Ich bin froh, hier angetreten zu sein und so gut abgeschnitten zu haben. Das baut mein Selbstvertrauen für den Winter auf.“
Hinter Vittozzi begeisterte Anna Weidel die deutschen Zuschauer mit ihrem zweiten Platz und einem Rückstand von 1:00,8. Weidel gab zu, dass das Schießen nicht leicht gewesen war. „Es war sehr schwer. Ich fühlte mich, als wäre ich 30 Minuten lang in der roten Zone gewesen. Bei dieser Herzfrequenz ist das Schießen nicht einfach. Es hat in der Qualifikation nicht so gut geklappt, aber im Finale lief es besser.“
Platz drei ging an Lou Jeanmonnot, die beim Blinkfestivalen letzten Samstag ebenfalls Dritte geworden war. Sie lag 1:05,8 zurück. Ähnlich wie Vittozzi sagte auch der aufgehende Stern am französischen Biathlonhimmel: „Es war sehr heiß, aber es macht Spaß, vor all diesen Zuschauern zu laufen!“
Der Deutsche Roman Rees belegte wie seine Teamkollegin Weidel Rang zwei, knappe 7,2 Sekunden hinter Laegreid. Rees hatte während des Rennens auf der Strecke und am Schießstand eine starke Leistung gezeigt, doch beim letzten Stehendschießen bekam er Probleme. „Ich war nicht nervös, sondern sehr darauf konzentriert, alle fünf Scheiben zu treffen. (Nachdem ich den letzten Schuss verfehlt hatte), nahm ich die Waffe herunter und mir wurde klar, dass es daneben gegangen war. Dann nach den Nachladern zu greifen, lässt dich zittrig werden. Ich habe meinen Fokus eingebüßt und es war schwer, mich wieder zu konzentrieren. Ich hatte große Probleme mit dem letzten Schuss. (Doch) Es war ein gutes Training, denn ich musste eine Schlussrunde wie im Weltcup zeigen… Es ist wie eine Show, aber man will so gut wie möglich abschneiden. Ich bin sehr zufrieden mit dem zweiten Platz.“
Der ehemalige Sieger von Wiesbaden, Tarjei Boe, wurde Dritter mit einem Rückstand von 19,1 Sekunden.
Die meisten Fans freuten sich beim City Biathlon auf das große Abschiedsrennen mit Denise Herrmann-Wick, Marte Olsbu Roeiseland, Tiril Eckhoff, Vanessa Hinz, Maren Hammerschmidt und Karolin Horchler. Und es ging… nur um den Spaß.
Die hochschwangere Olsbu Roeiseland schoss nicht liegend. Ihre ehemalige Teamkollegin übernahm dies für sie – und setzte alle fünf Schüsse daneben. Eckhoff witzelte im Ziel darüber: „Ich bin sehr glücklich. Ich bin nach Deutschland geflogen, um fünfmal liegend nicht zu treffen!“ Die Menge liebte sie dafür. Das Rennen war ein gelungener Abschied für einige der größten Stars des vergangenen Jahrzehnts.
Fotos: IBU/Nordic Focus