Elvira Oeberg gewinnt Massenstart in Otepää

Elvira Oeberg holte sich trotz eines Fehlers im Liegendanschlag den Tagessieg im Massenstartrennen der Frauen über 12,5 km. Beim letzten Stehendanschlag blieb sie fehlerfrei und ging gemeinsam mit der Norwegerin Marte Olsbu Roeiseland auf die Schlussrunde. Dabei suchte die Schwedin ihr Heil in der Offensive, setzte sich vom Rest des Feldes ab und sicherte sich in 34:41,6 Minuten den zweiten Massenstarterfolg ihrer Karriere. Zweite wurde Denise Herrmann, die sich nach zwei Strafrunden im Zielsprint gegen Olsbu Roeiseland (ein Schießfehler) durchsetzte. Die beiden kamen 4,5 bzw. 4,8 Sekunden hinter der Siegerin ins Ziel.

Für Elvira war alles möglich

Elvira Oeberg hatte sich fest vorgenommen, wieder aufs Podium zu kommen. Am Ende verhalf ihr das starke Stehendschießen zum Erfolg: „Das hat viel Spaß gemacht. Die Fans waren fantastisch heute. Sie haben uns überall an der Strecke jede Runde angefeuert. Die estnischen Zuschauer sind wirklich großartig. Mein Ziel war, wieder aufs Podium zu laufen. Mit meinen letzten Einzelrennen war ich nicht vollends zufrieden, da war noch Luft nach oben. Daher wollte ich es heute besser machen und ein gutes Rennen abliefern. Als ich liegend nur einmal danebenschoss, wusste ich, dass alles möglich war. Stehend lief es schon die gesamte Saison richtig gut bei mir, daher hatte ich ein gutes Gefühl. Das war heute der Schlüssel.“

Fans mit Energieschub

Obwohl sie in der letzten Runde sichtbar davonzog, erlebte Elvira Oeberg ein schwieriges Rennen: „Die Schlussrunde war hart, weil ich genau wusste, wer mir da auf den Fersen ist. Die Fans waren heute wirklich fantastisch. Ich glaube, sie haben mir an den Anstiegen die entscheidende Energie gegeben.“

Linn Persson (Schweden) landete nach einer Strafrunde mit 5,9 Sekunden Rückstand auf Rang vier und feierte damit ihr bestes Saisonergebnis. Fünfte (8,1 Sekunden zurück) wurde Franziska Preuss, die vor dem letzten Stehendschießen noch in Führung lag, sich dann aber ihren einzigen Fehlschuss leistete. Mit Vanessa Voigt (13,8 Sekunden zurück, null Fehler) landete eine weitere DSV-Athletin auf Rang sechs.

Blauer Himmel, gute Schießleistungen

Wie schon die Männer erlebten auch die Frauen bei ihrem Rennen strahlenden Sonnenschein und fast frühlingshafte Bedingungen. Auch der Wind hielt sich sehr zurück, sodass eine gute Schießleistung der Schlüssel zum Erfolg sein würde. Nach dem Start setzten sich die Oeberg-Schwestern am steilen Anstieg hinter dem Stadion an die Spitze des Feldes. Vor dem ersten Liegendanschlag des Tages übernahm dann allerdings Braisaz-Bouchet die Führung. Analog zu den Männern blieben beim ersten Liegendschießen gleich 20 Athletinnen fehlerfrei und gingen innerhalb von 18 Sekunden zurück auf die Strecke. Am schnellsten schossen dabei Olsbu Roeiseland, Elvira Oeberg, Preuss, Elisa Gasparin und Dorothea Wierer.

Drei innerhalb einer Sekunde

Olsbu Roeiseland, Persson und Preuss absolvierten auch den zweiten Liegendanschlag des Tages fehlerfrei und gingen innerhalb einer Sekunde zurück auf die Strecke. Die ebenfalls fehlerfreie Lisa Theresa Hauser zog nach, gefolgt von Hanna Oeberg, die nach einem Fehler im ersten Liegendanschlag diesmal eine Null schoss und 11 Sekunden Rückstand aufwies. Nach dem zweiten Schießen waren noch neun Athletinnen ohne Fehlschuss.

