Wodurch wurde die Begeisterung von Maya Cloetens für den Biathlonsport entfacht? Für die junge Frau war es die mentale Herausforderung, die sich aus der Kombination aus Skilaufen und Schießen ergibt. Wie zahlreiche andere Athletinnen und Athleten begann sie in ihrer Heimatstadt Grenoble zunächst mit dem Skilanglauf. Im Alter von 15 wechselte sie dann die Sportart und trägt seitdem ein Gewehr auf dem Rücken. Zwei Jahre später betrat sie erstmals die internationale Bühne: Vom Europäischen Olympischen Winter-Jugendfestival 2019 in Sarajevo brachte sie sogar eine Silbermedaille in der Mixed-Staffel mit nach Hause. Weitere zwei [RP1] Jahre darauf gewann sie bei den IBU-Weltmeisterschaften der Jugend Staffelgold. Diese Erfolge gaben Maya die nötige Motivation, um jeden Tag im Training alles aus sich herauszuholen.
Maya Cloetens hat die doppelte Staatsbürgerschaft und entschied sich 2022, nach Belgien überzuwechseln. „In Belgien steht der Biathlon nicht so sehr im Rampenlicht. Der Verband ist viel kleiner und kann weniger Geld für Ausrüstung und Trainer aufbringen.“ Doch ihre Entscheidung entpuppte sich als goldrichtig. Sie mag die familiäre Atmosphäre in ihrem neuen Team und sieht großes Entwicklungspotenzial für die Zukunft: „In Belgien haben viele junge Athletinnen und Athleten mit dem Biathlon angefangen. Ich hoffe, dass ich ein Vorbild für sie sein kann.“
Ihre läuferische Dominanz im IBU-Junior-Cup drückte sich im Dezember 2022 in fünf Podestplatzierungen aus. Zu Beginn des neuen Jahres fuhr sie dann zum Weltcup nach Pokljuka, zu den Offenen Europameisterschaften nach Lenzerheide und zu den Weltmeisterschaften nach Oberhof. „Das war einfach irre. Im Dezember startete ich noch bei den Juniorinnen und eh ich mich versah, stand ich bei der WM in Oberhof an der Startlinie. Meine Augen haben gestrahlt. Ich war überglücklich, dass ich das erleben durfte.“ Ihr bestes Einzelergebnis war Rang 38 im Sprint. Dabei traf sie alle zehn Scheiben. „Das Publikum in Oberhof war außergewöhnlich. Bei meinem ersten Start in der Mixed-Staffel war ich von den Fans noch immer stark beeindruckt, schließlich hatte ich so etwas bis dato noch nie erlebt.“ Trotz dieser Erfahrung reichte es im weiteren Saisonverlauf nicht für eine Medaille bei den IBU-Weltmeisterschaften der Jugend und Junioren im kasachischen Schtschutschinsk. Doch beim Sprint zum Saisonfinale in Oslo sicherte sich Maya Cloetens mit Platz 36 ihre ersten Weltcup-Punkte. Auch in diesem Rennen blieb sie fehlerfrei.
Das Klischee, dass man im Leistungssport auf Fleisch nicht verzichten kann, widerlegt Maya Cloetens. Seit sie 14 Jahre alt ist, ernährt sie sich vegetarisch. „Ich bin überzeugt davon, dass es sich positiv auf meine Gesundheit auswirkt.“ Doch für sie hat der Verzicht auf Fleisch nicht nur gesundheitliche Gründe – auch der Schutz der Umwelt ist ein Faktor. Auf Reisen muss sie ihre Ernährung nach eigenen Worten genau planen, um sicherzustellen, dass sie genügend Protein zu sich nimmt. Mittlerweile ist das jedoch zur Routine für sie geworden. Dass sie selbst gern kocht, ist dabei sicher kein Nachteil. Darüber hinaus spricht sie auch mit anderen Athletinnen und Athleten über das Thema, um den Fleischkonsum ins Bewusstsein zu rücken: „Mir ist aufgefallen, dass viele meiner Kolleginnen und Kollegen ihre Einstellung langsam ändern. Ich denke, das ist eine gute Entwicklung.“ Da ihr die Natur und das Thema Umweltschutz sehr am Herzen liegen, fungiert Maya Cloetens auch als Nachhaltigkeitsbotschafterin der IBU und setzt sich in dieser Rolle für einen klimafreundlichen Sport ein.
Für die neue Saison hat die nunmehr 21-Jährige das Ziel ausgegeben, sich fest im Weltcup zu etablieren. Dazu setzt sie auch auf mentales Training. Das, so die junge Athletin, hat ihr bereits im vergangenen Winter geholfen: „Es stehen sehr viele Rennen auf dem Programm. Ich hoffe, dass meine Form gut genug ist, um dabei zu bleiben.“ In der Sommervorbereitung warf sie ein Sturz mit dem Mountainbike kurzzeitig zurück: „Nach meiner OP musste ich eine Pause einlegen und regenerieren. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich im Winter keine Auswirkungen der Verletzung mehr spüren werde.“ Um von den anstrengenden Wettkämpfen und Trainingseinheiten abzuschalten, spielt Maya Cloetens gern Klavier. Ihre Freude ist umso größer, wenn sich im Hotel ein Piano befindet. Ihr Lieblingslied? „Bohemian Rhapsody“ von Queen. Außerdem zückt sie in ihrer freien Zeit gern den Stift, um zu malen. Neben ihrer sportlichen Laufbahn hat die 21-Jährige ein Studium der Mathematik und Physik an der Universität von Grenoble aufgenommen. Weiterhin interessiert sie sich für Architektur und kann sich gut vorstellen, nach ihrer aktiven Karriere in diesem Feld zu arbeiten.