Fünf brennende Fragen an Dmytro Pidruchnyi

Das vergangene Wochenende in Oberhof wird dem Ukrainer Dmytro Pidruchnyi als unvergesslicher Moment in Erinnerung bleiben. Über fünf Jahre nach seinem WM-Gold in der Verfolgung stellte Pidruchnyi sein zweitbestes Karriereergebnis ein. Dank fehlerfreien Schießdurchgängen holte er Rang vier im Sprint von Oberhof und danach Platz sechs in der Verfolgung.

Vor seiner Abreise nach Ruhpolding zum nächsten Biathlonweltcup beantwortete Pidruchnyi uns fünf brennende Fragen und eine Zusatzfrage zu den Weihnachtstagen mit seiner Familie.

Biathlonworld: Drei Ihrer besten Karriereresultate haben Sie in Oberhof geschafft. Macht es Ihnen Spaß und verleiht es Ihnen Motivation, dass die lauten Fanmassen Sie auf jedem Meter entlang der Strecke anfeuern?

Dmytro Pidruchnyi: Ich genieße es immer, vor ausverkauftem Haus zu laufen. Und Oberhof bildet da keine Ausnahme. Die Atmosphäre hier ist großartig. Die Fans sind leidenschaftlich, Egal, wie das Wetter im Stadion ist, sie unterstützen die Biathleten. Das ist wunderbar. Es ist auch schön, dass ukrainische Fans ihren Weg hierher gefunden haben und uns in Oberhof anfeuern. Ich höre ihre Rufe und sehe die ukrainischen Flaggen. Das motiviert mich und inspiriert mich, noch besser zu sein. Vielleicht hängen meine guten Ergebnisse mit dieser unglaublichen Unterstützung und der Atmosphäre zusammen.

BW: Ihre Trefferquote ist in diesem Winter so hoch wie noch nie. Haben Sie etwas verändert?

DP: Eine hohe Trefferquote ist ein schönes Gefühl. In der Saisonpause habe ich meine Waffe und meinen Schaft ausgetauscht. Ich habe mit meinem Trainer viel an meinem Schießen herumgefeilt, denn ich weiß, dass es ohne Stabilität am Schießstand schwer ist, um die vorderen Plätze im Weltcup mitzukämpfen. Deshalb haben wir uns im Sommer sehr auf diesen Aspekt konzentriert.

BW: Wie schwierig war es, immer wieder neue Motivation zu finden angesichts der schlechter als erhofft ausgefallenen Ergebnissen in den letzten fünf Jahren seit ihrem Verfolgungsgold in Oestersund?

DP: Während dieser fünf Jahre habe ich auch viele gute Rennen, sowohl allein als auch in der Staffel, gezeigt. Ja, es waren kaum Treppchenplätze oder Medaillen darunter, aber ich erinnere mich noch gut an Nove Mesto in der Saison 2019/2020. Damals wurde ich Zweiter mit der Herrenstaffel. Das war ein tolles Rennen! In diesen Jahren bin ich unter die Top 6 gekommen und konnte mehrmals an der Blumenzeremonie teilnehmen.

Natürlich habe ich keine Medaillen gewonnen, aber das war nicht so tragisch. Ich war bereit, weiter an mir zu arbeiten. Und jetzt bin ich motivierter als je zuvor. Ich will um die vordersten Plätze im Weltcup mitkämpfen.

In den vergangenen zwei Jahren hatte ich mit ernsthaften Verletzungen zu kämpfen: Erst eine Beinverletzung und eine Knie-OP und dann noch eine Verletzung an der Hand. Ich hatte also Zeit, mit auszuruhen und konnte in den letzten beiden Saisons nicht alle Rennen absolvieren. Aber das hat mich angespornt, noch härter zu trainieren und einen Schritt nach vorn zu machen.

BW: Letzten Sommer haben Sie Woche für Woche allein, nur mit der Unterstützung Ihres Trainers Sanitra, trainiert. Wie wichtig ist Ihnen seine Unterstützung und Hilfe?

DP: Juraj Sanitra spielt eine wichtige Rolle in meiner Sportlerkarriere. Alle meine besten Ergebnisse habe ich unter seiner Führung erzielt. Wir verstehen uns und unterstützen uns gegenseitig. Natürlich war es schwierig, allein zu trainieren, aber wir haben die Trainingslager so geplant, dass wir uns mit anderen Teams an unterschiedlichen Orten getroffen haben. Wir haben auch Proberennen mit starken Konkurrenten organisiert. Das Training in einer kleinen Gruppe bietet viele Vorteile. Der Trainer konzentriert sich auf mich und sieht besser, was mit mir los ist. Er kann mir mehr Aufmerksamkeit schenken. Ich denke, das hat sich positiv auf meine Leistungen ausgewirkt.

BW: Am Sonntag hielten alle auf dem Treppchen die ukrainische Flagge in der Hand. Was bedeutet die Unterstützung der Biathlonfamilie für Sie und Ihre Mannschaft?

DP: Es war toll und auch unerwartet, dass die Jungs ein Foto mit der Flagge gemacht haben. Es war Sturla Laegreids Idee und die anderen Norweger – Tarjei und Johannes – haben gern mitgemacht. Auch die Frazosen Eric und Quentin. Das ist eine starke Botschaft an die Welt, nicht nur die Biathlonwelt. Die Ukraine ist nicht allein und die besten Athleten in der Welt unterstützen unser Land.

Es war auch wundervoll, dass die besten Athleten aus verschiedenen Ländern meine Initiative unterstützt haben. Wir haben Spenden für Unterkünfte für Kinder in der Region Kharkiv, nahe der Grenze, gesammelt. Dort finden starke Kämpfe statt. Die Biathleten haben ihre Starttrikots gespendet, die ich auf meiner Instagram-Seite für den guten Zweck versteigert habe. Sie haben keine Angst, öffentlich Stellung zu beziehen und die Ukraine zu unterstützen. Das ist wunderbar und sehr wichtig für uns. Ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, um den Athleten für ihre Geste und ihre Unterstützung zu danken.

Vielen Dank, Biathlonfamilie, die Ukraine ist dank euch nicht allein. Biathlonworld-Bonus: Sie haben über die Feiertage Zeit mit Ihrer Familie verbracht. Was war das Beste in diesen Tagen?

DP: Das Beste war, dass wir alle zusammen Weihnachten, Silvester und den Geburtstag meines Sohnes feiern konnten. Meine Frau, meine Tochter, mein Sohn und ich waren Skilaufen und haben Spiele gespielt. Jeder Tag mit ihnen war unbezahlbar. Sie haben mir positive Energie gegeben. Und wie wir sehen, hat sich das auf meine Rennen in Oberhof ausgewirkt. Die Zeit, die ich mit meiner Familie verbracht habe, war unvergesslich.

Obwohl er diese Woche nicht auf dem Treppchen stand, heißt das nicht, dass es in den kommenden Wochen so bleiben wird. Und ob mit oder ohne Treppchenplatz – Dmytro Pidruchnyi ist und bleibt ein Champion.

Fotos: IBU/Vianney Thibaut, Nordic Focus

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