Bei der dritten Auflage des MFNF kommt einmal mehr ein illustres Staraufgebot zusammen, das sich vor spektakulärer Alpenkulisse in den Massenstartrennen über 10 km duellieren wird. Dabei sind auch zwei der größten Namen des Biathlonsports vertreten: Mit Marte Olsbu Røiseland und Quentin Fillon Maillet gehen die Gewinnerin und der Gewinner der letztjährigen Weltcup-Gesamtwertungen an den Start. Die Action beginnt ab 14 Uhr (MESZ) mit den Duellen am Schießstand. Das Rennen der Frauen beginnt um 14:30 Uhr, das der Männer um 15:25 Uhr.
Obwohl mit Sturla Holm Lægreid der Sieger der Vorjahresauflage fehlen wird, hat das Starterfeld bei den Männern genügend Star-Power. Die Fans auf der ausverkauften Tribüne und am Streckenrand dürften Lokalmatador Quentin Fillon Maillet am meisten zujubeln. Der Athlet aus dem benachbarten Jura dominierte die Olympischen Winterspiele 2022, wo er zweimal Gold und zweimal Silber gewann. Darüber hinaus sicherte er sich die Große Kristallkugel und erreichte damit sein vorrangiges Saisonziel. Da Fillon Maillet weniger als 100 km vom Austragungsort Annecy zu Hause ist, dürften ihm die Herzen der Fans zu Füßen liegen. Zu den größten Trümpfen des Franzosen zählt dessen Schussgenauigkeit: In der vergangenen Saison brachte er 89 % seiner Patronen im Ziel unter.
Doch nicht nur Fillon Maillet steht im Rampenlicht – die Veranstaltung dient gewissermaßen als Stresstest vor den französischen Meisterschaften im Sommerbiathlon, die am 24. und 25. September in Premanon über die Bühne gehen werden. Daher sind die Augen auch auf Emilien Jacquelin gerichtet, der zum ersten Mal am MFNF teilnimmt. Der zweifache Verfolgungsweltmeister fühlt sich wie Fillon Maillet vor allem bei Rennen mit vier Schießeinlagen wohl. Sollte er beim letzten Schießen vorn dabei sein, wartet in der Schlussrunde vielleicht ein „Battle Royale“ auf die Fans. Auch Antonin Guigonnat ist dabei zu beachten. Der 31-Jährige zeigte in diesem Sommer bereits starke Leistungen und kam beim Massenstart des Blinkfestivalen als Zweiter hinter Vetle Sjåstad Christiansen ins Ziel. Auch bei einem Schießduell vor wenigen Tagen in Haute Maurienne, wo die Franzosen derzeit im Trainingslager sind, ließ Guigonnat aufhorchen. Vierter Franzose im Bunde ist der frühere Juniorenweltmeister Fabien Claude.
Auch internationale Starter werden bei dem Event dabei sein. So wird Michal Krcmar, Sprint- und Verfolgungsweltmeister bei der Sommerbiathlon-WM 2021, das französische Quartett herausfordern. Interessant wird auch das Abschneiden von Martin Uldal sein. Beim Blinkfestivalen landete er direkt hinter Guigonnat, und bei den Juniorenweltmeisterschaften 2022 holte er gleich vier Bronzemedaillen. Abgesehen von seinen zwei Starts beim Saisonfinale am Holmenkollen im März geht der 21-jährige Norweger zum ersten Mal bei der männlichen Elite an den Start. Abgerundet wird das Feld von Tero Seppala, der im vergangenen Winter mehrfach unter den Top 6 landete, und Vytautas Strolia.
Bei den Frauen wird Anaïs Chevalier-Bouchet ihren Vorjahreserfolg beim MFNF gegen Olsbu Røiseland verteidigen wollen. Zwar ist die Norwegerin favorisiert, doch der Sieg ist ihr keineswegs sicher. Ähnlich wie Fillon Maillet räumte sie bei Olympia in Peking drei Gold- und zwei Bronzemedaillen ab. Im vergangenen Winter war sie mit 91 % die überragende Schützin im Feld. Nach ihren erfolgreichen Auftritten bei Olympia und dem Gewinn des Gesamtweltcups räumte sie ein, dass dies nur möglich war, weil sie wieder Spaß am Biathlon hatte. Neben ihren Qualitäten am Schießstand ist die Norwegerin auch für ihre herausragenden Schlussrunden bekannt. Da es beim MFNF tellerflach bleibt, dürfte sie viel Speed auf die Rollerski bringen. Ebenfalls dabei ist ihre Landsfrau Ingrid Landmark Tandrevold, die im BMW IBU-Weltcup bereits dreimal im Massenstart auf dem Podium stand.
Große Erfolgsaussichten dürfte auch Dorothea Wierer haben, die ihrerseits in Ruhpolding bei der Sommerbiathlon-WM Gold im Supersprint und Massenstart gewann. Dabei war sie unglaublich schnell auf der Strecke unterwegs und verfehlte nur 3 von 40 Scheiben. Durch ihr Training mit den Männern, das nach eigener Aussage sehr hart ist, holt sie sich die entscheidenden Körner.
Neben den beiden norwegischen Frauen und Doro Wierer nehmen mit Chevalier-Bouchet, Julia Simon und Justine Braisaz-Bouchet drei Französinnen teil. Braisaz-Bouchet reist als amtierende Olympiasiegerin im Massenstart an. In Peking setzte sie sich beim letzten Stehendschießen aus einer größeren Gruppe ab und sicherte sich etwas unerwartet mit 15 Sekunden Vorsprung auf Tiril Eckhoff und Olsbu Røiseland Olympiagold. Simon ist für ihren nimmermüden Kampfgeist bekannt. Bis dato hat sie zwölf Podiumsplatzierungen im BMW IBU-Weltcup zu Buche stehen, zehn davon in Wettkämpfen mit vier Schießeinlagen.
Nicht zu unterschätzen ist Marketa Davidova. Beim Blinkfestivalen holte sie den Sieg im Supersprint, während sie bei der Sommer-WM in Ruhpolding vergangene Woche Silber und Bronze errang. Die Tschechin trumpfte in beiden Wettkampfwochen auf und könnte auch an diesem Wochenende für Furore sorgen. Komplettiert wird das Feld der Frauen durch Darya Blashko und Mari Eder.
Damit sind beste Voraussetzungen für ein großes Spektakel am Lac d‘Annecy gegeben. Das Event am Samstagnachmittag bildet den Abschluss der diesjährigen IBU-Sommerbiathlon-Serie.
Photos: IBU/Christian Manzoni