DSV-Athletin Vanessa Voigt blieb ebenfalls fehlerlos und kam mit einer Minute Rückstand als Vierte ins Ziel. Fünfte wurde die Französin Julia Simon mit einem Rückstand von 1:11,9 Minuten (eine Strafminute). Einzel-Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick leistete sich zwei Fehlschüsse und kam mit 1:31,4 Minuten Rückstand auf den sechsten Platz.
Wie schon die Männer starteten auch die Frauen mit der längsten Distanz in die neue Weltcupsaison. Die Bedingungen waren dabei ähnlich wie am Vortag: -3 °C, bewölkter Himmel und gegen Ende des Wettkampfs gab es leichten Schneefall, der später sogar heftiger ausfiel. Der Wind zeigte sich am Schießstand aus wechselnden Richtungen. Die ersten fünf Starterinnen räumten problemlos alle Scheiben ab und legten damit die Messlatte für das restliche Teilnehmerfeld hoch. Elvira Öberg, mit Startnummer 16 ins Rennen gegangen, erkämpfte sich durch ihr perfektes Liegendschießen zunächst einen 12-Sekunden-Vorsprung. Doch Hanna wollte ihrer jüngeren Schwester nicht den Vortritt lassen und setzte sich fünf Sekunden vor ihr an die Spitze.
Gutes erstes Schießen
Die Führende wusste um die Bedeutung des ersten Liegendanschlags: „Im Einzel kommt es auf eine gute Schießleistung an, wenn man ein gutes Ergebnis erzielen will. Daher lag mein Fokus vorrangig auf dem Schießen. Wichtig war für mich eine gute erste Liegendserie. Als ich die Null sicher hatte, spürte ich das Selbstvertrauen und war wie beflügelt.“
Auch beim ersten Stehendanschlag blieb Hanna Öberg das Maß aller Dinge und setzte sich nach fünf Treffern 24 Sekunden vor ihre Konkurrentinnen. Tandrevold, Herrmann-Wick und Vittozzi schossen ebenfalls tadellos. Simon blieb nach einer sauberen ersten Serie einmal mehr fehlerfrei und schob sich auf Rang vier. Derweil traf die führende Schwedin auch im zweiten Liegendanschlag alle Scheiben und baute ihren Vorsprung auf enorme 57 Sekunden aus. Tandrevold kletterte nach dem zweiten Schießen von Rang 21 auf 6 und schob sich nach der dritten Null-Serie auf den zweiten Platz nach vorn. Simon, auch zum dritten Mal fehlerfrei kletterte auf die zweite Position, während Herrmann-Wick nach einem Fehler zurückfiel.
Fehlschuss als Motivation für die weitere Saison Hanna Öberg sicherte sich trotz einer Strafminute im vierten Schießen den Sieg und hatte im Ziel einen Vorsprung von 36,5 Sekunden auf die Zweitplatzierte. Vittozzi zeigte großen Kampfgeist und lieferte nach einem Fehler im ersten Schießen anschließend drei blitzsaubere Serien ab. Damit mischte sie im Kampf ums Podium wieder voll mit.
Nach ihrem einzigen Fehlschuss im letzten Schießen setzte sich Hanna Öberg ein Ziel: „Die zwanzig hebe ich mir für den weiteren Saisonverlauf auf.“ Ihre neu gewonnene Treffsicherheit erklärte sie wie folgt: „Ich bin mit einem neuen Schaft in die Saison gegangen. Im letzten Winter ist meine Quote von 85 % auf 79 % gesunken. Daher wollte ich einen Neuanfang beim Schießen wagen. Seit Mai habe ich hart dafür gearbeitet. Im letzten halben Jahr habe ich viele Scheiben getroffen.“
Auf der Schlussrunde ließ Hanna Öberg nichts mehr anbrennen. Tandrevold war auf der letzten Schleife ebenfalls gut unterwegs, konnte der älteren der beiden Öberg-Schwestern aber nicht mehr gefährlich werden. Unterdessen legte Vittozzi eine spektakuläre Schlussrunde in den Schnee: Sie holte vier Plätze auf und kämpfte sich noch auf den Bronzerang nach vorn.
Nachdem Vittozzi im letzten Winter viele Probleme hatte, sagte sie nach ihrem guten Saisonstart: „Dieses Podium ist etwas ganz Besonderes für mich. Es hat lange gedauert. Aber nun habe ich es geschafft. Ich bin wirklich stolz und zufrieden mit meiner Leistung. Ich glaube an mich und war heute ziemlich ruhig. Ich habe einfach versucht, mein Bestes zu geben und das hat funktioniert. Hier in Kontiolahti habe ich meine erste Biathlon-Medaille gewonnen. Daher ist es einer meiner Lieblingsstrecken. Das hat mir etwas mehr Selbstvertrauen und einen guten Schub fürs Rennen gegeben.“
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Hendrik Osula