Preuss war hochzufrieden mit ihrem Gold-Rennen und sagte, das sei „das perfekte Rennen, das, auf jeder hintrainiert. Das war supercool, vor allem die letzte Runde. Ich hatte Zeit, es zu genießen. Ich bin einfach nur glücklich und zufrieden. Danke, Lenzerheide!“
Zu ihrem Zieleinlauf mit der deutschen Fahne sagte sie weiter: „Das war der Wahnsinn. Ich musste gegen die Tränen kämpfen. Ich musste fast weinen und gleichzeitig auch lachen, natürlich. Es war die reine Freude. Das war so cool. Ich werde diesen Tag nie vergessen.“
Die Schwedin Elvira Öberg konnte auf der letzten Runde den Kampf um Silber gegen die Französin Justine Braisaz-Bouchet für sich entscheiden. Öberg gewann mit einem Fehler und 39,1 Sekunden Rückstand ihre erste Einzelmedaille bei einer IBU WM. „Ich war immer zuversichtlich. Ich habe meine olympischen Medaillen, hatte aber bei der letzten Weltmeisterschaft ein paar Probleme. ... Einen tollen Verfolger abzuliefern bedeutet mir viel.“ Der Schlüssel zum Erfolg war ihre starke Laufleistung. „Ich wusste, dass ich es nicht zu schnell angehen darf. ... Die Strecke und die Höhe verlangen ihren Tribut. Man muss clever laufen.“
Braisaz-Bouchet gewann mit drei Fehlern und 40,9 Sekunden Rückstand die Bronzemedaille, für sie die zweite Medaille der Woche nach Sprintgold gestern.
Vierte wurde die Französin Lou Jeanmonnot mit zwei Fehlern und 1:02,2 Rückstand. Die Schweizerin Lena Häcki-Groß holte mit vier Fehlern und 1:28,3 Rückstand Platz fünf nach einem vierten Platz im Sprint. Suvi Minkkinen aus Finnland, die Bronzemedaillengewinnerin aus dem Sprint, wurde mit zwei Fehlern und 1:41,1 Rückstand Sechste.
Der Verfolgungssonntag startete mit dem gleichen Wetter wie der Sprintsamstag: sonnig, +4 °C und erneut nur leichter Wind, sodass man für einen Sieg die Null am Schießstand bringen musste. Die Sprintsiegerin führte am Schießstandeingang vor dem ersten Liegendschießen, musste aber einmal in die Strafrunde. Häcki-Groß und Preuss trafen mit Leichtigkeit alle Scheiben und gingen auf 1 und 2 wieder auf die Strecke, gefolgt vom französischen Trio aus Jeanmonnot, Braisaz-Bouchet und der Titelverteidigerin Julia Simon 16 Sekunden dahinter.
Das zweite Liegenschießen ging das Führungsduo besonnen an, traf und ging wieder zusammen auf die Strecke. Ihnen folgten Jeanmonnot und Braisaz-Bouchet mit knapp über 15 Sekunden Rückstand, während Simon mit drei Fehlern deutlich zurückfiel.
Im ersten Stehendschießen traf Preuss erneut alle Scheiben und ging alleine in Führung. Der Schweizer Star musste einmal in die Runde und lag nun 15 Sekunden zurück. Elvira Öberg kam ohne Fehler durch und ging zusammen mit Braisaz-Bouchet nach deren zweitem Fehler 27 Sekunden hinter der Deutschen auf die Strecke.
Mit Nerven aus Stahl knipste Preuss die fünf Scheiben im letzten Stehendschießen aus und hatte die Goldmedaille sicher. Hinter ihr gingen alle in die Strafrunde, und es waren Braisaz-Bouchet und Elvira Öberg, die mit 50 Sekunden Rückstand Seite an Seite auf 2 und 3 in den Zweikampf um Silber gingen. Auf den letzten 300 Metern zog Elvira an ihrer französischen Rivalin vorbei und lief davon zur ihrer ersten Einzelmedaille bei einer IBU WM, nachdem sie bislang nur mit der Staffel und der Mixed-Staffel Medaillen hatte gewinnen können.
Fotos: IBU/Vianney Thibaut, Nordic Focus