Benedikt Doll gelingt in Antholz der große Wurf

Im letzten Schießen des Massenstart-Rennens von Antholz über 15 km blieb Benedikt Doll cool, räumte alle Scheiben ab und sicherte sich am Ende in 37:14,9 Minuten den Sieg vor Johannes Thingnes Boe. Der Norweger kam nach drei Strafrunden mit einem Rückstand von 31,3 Sekunden auf Rang zwei. Sein Landsmann Sturla Holm Laegreid kam nach ebenfalls drei Schießfehlern mit einem Rückstand von 1:28,8 Minuten als Dritter ins Ziel.

Unfassbar glücklich

Nach seinem ersten Erfolg überhaupt im Massenstart war Doll unfassbar glücklich: „Das Rennen war unglaublich. Ich hatte extrem gute Ski, das Team hat richtig gut gearbeitet. Am Schießstand hieß meine Devise, offensiv zu bleiben, aber ich wollte nicht so aggressiv wie in Ruhpolding agieren. Das hat wunderbar funktioniert.“

Schöne Schlussrunde

Zu seinem tadellosen letzten Schießen und seiner starken Schlussrunde sagte er: „Auf das Stehendschießen und die Schlussrunde bin ich echt stolz, schließlich konnte ich mich gegen Johannes Thingnes Boe behaupten. Jeder weiß, wie schnell er laufen kann. Als ich den Schießstand verließ, war ich etwas nervös. Mir war klar, dass ich in der ersten Rundenhälfte alles geben musste. Dann hieß es schauen, ob er den Rückstand verkürzt oder ob ich mich vielleicht weiter absetzen kann. Das war echt hart. Am langen Anstieg zur Huberalm merkte ich dann, dass er außer Reichweite war. Da konnte ich den Moment genießen.“

Wichtiger Erfolg für Selbstvertrauen und Karriere

Zu seinem großen Erfolg sagte Doll: „Es ist immer etwas Besonderes, ein Rennen zu gewinnen. Auf dem Podium zu stehen, ist schön. Aber zu gewinnen, das gibt dem Selbstvertrauen und der Karriere einen zusätzlichen Schub. Ich bin heute wirklich überglücklich.“

Der Franzose Antonin Guigonnat kam nach zwei Strafrunden mit 1:34,7 Minuten Rückstand auf den vierten Platz. Sivert Guttorm Bakken (Norwegen) sicherte sich nach drei Schießfehlern mit einem Rückstand von 1:35,2 Minuten Rang fünf. Der Finne Tero Seppala landete mit ebenfalls drei Strafrunden und 1:42,1 Minuten Rückstand auf dem sechsten Rang.

Zwölf Läufer eng beisammen

Bei ihrem letzten Einzelrennen vor Beginn der Olympischen Winterspiele wurden die Biathleten von bewölktem Himmel, leichtem Schneefall und teils starken Windböen am Schießstand empfangen. Auf dem Weg zum ersten Liegendanschlag kontrollierte JT Boe dicht gefolgt von Quentin Fillon Maillet das Tempo. Nach den ersten fünf Patronen führte dann allerdings Bakken vor Laegreid und dem Träger des Gelben Trikots. Dahinter folgten sieben weitere Starter mit einer Null. Auf dem Weg zur zweiten Runde lagen insgesamt zwölf Skijäger innerhalb von 18 Sekunden.

Dreikampf an der Spitze

Die drei Führenden kamen in unveränderter Reihenfolge zum zweiten Liegendanschlag, dicht gefolgt von JT Boe und Doll. Sowohl der Norweger als auch Doll räumten alle fünf Scheiben in schnellem Tempo ab, während ihre Hauptkonkurrenten in die Strafrunde mussten. Mit 9,8 Sekunden Rückstand ging Guigonnat als Dritter zurück in die Loipe. Doll, Guigonnat und der fünftplatzierte Tscheche Krcmar kamen als Einzige fehlerfrei durch den Liegendanschlag.

