Eckhoff müde und überglücklich
Tiril Eckhoff fühlte sich etwas müde und hatte zu kämpfen, die ganze Zeit allein vorneweg zu laufen: „Ich freue mich sehr, wieder ganz oben auf dem Podium zu stehen. Ich wollte den Sieg heute unbedingt, daher bin ich überglücklich. Das letzte Schießen war natürlich schlecht. Ich war ziemlich müde und es war hart, vorne allein zu laufen. Beim letzten Schießen war ich nicht mehr voll fokussiert und es war daher etwas holprig. Am Ende hatte ich das nötige Glück auf meiner Seite.“
Eckhoffs Teamkolleginnen Marte Olsbu Roeiseland und Karoline Offigstad Knotten kamen nach drei bzw. einer Strafrunde auf die Ränge vier und fünf (35,8 bzw. 43,5 Sekunden zurück). Anais Chevalier-Bouchet (Frankreich) erreichte nach drei Schießfehlern mit 54,3 Sekunden Rückstand als Sechste das Ziel.
Durch ihren vierten Platz am heutigen Tag sicherte sich Marte Olsbu Roeiseland erstmals die Disziplinwertung in der Verfolgung.
Im Verfolger warteten Sonnenschein und Temperaturen um den Gefrierpunkt auf die Starterinnen. Denise Herrmann kam als Führende zum ersten Liegendschießen. Bei leichtem Wind verfehlte sie eine Scheibe, während Eckhoff behutsam alle fünf Ziele abräumte und die Spitzenposition übernahm. Trotz ihrer Strafrunde ging Herrmann 22 Sekunden hinter der Norwegerin als Zweite zurück auf die Strecke, dicht gefolgt von Stina Nilsson, die ebenfalls einmal kreiseln musste. Mit über 30 Sekunden Rückstand folgten die fehlerfrei gebliebenen Voigt und Persson.
Auf der nächsten 2-km-Runde verteidigte Eckhoff ihre Führung – bis zum zweiten Liegendanschlag konnten Herrmann und Nilsson nur wenige Sekunden auf die Norwegerin gutmachen. Am Schießstand lieferte Eckhoff eine souveräne Vorstellung ab, erhöhte mit jedem Treffer die Schlagzahl und traf einmal mehr alle fünf Scheiben. Herrmann verbuchte eine etwas schnellere Schießzeit und blieb tadellos, während Nilsson einmal in die Strafrunde musste und auf Rang fünf zurückfiel. Auf Position drei schob sich unterdessen Chevalier-Bouchet, die nach einer Strafrunde im ersten Durchgang diesmal fehlerfrei blieb. Voigt verteidigte nach zehn von zehn Treffern mit 40 Sekunden Rückstand Rang vier.
Vor dem ersten Stehendschießen behielt Eckhoff ihr stetes Lauftempo bei, um Energie zu sparen. So konnte Herrmann den Rückstand etwas verkürzen; drei Sekunden dahinter kam Chevalier-Bouchet zum Schießstand. Dieses Mal schoss die Norwegerin ziemlich aggressiv und stellte ihr Trefferkonto auf 15 von 15 Scheiben. Ihre französische Kontrahentin ging als Zweite zurück auf die Strecke, nachdem sich Herrmann eine weitere Strafrunde einhandelte und 44 Sekunden zurückfiel. Nach ihrem dritten fehlerfreien Schießen des Tages schob sich Wierer 55 Sekunden hinter der Führenden auf den vierten Platz, knapp vor der ebenfalls tadellosen Voigt.
Während Eckhoff vorn ihr eigenes Rennen lief, zog Herrmann an der berühmten „steilen Wand“ an Chevalier-Bouchet vorbei. Auch Wierer und Voigt holten sichtbar auf. Mit über 40 Sekunden Vorsprung kam Eckhoff zur letzten Schießeinlage des Tages, wo sie die erste und auch die letzte Scheibe stehen ließ. Herrmann schoss schnell, verfehlte allerdings das letzte Ziel. Wierer räumte im vierten Durchgang erneut alle fünf Scheiben ab und ging als Zweite auf die Schlussrunde (+14 Sekunden), Herrmann (+22 Sekunden) folgte als Dritte. Mit 45 bzw. 48 Sekunden Rückstand gingen Knotten und Olsbu Roeiseland zurück in die Loipe.
Auf der Schlussrunde ließ Eckhoff nichts mehr anbrennen und lief souverän ihrem ersten Saisonerfolg entgegen. Beim Überqueren der Ziellinie strahlte die Norwegerin übers ganze Gesicht und riss vor Freude die Stöcke in die Höhe. Hinter ihr komplettierten Wierer und Herrmann das Podium.
Wierer hielt Podium nicht für möglich
Nachdem Dorothea Wierer im gestrigen Sprint zweimal danebenschoss, gehörte sie heute zu den wenigen fehlerfreien Athletinnen: „Ich war voll fokussiert und wollte vor allem sicher und nicht zu schnell schießen. Gestern hatte ich etwas Pech, da der Wind genau dann auffrischte, als ich an den Schießstand kam, und sich nach mir wieder legte. Heute waren die Bedingungen gut, wobei ich nicht für möglich gehalten hätte, mit Startnummer 17 noch aufs Podium zu laufen. Vor mir waren so viele gute Athletinnen. Daher bin ich über das Ergebnis sehr glücklich.“ Auf der Schlussrunde musste sie befürchten, von der schnellen Denise Herrmann eingeholt zu werden: „Denise ist eine sehr gute Sprinterin, daher wollte ich einen Zielsprint vermeiden.“
Denise Herrmann freute sich nach dem zweiten Podestplatz in Folge über ihre gute Leistung: „Ich wusste, dass hinter mir einige starke Athletinnen waren. Daher wollte ich gut starten und dann mein eigenes Rennen laufen. Nach meinem Schießfehler bemerkte ich, dass auch die anderen ein paar Probleme hatten. In der Loipe habe ich mich richtig gut gefühlt und war am Schießstand auf jedes einzelne Ziel fokussiert. Bei der fünften Scheibe im letzten Stehendschießen war ich etwas zu schnell am Abzug. Die Schlussrunde war ein guter Kampf und ich bin mit meinem Wochenende sehr zufrieden.“
Fotos: IBU / Christian Manzoni