Erster Gesamtweltcup-Titel für Fillon Maillet
Durch seinen neuerlichen Erfolg ist Quentin Fillon-Maillet der erster Titel in der Weltcup-Gesamtwertung nicht mehr zu nehmen. „Steht es offiziell fest? Das ist großartig! Der Sieg heute in der Verfolgung fühlt sich sehr gut an. In der Loipe war es ein hartes Rennen, da ich nicht so gut in Form bin wie Emilien Jacquelin. Mir war klar, dass ich es am Schießstand entscheiden musste. Ich bin fokussiert geblieben und war nur beim letzten Schuss etwas nervös, weil ich nicht wusste, wie Emilien schießen würde. Ansonsten war es ein sehr gutes Rennen.“
Viel Schlaf als Erfolgsgeheimnis
Durch seinen nächsten Doppelsieg aus Sprint und Verfolgung baute Fillon Maillet seine Führung im Gesamtweltcup auf 756 Punkte gegenüber 582 von Jacquelin weiter aus. Auf die Frage, wie er seine Form die ganze Saison über aufrechterhalten konnte, sagte der Träger des Gelben Trikots nur: „Ich schlafe sehr viel.“
Nach zwei Strafrunden baute Emilien Jacquelin in der letzten Runde merklich ab und landete 22,6 Sekunden hinter seinem Landsmann auf Rang vier. Auf den Rängen fünf und sechs reihten sich die Norweger Vetle Sjaastad Christiansen (null Fehler) und Sturla Holm Laegreid (zwei Strafrunden) mit 31,9 bzw. 51,1 Sekunden Rückstand ein.
Auch beim abschließenden Verfolgungsrennen der Männer zeigten sich die Bedingungen in Kontiolahti von ihrer besten Seite. Fillon Maillet, Träger des Gelben und Roten Trikots, ging vom Start weg aggressiv ins Rennen und behauptete seine Führung. Dahinter verteidigte Filip Fjeld Andersen bis zum ersten Liegendschießen seinen zweiten Platz, gefolgt von einer zehnköpfigen Verfolgergruppe. Nach fünf perfekten Treffern war Fillon Maillet schnell wieder auf der Strecke. Jacquelin räumte in schnellem Tempo ebenfalls alle fünf Scheiben ab und ging 18 Sekunden hinter dem Führenden zurück in die Loipe. Als Dritter folgte Andersen (ebenfalls fehlerfrei, 23 Sekunden zurück). Kuehn, Hofer und Lesser gingen als Nächste 30–40 Sekunden hinter der Spitze zurück auf die Laufrunde.
Jacquelin ging den nächsten Durchlauf genauso aggressiv an wie sein Teamkollege und verkürzte den Rückstand eingangs des zweiten Liegendanschlags auf unter 10 Sekunden. Beide Athleten blieben an der Waffe fehlerfrei, allerdings hatte Jacquelin kleinere Probleme auf der Matte. An der Zeitmessung lag er dann 7 Sekunden hinter seinem Landsmann. In der Gruppe der Verfolger handelten sich einige Athleten Strafrunden ein – ausgenommen Erik Lesser, der mit 42 Sekunden Rückstand als Dritter in die Loipe ging. Ebenfalls fehlerfrei blieben Christiansen und Leitner, die 46 bzw. 50 Sekunden hinter dem Führenden als Vierter und Fünfter auf die nächste Laufrunde gingen.
Fillon Maillet spürte auf den nächsten 2,5 Kilometern den Atem seines Landsmanns immer deutlicher. Die beiden Franzosen kamen nahezu zeitgleich zum ersten Stehendanschlag. Im direkten Duell waren beide schnell am Abzug, wobei Jacquelin eine Scheibe verfehlte und sein Rückstand so auf 19 Sekunden anwuchs. Nachdem Hofer beim zweiten Liegendanschlag einmal verfehlte, blieb er im ersten Stehendschießen fehlerfrei und schob sich 51 Sekunden hinter Fillon Maillet auf Rang drei. Direkt dahinter folgten Christiansen und Lesser (+52 bzw. +59 Sekunden).
Auf dem Weg zum letzten Schießen des Tages baute Fillon Maillet seinen Vorsprung gegenüber dem zunehmend müder wirkenden Jacquelin auf 31 Sekunden aus. Bis zur letzten Patrone schien der Weltcup-Führende die Schießkarte gezogen zu haben, setzte den zwanzigsten Schuss des Tages dann allerdings doch rechts daneben. Jacquelin schoss gewohnt schnell, verfehlte allerdings die zweite Scheibe und blieb bei 25 Sekunden Rückstand. Dahinter legten Hofer, Christiansen und Lesser jeweils eine blitzsaubere Serie hin und schickten sich mit 32, 37 bzw. 42 Sekunden Rückstand an, den letzten Podiumsplatz unter sich auszumachen.
Fillon Maillet hatte den Sieg praktisch in der Tasche und lief mit einer kleinen französischen Flagge ins Ziel. Jacquelin hingegen hatte auf der Schlussrunde nichts mehr entgegenzusetzen und musste die Verfolger um Hofer vorbeiziehen lassen. Am letzten steilen Anstieg setzten sich der Italiener und Lesser schnell vom Franzosen ab und duellierten sich auf den letzten 700 Metern um die Plätze zwei und drei, wobei der deutsche Routinier am Ende eine halbe Skilänge Vorsprung ins Ziel rettete. Dabei schien dem Italiener auf den letzten 50 Metern der Stock weggerutscht zu sein, was dem DSV-Athleten womöglich den entscheidenden Vorteil verschaffte.
Lesser dankt dem Team
Erik Lesser zeigte schon die gesamte Saison über gute Ergebnisse in der Verfolgung. Sein heutiger Erfolg kam für ihn allerdings unter speziellen Umständen zustande, da es eine besondere Teamleistung war. „In der Verfolgung lief es für mich in dieser Saison irgendwie immer ganz gut. Ich bin glücklich, dass ich heute fehlerfrei geblieben und mich auf der Schlussrunde gegen die Besten behaupten konnte. Vor allem freut es mich für das Team. Nach einigen Corona-Fällen haben wir seit Samstag nur noch zwei Techniker dabei, da haben selbst die Trainer und der Teamarzt mit angepackt. Gestern und heute hatten wir perfektes Material und das war der Grundstein für diesen Erfolg. Mit dem Podium bin ich sehr zufrieden. Das ist einmal im Jahr mein Ziel, dort oben zu stehen.“
Hofer ehrenvoller Dritter
Wie Lesser feierte auch Lukas Hofer seinen ersten Podestplatz in diesem Winter, nachdem er im olympischen Verfolgungsrennen als Vierter nur haarscharf am Podium vorbeischrammte. Auf seine Leistung angesprochen, war der Italiener „einfach nur glücklich. Ich habe mich schon in den letzten Tagen am Schießstand wohlgefühlt und hatte sehr gutes Material. Heute hat es sich dann ausgezahlt. Im Zielsprint gegen Erik zu verlieren, ist keine Schande. Es ist eine Ehre.“ Weiterhin sagte der Olympiavierte: „Nach der Verfolgung von Peking war ich schon sehr enttäuscht. Ich brauchte einige Tage, um zu realisieren, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe, weil ich alles gegeben und die richtigen Entscheidungen getroffen hatte. Bei Olympia sollte es eben einfach nicht für Edelmetall reichen.“
Fotos: IBU / Christian Manzoni