JT baut Führung aus

Bei der 8,7-Kilometer-Marke führte JT 5 Sekunden vor Doll, Guigonnat hatte bereits 32 Sekunden Rückstand. Beim ersten Stehendschießen handelten sich die beiden Führenden jeweils eine Strafrunde ein. Der Norweger schoss allerdings schneller und baute seine Führung auf 9 Sekunden aus. Auch das Verfolgerfeld patzte am Gewehr – ausgenommen Seppala, Laegreid und Krcmar, die jeweils fehlerfrei blieben und auf den Positionen drei, vier und fünf (26, 30 bzw. 36 Sekunden Rückstand) zurück auf die Strecke gingen. Zu diesem Zeitpunkt war Krcmar der einzige Starter mit 15 von 15 Treffern.

Sieben Sekunden in Front

Vor dem entscheidenden zweiten Stehendschießen hatte der dreimalige Gewinner der Weltcup-Gesamtwertung 12 Sekunden Vorsprung auf Doll herausgelaufen. Doch der Norweger verfehlte eine Scheibe, während der DSV-Athlet fünf Treffer setzte und mit 7 Sekunden Vorsprung auf die Schlussrunde ging. Das Verfolgerfeld hatte indes mit dem auffrischenden Wind zu kämpfen. Laegreid und Seppala handelten sich jeweils Strafrunden ein. Der Norweger ging als Dritter in die Loipe, gefolgt vom Finnen und Guigonnat, die 1:27 Minuten hinter der Spitze als Vierter und Fünfter auf die letzte Runde gingen.

Strahlender Doll fährt Sieg entgegen

Doll gab alles, um seine Führung auf der Schlussrunde auszubauen. 1,8 Kilometer vor dem Ziel lag er bereits 14,9 Sekunden vor JT Boe. Laegreid hatte ebenfalls ein solides Polster zu seinen Rivalen herausgelaufen und lag unangefochten auf Position drei (1:21 Minuten zurück). Doll ließ weiterhin nicht nach und holte weitere Sekunden auf den Norweger heraus, der die Verfolgung schließlich aufgab. Vor dem letzten Anstieg zum Biathlonstadion drehte sich Doll erstmals um, sah niemanden hinter sich und lief schließlich mit einem breiten Lächeln über den Zielstrich zu seinem ersten Sieg bei einem Massenstartrennen. Auf den Plätzen zwei und drei folgten die beiden Norweger JT Boe und Laegreid.

Großes Selbstvertrauen

JT Boe war zuversichtlich, das heutige Rennen gewinnen zu können: „Ich bin heute von Anfang an auf Sieg gelaufen. Vor dem Start war ich überzeugt, dass ich das Rennen gewinnen kann. Das Gefühl war stärker als sonst. Ich glaube, dadurch konnte ich eine gute Position herauslaufen. Ich war voll im Angriffsmodus.“

Herausforderung am Schießstand

Laegreid sagte, das Schießen heute gab einen guten Vorgeschmack auf die Olympiarennen im Februar: „In erster Linie wollte ich den Wettkampf heute genießen. Das ist ein bisschen wie in der Formel 1 – du musst Vollgas geben und dann aber ein wenig aufs Tempo achten, wenn du in Führung liegst. Ich wollte intelligent laufen und das Tempo nur an den entscheidenden Stellen forcieren.“ Beim letzten Schießen hatten die Athleten durchaus mit unterschiedlichen Windverhältnissen zu kämpfen. Laegreid erwischte im Gegensatz zu den beiden Führenden heftige Böen. „Anders als Benedikt Doll hatte ich so meine Schwierigkeiten. Vielleicht wollte der Wettergott mir diese Herausforderung stellen, um mir einen Vorgeschmack auf Olympia zu geben. Dort wird es auch sehr windig sein. Daher konnte ich heute wertvolle Erfahrungen sammeln, die die Jungs ganz vorn nicht hatten. Mal sehen, ob mir das bei Olympia hilft.“

Photos: IBU/Thibaut

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