„Liebe diesen Ort“
Fillon Maillet war zufrieden, dass er in seinem Lieblingsstadion zwei fehlerfreie Schießeinlagen gezeigt hat. „Mein erster Sprintsieg mit Null Fehlern. Es hat sich toll angefühlt, heute fehlerfrei zu schießen. Ich bin sehr glücklich mit meinem Rennen. Es war ein toller Wettkampf. Perfekt für die Verfolgung. Ich liebe diesen Ort, denn hier stand ich vor acht Jahren zum ersten Mal auf dem Treppchen.“
Kein Druck
Das Gelbe Trikot war kein Problem, obwohl er es erst vermutet hatte. „In der Vergangenheit dachte ich, wenn man das Gelbe Trikot trägt, steht man unter höherem Druck. Aber nicht heute. Ich bin gern damit gelaufen. Es war wie bei Superman. Es hat mir große Kräfte verliehen!“
Vytautas Strolia aus Litauen schaffte seine beste Karriereleistung. Er blieb fehlerfrei und kam 33,6 Sekunden hinter Fillon Maillet auf Platz vier. Zuvor lag seine Bestleistung bei Rang 12 im Sprint von Hochfilzen. Fünfter wurde der Finne Tero Seppala mit Null Fehlern und ebenfalls Karrierebestleistung. Er lag im Ziel 41,9 Sekunden zurück. Dolls Teamkollege Erik Lesser schoss eine Strafrunde und kam mit einem Rückstand von 43,3 Sekunden auf Platz sechs – Saisonbestleistung für ihn.
Bei den Damen herrschte ebenso perfektes Winterwetter wie im Sprint der Damen am Vortag: blauer Himmel, etwas wärmere Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und erneut kein Wind am Schießstand. Sebastian Samuelsson mit Startnummer 4 begann den Tag mit einem sauberen Liegendschießen. Jacquelin im Roten Trikot kam als Schnellster an den Schießstand, verfehlte aber eine Scheibe und fiel 15 Sekunden zurück. Fillon Maillet in Gelb kam als nächster zum Schießen, blieb fehlerfrei und lag 2,9 Sekunden hinter dem Führenden auf Platz drei. Smolski mit Startnummer 43 brachte sich dank des perfekten Liegendschießens ebenfalls ins Gespräch und lag nur 4,3 Sekunden zurück. Doll zeigte sein bestes Liegendschießen der Saison und war nur eine halbe Sekunde langsamer als Samuelsson. Auch er steuerte aufs Podium zu.
Samuelsson ließ stehend zwei Scheiben stehen und konnte damit nicht mehr gewinnen. Der eher unbekannte Strolia schaffte nach einem soliden Liegendschießen stehend 10/10 und ging in Führung. Fillon Maillet kam mit einem Vorsprung von vier Sekunden an den Schießstand, schoss schnell und sauber und lag danach 19 Sekunden vor dem Rest des Feldes. Seppala zeigte das zehntschnellste – und fehlerfreie – Liegendschießen und legte mit einer sauberen Stehendeinlage noch einen Zahn zu. Er ging als Dritter auf die Schlussrunde, sieben Sekunden hinter Strolia. Trotz einer Strafrunde verließ Smolski das Stehendschießen 0,7 Sekunden vor dem Finnen. Doll, der IBU Sprintweltmeister von 2017, zeigte, dass er dem Träger des Gelben Trikots gefährlich werden konnte. Er räumte alle Scheiben ab und lag nur 2,3 Sekunden zurück.
Dolls perfekte Balance
Doll sagte, dass er heute endlich die perfekte Balance zwischen Schießen und Laufen gefunden hat. „Es fühlt sich toll an. Ich hatte sehr mit dem Schießen zu kämpfen. Ich habe nicht schlecht geschossen, aber es waren immer ein, zwei Fehler zu viel. In einem starken Feld muss man fehlerfrei bleiben. Heute habe ich die perfekte Mischung zwischen Risiko und Ruhe gefunden. Ich bin das Rennen schnell angegangen. Ich habe alles gegeben und dachte mir: ‚Hoffentlich kann ich diese Geschwindigkeit bis zum Schluss halten‘. Am Schießstand bin ich dann runtergefahren und habe mich konzentriert. Ich denke, das war sehr wichtig… Es ist wirklich seltsam. Heute habe ich mich am Schießstand sehr auch mich konzentriert. Ich habe nicht darüber nachgedacht, was passiert, wenn ich einen Fehler schieße oder alle Scheiben treffe.“
Strolia stand zwischenzeitlich ganz oben in der Tabelle. Doch Fillon Maillet baute seine Führung nach dem Stehendschießen weiter auf. Bei Kilometer 8,7 waren es bereits 24 Sekunden. 600 Meter vor dem Ziel betrug sein Abstand 29 Sekunden. Doll schob sich später in die Lücke. Smolski machte bis Kilometer 9,4 einige Sekunden gut und lag direkt hinter dem Litauer. Doch am letzten Anstieg verließen ihn die Kräfte und er landete 1,5 Sekunden hinter dem damals Führenden. Mit seinen charakteristischen pendelnden Kopfbewegungen holte Doll alles aus sich heraus und kam auf 1,87 Sekunden bei Kilometer 8,7 an den Träger des Gelben Trikots heran. Bei Kilometer 9,4 war er jedoch 5,4 Sekunden hinter Fillon Maillet zurückgefallen und wurde am Ende Zweiter. Fillon Maillet hatte seinen zweiten Sprintsieg der Karriere in der Tasche.
Smolski wusste, dass es hart werden würde, auf Podest zu kommen. Das Stehendschießen würde alles entscheiden. „Ich bin sehr froh über diesen Treppchenplatz. Für mich ist es eine große Ehre, auf dem Podest zu stehen. In Ruhpolding sind die Ergebnisse meistens ziemlich eng. Ich bin daher sehr glücklich, dass ich es am Ende geschafft habe.“ In Hinblick auf das Stehendschießen sagte er: „Ich wusste auf jedem Zentimeter der Strecke, wie alle lagen. Ich wusste, wie viele Sekunden ich auf Quentin verlor. Als ich zum letzten Schießen kam, habe ich versucht, ruhig zu bleiben und sauber zu schießen. Leider hat es nicht ganz geklappt. Ich habe den letzten Schuss daneben gesetzt.“
Fotos: IBU/Christian Manzoni