Da die Olympischen Winterspiele 2026 nicht mehr allzu weit entfernt sind, haben einige Nationen wie Tschechien, Österreich, Slowenien, die Schweiz oder die Ukraine Veränderungen auf der Trainerposition vorgenommen. Frankreich hingegen konnte einen wichtigen Erfolgsfaktor weiter an sich binden.
Jean-Paul Giachino, Schießtrainer der französischen Frauen, hat nach einem spektakulären Winter, in dem mit Julia Simon, Lou Jeanmonnot und Justine Braisaz-Bouchet gleich drei seiner Schützlinge die Weltcup-Gesamtwertung in den Top 5 beendeten, seinen Vertrag bis zur Olympiasaison 2025/26 verlängert. Der Coach, der den französischen Biathletinnen seit 15 Jahren die entscheidenden Tipps an der Waffe gibt, hat seinen Ruhestand erneut um ein paar weitere Jahre nach hinten verschoben. Zudem bleibt Patrick Favre sowohl Giachino als auch dem Schießtrainer der Herren, Jean-Pierre Amat, als Assistent erhalten.
In Frankreichs B-Kader wurden die Trainerinnen Rachel Demangeat und Claire Breton hingegen durch den Wachsexperten des Weltcup-Teams, Louis Deschamps, sowie durch Bastine Moretti ersetzt. Deschamps wird nach der Sommervorbereitung zum Weltcup-Team zurückkehren. Die Pläne des IBU-Cup-Teams für den Winter wurden derweil noch nicht präzisiert.
Zehn Monate vor den BMW IBU-Weltmeisterschaften in Lenzerheide gab es einen Wechsel an der Spitze des Biathlon-Trainerstabs von Swiss Ski. Nach sechs Jahren als Chefcoach des Schweizer Frauenteams stieg Sandra Flunger zur Cheftrainerin des gesamten Schweizer Teams auf. Damit leitet sie fortan die neu formierte Elite-Trainingsgruppe 1, in der die besten Männer und Frauen trainieren. Der Este Kein Einaste fungiert weiterhin als Fitness- bzw. Skitrainer. Flunger setzt auf einen ganzheitlichen Trainingsansatz, bei dem verschiedene Bewegungsabläufe und das Schießen im Mittelpunkt stehen. Unterdessen wechselt der Italiener Andreas Kuppelwieser vom IBU-Cup-Team als schießspezifischer Assistenztrainer in die erste Reihe. Im Rahmen dieser Strukturanpassung wurde die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Chefcoach der Schweizer Männer, Remo Krug, nicht verlängert.
Martin Janoušek übernimmt zukünftig die IBU-Cup-Gruppe von Kuppelwieser, während sich die vor einigen Monaten mit einem Vertrag ausgestattete Selina Gasparin um die Schweizer Nachwuchsteams kümmert.
Lukas Keel, Chef Biathlon beim Schweizer Verband, erklärte: „Wir sind überzeugt, dass wir mit dieser Umstrukturierung die richtigen Rahmenbedingungen schaffen konnten, um im Elitebereich die kommende Saison mit der Heim-WM 2025 in Lenzerheide bestmöglich in Angriff nehmen zu können.“
Der slowenische Verband hat die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Chefcoach Ricco Groß nach zwei Jahren beendet. In seiner Amtszeit gelang es dem Deutschen unter anderem, die ehemalige Langlaufspezialistin Anamarija Lampič von ganz unten auf Rang 17 in der Weltcup-Gesamtwertung zu führen. Dabei feierte sie bei ihren 49 Weltcupstarts fünf Top-10-Ergebnisse. Bis dato wurde die Chefcoach-Position in Slowenien noch nicht wieder neu besetzt.
Vergangene Woche machten Meldungen die Runde, dass Groß einen Zweijahresvertrag als Cheftrainer in Bulgarien unterzeichnet habe, wo er mit viel versprechenden Talenten wie Valentina Dimitrova, Blagoy Todev oder Lora Hristova zusammenarbeiten würde. Nach neuesten Informationen hat Groß allerdings in Bulgarien keinen Vertrag unterschrieben, sondern wechselt an den Biathlon-Stützpunkt in Lenzerheide.
