Im ersten Trimester war es schön zu sehen, dass die Führung in der Weltcupgesamtwertung regelmäßig wechselte. Das Damenfeld scheint offener zu sein und viele Athletinnen greifen nach der Topplatzierung. Justine Braisaz-Bouchets Laufstärke ermöglicht ihr eine vordere Platzierung in jedem Wettkampf. Doch man braucht auch konstante Schießleistungen, um ganz vorn zu landen. Und genau dieser Aspekt macht die Dynamik im Damenfeld aus. Bei den Herren schien zum Ende vom ersten Trimester alles zu Johannes Thingnes Boes Gunsten auszuschlagen. Und das aus gutem Grund: Er ist einfach ein herausragendes Talent und ein Topathlet. In Oberhof und Antholz-Anterselva kann er die anspruchsvollen Strecken zu seinem Vorteil nutzen. Daher sieht das zweite Trimester noch rosiger aus für Johannes. Aber wir werden sehen, welche Athleten im letzten Trimester noch gut in Form sind und genug Energie haben, um ihn anzugreifen.
Freudig überrascht hat mich das deutsche Team mit zwei Gelben Trikots nach der ersten Woche in Östersund. Braisaz-Bouchets Dreifachsieg in Lenzerheide war sehr beeindruckend. Und auch Lena Haecki-Gross’ zweiter Platz in der Verfolgung in Hochfilzen war eine grandiose Leistung.
Nach der Weihnachtspause in Oberhof wieder in den Weltcup einzusteigen ist nicht einfach. Manche Athleten kommen nach Oberhof nach einer überstandenen Krankheit, die sie sich während der Feiertage oder aufgrund der Erschöpfung nach dem ersten Trimester eingefangen haben. Athleten, die es geschafft haben, sich sowohl vom ersten Trimester zu erholen als auch während der Weihnachtspause ein wenig zu trainieren, werden in Oberhof im Vorteil sein. Jeder braucht ein paar Tage, um seinen Körper wieder auf Touren zu bringen. Ich habe mich meistens für eine kurze Höhentrainingseinheit während der Weihnachtspause entschieden. Das hat bei mir gut funktioniert, aber es ist nicht ohne Risiko: Man wird müde und die Regeneration dauert länger. Aber man hofft, dass die positiven Effekte sich rechtzeitig im zweiten Trimester einstellen. Athleten, die den Weltcupgesamtsieg angreifen, können sich jetzt kleine Patzer erlauben.
Die Strecken von Oberhof sind für starke Läufer gemacht. Der Wind spielt am Schießstand von Oberhof immer eine Rolle. Der Schießstandanlauf ist lang und flach und meistens hat man Gegenwind. Die richtige Schießbahn zu wählen ist in Oberhof sehr wichtig. Die anspruchsvollen Strecken ermögliche es den besten Läufern (mögliche) Fehler besser zu kompensieren als zum Beispiel in Ruhpolding. Die Atmosphäre in Oberhof ist eigentlich immer bombastisch: Die Fans tragen die Athleten quasi über die Strecke. Aber man muss vorsichtig sein und es nicht zu schnell angehen: Der Birxsteig kennt keine Gnade!