„Pure Freude“
Herrmann-Wick beschrieb den Sieg bei Heimweltmeisterschaften in Deutschland vor Freunden und Familie als „unglaublich; hier zuhause zu sein und im Sprint vor diesem Publikum bei der Heim-WM Null-Null zu schießen und eine Goldmedaille zu gewinnen ... mir fehlen die Worte. Es ist die pure Freude!“
„Alles ist drin“
Die Olympiasiegerin im 15 km Einzel von 2022 gab zu, dass es schwer gewesen war, ruhig zu bleiben, aber dass sie auch jeden Moment genießen konnte. „Es war ein Spagat zwischen Konzentrieren und Atmosphäre genießen. Ich hatte heute beim ersten Mal den Birxsteig hoch und in der gemischten Staffel einen richtig harten Puls; ich wusste, dass ich gut in Form bin. Ich wusste, dass alles drin ist. Ich habe letzte Nacht nicht so ruhig geschlafen, aber ich habe versucht, konzentriert und entspannt zu bleiben. Die gute Musik im Stadion und die Zuschauer, das ist so verrückt, meine Familie ist hier. Ich habe versucht, es zu genießen, aber ich war auch wirklich nervös.“
Die frischgebackene Weltmeisterin fügte später hinzu, dass ihr Sieg etwas Besonderes gewesen sei und nicht so einfach, wie es aussieht, sondern dass alle Puzzleteile im richtigen Moment zusammenpassen müssen. „Immer wenn es einfach aussieht, ist es deutlich schwerer. Ich habe versucht, mich auf dieses Event vorzubereiten, aber man weiß ja nie. Für mich und die ganze Mannschaft ist es die erste Heim-WM. ... Man muss im Tunnel bleiben und sich auf sein Rennen konzentrieren. Für mich war es eine gute Mischung heute und ist richtig gut gelaufen. ... Es war ein magischer Moment; zuhause zu gewinnen ist einfach das allerbeste Gefühl.“ Die Norwegerin Marte Olsbu Röiseland wurde mit einem Fehler und 31,3 Sekunden Rückstand Vierte. Platz fünf ging an Lisa Vittozzi, ebenfalls mit einem Fehler und 45,8 Sekunden Rückstand. Sechste wurde Marketa Davidova aus Tschechien mit zehn Treffern und 50,5 Sekunden Rückstand.
Nach einem sonnigen Donnerstag war es heute wieder bedeckt, die Temperatur lag knapp unter dem Gefrierpunkt und der Wind wehte wieder seitlich in den Schießstand, was das Schießen zur Herausforderung machte. Julia Simon im gelben Trikot gehörte zu den vielen Schützinnen, die ohne Fehler durch das Liegendschießen kamen. Sie ging auf Rang zwei wieder auf die Strecke. Vittozzi kam mit der schnellsten Angangszeit an den Schießstand, traf zügig und setzte sich an die Spitze. Herrmann-Wick begeisterte das heimische Publikum mit einer ebenso beeindruckenden Null-Fehler-Serie und setzte 0,7 Sekunden vor die Italienerin. Ihre Führung war nur von kurzer Dauer: Hanna Öberg zog nach und ging mit drei Sekunden Vorsprung wieder auf die Strecke.
Davidova wiederholte nach fehlerfreiem Liegendschießen das Kunststück im Stehendanschlag. Vittozzi legte im Stehendanschlag einen Schnellfeuereinlage hin und verfehlte einmal, lag aber nur 2,3 Sekunden zurück. Herrmann-Wick jedoch schoss besser als je zuvor und ging nach dem zehnten Treffer mit einem dominanten Vorsprung von 25 Sekunden wieder auf die Strecke. Zwei Minuten später schoss auch Hanna Öberg sicher und sauber und ging mit neun Sekunden Vorsprung auf die Lokalmatadorin auf ihre letzte Runde.
Sie wusste, dass Großes greifbar war. „Ich wusste, als ich zum Stehendschießen kam, dass ich eine gute Ausgangsposition für ein großartiges Ergebnis habe. Ich habe um jeden Schuss gekämpft und getroffen. Als die letzte Scheibe fiel, wusste ich, dass es ein gutes Ergebnis wird.“
Olsbu Röiseland machte einen Fehler im Liegendanschlag mit einem fehlerfreien Stehendschießen wieder wett und schob sich auf Rang drei, doch noch war nichts entschieden. Mit einer Startnummer im Mittelfeld kam Persson wie gewohnt fehlerfrei durchs Liegendschießen, lag aber beinahe zehn Sekunden zurück. Im Stehen traf sie wieder alle Scheiben und lag plötzlich 3,5 Sekunden vor Olsbu Röiseland auf Rang drei.
Im roten Trikot drehte Herrmann-Wick auf der letzten Runde noch mal voll auf und lief mit eiserner Reserve schneller als alle Rivalinnen. 800 Meter vor dem Ziel lag sie drei Sekunden vor Hanna. Der schwedische Star holte das Letzte aus sich heraus, um die Führung zu verteidigen, doch es reichte nicht: Herrmann-Wick hatte Gold gewonnen.
Hanna: „Ich habe alles auf der Strecke gelassen“
Zur letzten Runde sagte Hanna: „Auf der letzten Runde habe ich die Abstände zu Denise gehört und wusste, dass es sehr eng wird. Ich glaube, ich hatte mir die Strecke gut eingeteilt und habe am langen Anstieg zu Anfang nicht zu sehr aufs Gas gedrückt, um am Ende noch Körner zu haben. Am Ende war sie (Denise) heute ein bisschen stärker als ich, aber ich glaube, ich habe alles auf der Strecke gelassen.“
Persson konnte mit einer stabilen letzten Runde ihre Führung vor Olsbu Röiseland verteidigen und sich ihre erste IBU WM-Einzelmedaille sichern.
„Die härtesten zweieinhalb Kilometer meines Lebens“
Auch wenn sie zuvor schon olympisches Gold und Silber mit der Staffel gewonnen hatte, versicherte Persson allen, dass sie für diese IBU WM Bronzemedaille sehr hart gearbeitet hatte. „Es ist meine erste Einzelmedaille. Es ist verrückt und cool, hier zu sein. Ich bin so zufrieden: fehlerfrei geschossen. Es war ein harter Kampf auf der letzten Runde. Ich musste mich die ganze Zeit so hart pushen. Das waren vermutlich die härtesten zweieinhalb Kilometer meines Lebens.“
Das Podest mit Hanna zu teilen war aus genau einem Grund etwas Besonderes. „Es ist so cool, dass wir beide hier oben stehen können. Das zeigt, dass wir eine richtig starke Mannschaft haben.“
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Björn Reichert