Auch in der Ukraine gab es einen Wechsel: Der Vertrag mit dem Cheftrainer der Männer, Juraj Sanitra, wurde nicht verlängert. Dennoch war der Präsident des ukrainischen Biathlonverbandes, Ivan Krulko, voll des Lobes für den scheidenden Trainer aus der Slowakei: „Ich möchte Juraj Sanitra meine tiefe Dankbarkeit aussprechen. Er hat acht Jahre lang für unser Team gearbeitet und dazu beigetragen, dass sich zahlreiche Athleten auf Weltcup-Niveau beweisen durften.“
Nadija Bjelowa, die seit dem Jahr 2000 bereits mehrmals sowohl die ukrainischen Männer als auch die Frauen trainierte, ersetzt künftig Sanitra. Ihr größter Erfolg stammt aus dem Jahr 2014, als die Ukraine Olympiagold mit der Frauenstaffel gewann. Krulko weiter: „Nadija Bjelowa wird dem Team einen echten Motivationsschub verleihen.“
Schon vor dem Ende der letzten Saison verließ Tschechiens Schießtrainer Matthew Emmons das Team. Anfang des Monats wurden nun auch der langjährige Coach der Frauen, Egil Gjelland, sowie sein Assistent Jiří Holubec durch den Italiener Luca Bormolini sowie durch Lukáš Dostál ersetzt.
Gleichzeitig wechselte der dreifache Olympiamedaillengewinner und erfolgreichster Biathlet des Landes, Ondřej Moravec zu zum Männerteam um Michael Malek. In einer Pressemitteilung erklärte Moravec: „Ich habe gespürt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um zurückzukehren. In den zwei Saisonvorbereitungen bis zu den Olympischen Spielen können wir noch viel erreichen.“
Jiří Hamza, Präsident des tschechischen Verbandes, begründete die Wechsel wie folgt: „Nachdem die letzte Saison nicht so erfolgreich verlaufen ist, wie wir uns das vorgestellt hatten, mussten wir der Mannschaft neue Impulse geben.“
Reinhard Gösweiner, der zuvor auf allen Leistungsstufen in Österreich Trainer war, kehrt als Chefcoach der Frauen in den Weltcup zurück. Er ersetzt Markus Fischer, der sich künftig um das IBU-Cup-Team der Alpenrepublik kümmern wird. Gösweiner übernimmt ein viel versprechendes Team, dem unter anderem das große Talent Anna Gandler, Lisa Theresa Hauser sowie Anna Andexer, die bei den IBU-Weltmeisterschaften der Jugend und Junioren mit Edelmetall dekoriert wurde, angehören. Zu seiner neuen Position sagte Gösweiner: „Wir haben dieses Jahr eine große Trainingsgruppe und unser erstes Ziel wird es sein, alle Athletinnen auf eine gemeinsame Linie zu bringen. In der kommenden Saison möchten wir einen weiteren Schritt nach vorne machen, um dann bei unserem großen Ziel, den Olympischen Spielen 2026, möglichst gute Leistungen zeigen zu können.“
Das Trainerkarussell begann sich bereits vor Saisonende zu drehen, als Clément Dumont von seinem Posten als belgischer Chefcoach zurücktrat. Der viermalige Medaillengewinner bei Nachwuchs-Weltmeisterschaften und ausgebildete Physiotherapeut gab als Grund an, dass ihm der Spagat zwischen eigener Praxis und Biathlon immer schwerer fiel. Schließlich beschloss er, sich ganz auf seine Tätigkeit als Physiotherapeut zu konzentrieren und dem Biathlon adieu zu sagen.
Nachdem er zuletzt als Trainer der deutschen Juniorinnen gearbeitet hatte, ersetzt der sechsfache Weltcupsieger Andi Birnbacher künftig Peter Sendel als Trainer der Frauen im IBU-Cup. Birnbacher war maßgeblich am Aufstieg von Talenten wie Selina Grotian, Johanna Puff, Julia Kink oder Hanna Kebinger beteiligt. Alexander Wolff tritt im Nachwuchs die Nachfolge von Birnbacher an.
Mit diesen Änderungen sind die meisten Teams für den nächsten Zweijahreszyklus bis zu den Olympischen Spielen 2026 gerüstet.
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Archiv