An seine letzte Saison, die im März 2019 nach der Heim-WM in Östersund endete, hat Fredrik Lindström besonders gute Erinnerungen. Nach dem Staffelsieg bei Olympia 2018 in Pyeongchang waren die Titelkämpfe in Schweden das letzte große Ziel seiner sportlichen Karriere – doch es war ein schwieriger Weg ins Skistadion von Östersund.
Fredrik Lindström erkrankte zu Beginn der Saison 2018/19 an Mononukleose und brauchte lange, um sich von seiner Krankheit zu erholen: „Meine letzte Saison verlief überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nach zwölf Jahren in der Nationalmannschaft habe ich im Sommer alle Energie ins Training gesteckt, um für die Heim-WM in Topform zu sein. Das hat mein Körper nicht verkraftet“, erklärt Lindström. Nach einem Wettkampf in Pokljuka zu Beginn der Saison machte sein Körper schlapp.
Aber er kämpfte dafür, seine Karriere bei der Heim-Weltmeisterschaft zu beenden: „Wenn ich zurückblicke, war es vielleicht mein größter Erfolg, dass ich bei der Weltmeisterschaft in Östersund an der Startlinie stand.“ Im Sprint und in der Staffel konnte er sich von seinen heimischen Fans verabschieden. Sein allerletztes Biathlonrennen war dann der Sprint am Holmenkollen in Oslo.
Nach dem Sport konzentrierte sich Fredrik Lindström auf seine Familie: „Es fiel mir immer schwerer, meine Frau und meine beiden Töchter zu Hause zu lassen und zu Wettkämpfen zu reisen. Deshalb habe ich die intensive Zeit mit ihnen nach dem Ende meiner Karriere umso mehr genossen“, sagt der 35-Jährige.
Nach zehn Monaten zu Hause nahm Fredrik Lindström dann eine neue Herausforderung an, die ihn zurück in die Schule führte: Er nahm an der medizinischen Fakultät ein Medizinstudium auf. Vier Jahre sind seitdem vergangen, und in einem Jahr wird er seinen Abschluss machen. „Der Arztberuf ist wirklich beeindruckend. Aber anfangs fiel es mir nicht leicht, wieder im Unterricht zu sitzen, meine Schulzeit ist schließlich schon über 15 Jahre her“, erklärt Lindström.
Lange im Klassenzimmer zu sitzen, Bücher zu lesen und vor Prüfungen hart zu lernen war nicht leicht für den ehemaligen Sportler. Während seines Studiums hat er alle sechs Monate Prüfungen, auf die er sich vorbereiten muss. Meistens nutzte er die Zeit im Zug auf dem Weg zur Universität, um den Stoff zu pauken: „Ich denke, meine Zeit als Leistungssportler hat mir mental sehr geholfen, diese stressigen Phasen zu überstehen. Ich habe gelernt, mich zu konzentrieren und effizient zu arbeiten.“
In diesem Sommer arbeitet Fredrik Lindström in der Orthopädie des Krankenhauses. Er weiß noch nicht, ob er sich darauf spezialisieren wird, kann es sich aber gut vorstellen: „In der Orthopädie werden viele Sportverletzungen behandelt. Da kenne ich mich aus, das ist spannend. Aber ich kann mir auch vorstellen, als Hausarzt zu arbeiten.“
Obwohl das Studium und die Arbeit im Krankenhaus Fredrik Lindström viel abverlangen, ist er froh, wenn er jeden Abend zu Hause bei seiner Familie sein kann. Gemeinsam gehen sie raus in die Natur und treiben Sport. Es ist ihm gelungen, seine älteste Tochter für den Biathlonsport zu begeistern. Sie trainiert im örtlichen Skiclub. Und auch als Arzt wird er hin und wieder an seine Biathlon-Karriere erinnert: „Manchmal erkennen mich meine Patienten wieder. Ich habe schon das eine oder andere lustige Gespräch geführt“, sagt Lindström mit einem Lächeln.
Fotos: IBU, private