Dabei gehen JT Bø und Sturla Holm Lægreid sowie Franziska Preuß und Lou Jeanmonnot mit unterschiedlichen Vorzeichen in die abschließenden Duelle. Zwar können theoretisch noch alle vier die begehrte Trophäe mit nach Hause nehmen, doch seit dem vergangenen Wochenende hat Sturla plötzlich die besten Karten. Demgegenüber verspricht die Entscheidung zwischen Franzi und Lou zu einem wahren Herzschlagfinale zu werden.
Lægreids Aussichten auf seinen ersten Weltcup-Gesamtsieg haben eine unerwartete Wende genommen, als JT nach Platz zehn im kurzen Einzel von Pokljuka krankheitsbedingt seine Koffer packte und abreiste. In Abwesenheit des Weltcup-Gesamtsiegers des Vorjahres feierte Sturla den dritten Platz im Massenstart, was ihm 60 zusätzliche Punkte einbrachte und seinen Vorsprung bei noch drei ausstehenden Rennen auf 104 Zähler vergrößerte. Mit einem Sieg in Oslo ist Lægreid nicht mehr von der Spitze zu verdrängen und mit jedem Rennen, das er vor JT beendet, baut er seinen Vorsprung aus. JT benötigt indes mindestens einen Sieg, um in der Verlosung zu bleiben. Mit einem Double aus Sprint und Verfolgung würde die finale Entscheidung erst im Massenstart fallen. Dies ist allerdings die „schwächste“ Disziplin von Johannes: In dieser Saison hat er noch keinen Massenstart gewonnen, wurde „nur“ dreimal Zweiter. Lægreid kann hingegen vier Podestplatzierungen bei den bisherigen fünf Massenstartrennen 2024/25 vorweisen.
Außerdem dürfte JT wegen seiner Erkrankung mit Trainingsrückstand zu kämpfen haben. Es bleibt daher abzuwarten, ob er mit vollem oder doch eher mit leerem Akku zu seinem Abschied antreten wird. Zudem hat Sturla mit 92 % die bessere Trefferquote gegenüber JT (87 %) und ist läuferisch sehr konstant. Zwar liegen noch nicht alle Karten auf dem Tisch, doch es wäre keine allzu große Überraschung, wenn am Sonntagnachmittag ein neuer Biathlon-König gekrönt wird.
Franziska Preuß oder Lou Jeanmonnot? Bei einem Abstand von gerade einmal 20 Zählern ist alles möglich. Mit ihren guten Ergebnissen in Sprint und Verfolgung von Nové Město hat die Französin das Blatt gewendet und mit ihrem Sieg im Massenstart von Pokljuka die Spannung aufs Äußerste getrieben. Am Schießstand liegt Preuß mit 92 % vor ihrer Kontrahentin (90 %). Dafür ist die Französin jünger und läuferisch stärker einzuschätzen. Beide Athletinnen waren in dieser Saison bisher äußerst konstant, wobei Jeanmonnot sieben Siege einfahren konnte, Preuß deren drei. Doch beide Kontrahentinnen hatten auch ihre Schwächephasen: Jeanmonnot patzte im Dezember in Annecy-Le Grand Bornand, Preuß hatte jeweils in Sprint und Verfolgung von Oberhof sowie vor zwei Wochen in Nové Město ihre Probleme.
Zum Saisonabschluss in Oslo werden Temperaturen von etwa 10 °C vorhergesagt. Damit könnten die weichen Schneebedingungen ebenfalls ein Faktor werden. Durch ihren Erfolg im Massenstart von Pokljuka dürfte Lou Jeanmonnot beflügelt sein, doch Franzi Preuß wird ihren Platz an der Spitze mit Sicherheit nicht kampflos hergeben. Die Spannung könnte kaum größer sein.
Freuen wir uns also auf den Schlussakt im BMW IBU-Weltcup 2024/25!
Fotos: IBU/Jaroslav Svoboda, Nordic Focus