Preuss übernimmt Führung

Bis Kilometer 6,9 lief die Spitzengruppe 10 Sekunden Vorsprung heraus. Beim ersten Stehendanschlag des Tages blieb Preuss abermals fehlerfrei, während Persson und Olsbu Roeiseland je einmal in die Runde mussten. Dadurch schob sich Elvira Oeberg nach fünf Treffern auf Rang zwei, gefolgt von den treffsicheren Vanessa Voigt (+19 Sekunden) und Mona Brorsson (+20 Sekunden). Knapp dahinter gingen Persson und Olsbu Roeiseland nach ihrer Strafrunde zurück in die Loipe.

Schweden gegen Norwegen

Franziska Preuss baute ihren Vorsprung bis zur Zwischenzeit bei Kilometer 8,7 auf 18 Sekunden aus. Dahinter folgten die Trägerin des Gelben Trikots und Elvira Oeberg. Beim letzten Stehendanschlag landete die Deutsche zwei Treffer, verfehlte dann die Mittelscheibe, und stellte die letzten beiden Ziele wieder auf Weiß. Olsbu Roeiseland und Elvira Oeberg nutzten die Gunst der Stunde und setzten sich nach tadellosem Schießen auf die Positionen eins und zwei. Nur 3 Sekunden dahinter folgten die ebenfalls fehlerfreien Persson und Denise Herrmann. Weitere 4 Sekunden zurück ging Preuss auf die Schlussrunde.

Elvira Oeberg zieht davon

Am langen Anstieg erhöhte Elvira Oeberg dann die Frequenz und zog davon. Bis zur nächsten Zwischenzeit baute sie ihren Vorsprung auf die Norwegerin auf 8 Sekunden aus. Fast direkt dahinter folgten Herrmann und Persson. 600 Meter vor dem Ziel waren es 9 Sekunden Vorsprung, sodass die Augen vor allem auf den Kampf ums Podium gerichtet waren. Denn Elvira Oeberg ließ sich auf dem letzten flachen Teilstück den Sieg nicht mehr nehmen und streckte beim Überqueren der Linie beide Arme in die Luft.

Herrmann sprintet zu Silber

Die schnelle Ex-Langläuferin Denise Herrmann setzte sich in einem packenden Zielsprint knapp vor Olsbu Roeiseland durch, Persson folgte minimal dahinter auf Rang vier. Für die DSV-Athletin gaben das schnelle Material und frühere Erfahrungen in Otepää den Ausschlag für den Erfolg: „Ich wusste, dass Olsbu Roeiseland schnell laufen kann. Aber ich bin gut auf den letzten 100 Metern. Ich habe alles gegeben. Mein Ziel war, aus dem Windschatten heraus zu attackieren, aber Linn Persson war ja auch noch da. Es war ein spannender Kampf bis zum Schluss und sicherlich hat mir meine Erfahrung als Langläuferin in die Karten gespielt. Mein letztes Rennen in Otepää war ein Sprintrennen im Langlauf, daher kannte ich die Strecke und die Zielgerade. Das war mein Vorteil heute.“

Olsbu Roeiseland mit gemischten Gefühlen

Marte Olsbu Roeiseland räumte ein, dass ihr der Fokus angesichts der besorgniserregenden globalen Lage in der letzten Woche ein wenig abhandengekommen ist, sie nun aber neue Kraft geschöpft hat: „Ich konnte mich nicht so auf die Scheiben konzentrieren. Nach den Olympischen Spielen und den Ereignissen danach war ich etwas matt. Mein großes Ziel war Olympia. Danach habe ich eine Woche auf der Couch verbracht und dann war es schwer, nach all den Dingen, die da in der Welt passiert sind, zurückzukommen. Unter diesen Umständen Wettkämpfe zu bestreiten, war schwierig und fühlte sich komisch an. Es ergab keinen Sinn. Heute habe ich wieder etwas mehr Wettkampffieber gespürt, es kommt mit jedem Rennen Schritt für Schritt zurück.“

Fotos: IBU/Hendrik Osula

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