Der letzte Wettkampftag in Lenzerheide begann mit dem Massenstart 60 der Herren. Das Wetter war perfekt – die Sonne schien und der Wind ließ sich kaum blicken. Der Norweger Endre Strømsheim nutzte die guten Bedingungen. Er verfehlte einmal beim Stehendschießen, aber es reichte für den Sieg über 15 km in 37:12,9. Bei den Frauen gab es für das deutsche Team Grund zum Feiern: Hanna Kebinger siegte. Sie schoss beim ersten Liegendschießen einmal daneben, zeigte aber in allen folgenden Schießdurchgängen eine ruhige Hand und lief in 34:02,9 als Erste ins Ziel.
Strømsheims Teamkollege Johannes Dale wurde mit insgesamt zwei Fehlern und 50,6 Sekunden Rückstand Zweiter. Der Deutsche Philipp Horn schoss insgesamt dreimal daneben, sicherte sich aber als Dritter mit 1:03,1 Rückstand einen weiteren Podestplatz.
Duell zwischen Strømsheim und Dale
Endre Strømsheim und Johannes Dale waren das Duo, auf das man von Wettkampfbeginn an ein Auge haben musste. Beide räumten beim ersten Liegendschießen alle Ziele ab und lagen mit 6,9 Sekunden Abstand auf den Plätzen eins und zwei. Horn begann seinen Wettkampf mit einem Fehlschuss und rutschte mit 25,9 Sekunden Rückstand auf Strømsheim auf den 11. Platz.
Dale, der für seine Schnelligkeit auf den Skiern bekannt ist, hatte bis zum Beginn der zweiten Schießrunde zu Strømsheim aufgeschlossen. Sie erreichten den Schießstand gemeinsam, schossen beide fehlerfrei und verließen den Schießstand auch gemeinsam. Horn konnte seine vorherigen Fehler korrigieren, traf bei der zweiten Schießeinlage alle fünf Scheiben und lag nun auf Platz drei, 26,5 Sekunden hinter dem führenden Strømsheim.
Beim ersten Stehendschießen wurde die Sache etwas interessanter. Da Strømsheim und Dale jeweils einmal danebenschossen, hatten die anderen noch die Chance, zu den beiden aufzuschließen. Aber niemand konnte mit dem starken Duo mithalten, und das Duell zwischen Strømsheim und Dale ging weiter. Strømsheim kam schneller aus der Strafrunde und hatte 6,9 Sekunden Vorsprung auf Dale. Horn hingegen kassierte zwei weitere Strafen und rutschte mit 59,8 Sekunden Rückstand auf Strømsheim auf den 7. Platz ab. Sindre Pettersen schoss fehlerfrei und lag vorerst auf dem dritten Platz.
Da Dale und Strømsheim mit großem Abstand führten, hatten sie den Schießstand bei der letzten Schießeinlage ganz für sich allein. Seite an Seite begannen sie zu schießen. Strømsheim schoss sehr schnell und akkurat, während Dale eine Strafe kassierte. Vor der letzten Runde trennten beide 28,4 Sekunden, und es war klar, dass Strømsheim siegen und die Kristallkugel im Massenstart entsprechend an ihn gehen würde.
"Meine Strategie war es, der Gruppe in der ersten Runde zu folgen und dann am Schießstand effektiv zu sein. Das hat wirklich gut funktioniert. Johannes Dale war heute auch sehr stark, und wir haben gut zusammengearbeitet. Beim letzten Schießen hatte er einen Fehler, und ich blieb fehlerfrei und siegte. Es ist wirklich gut, zurück zu sein und zum ersten Mal in dieser Saison zu siegen. Es ist auch schön, die Kristallkugel zu gewinnen", bestätigte Strømsheim.
Deutsch-norwegische Top 6
Da er wusste, dass Strømsheim nicht mehr einzuholen war, schaltete Dale einen Gang herunter und beendete die letzte Runde in aller Ruhe – gerade noch rechtzeitig, um sich den zweiten Platz zu sichern. Horn hatte sich von seinen Fehlern aus der vorangegangenen Runde erholt und sicherte sich mit einem fehlerfreien letzten Schießen den letzten Podestplatz.
Der Deutsche Marco Groß wurde mit zwei Strafen und 1:19 Rückstand Vierter. Der Norweger Sindre Pettersen leistete sich insgesamt zwei Fehler und landete mit 1:22,4 Rückstand auf Platz fünf. Der Norweger Erlend Bjøntegaard schoss viermal daneben, sicherte sich aber dennoch mit einem Rückstand von 1:32,2 den sechsten Platz.
Jenny Enodd schoss insgesamt zwei Fehler und wurde mit 27,5 Sekunden Rückstand auf Kebinger Zweite. Die Französin Lou Jeanmonnot fügte ihrer Sammlung einen weiteren Podestplatz hinzu und wurde Dritte. Sie traf alle 20 Scheiben und lief 37,1 Sekunden hinter der Siegerin Kebinger ins Ziel.
Erster Einzelsieg für Hanna Kebinger
Da Kebinger beim ersten Schießen einmal danebenschoss, lag sie auf Platz 15, 28,5 Sekunden hinter Jeanmonnot, die mit einer sauberen Leistung am Schießstand früh in Führung gegangen war. Enodd, die ebenfalls einmal danebenschoss, lag gar auf Platz 19. Zu diesem Zeitpunkt ahnte kaum jemand, dass diese drei Frauen heute auf dem Podest stehen würden.
Je länger das Rennen dauerte und je mehr Athletinnen Strafen kassierten, desto besser standen die Chancen für die guten Schützinnen. Lou Jeanmonnot blieb weiterhin fehlerfrei, aber da sie auf den Skiern langsamer war, war sie Vierte, 21,1 Sekunden hinter der Norwegerin Juni Arnekleiv, die zum zweiten Mal in Folge alle Scheiben getroffen hatte und damit nach dem zweiten Liegendschießen in Führung lag. Enodd blieb auch in diesem Durchgang fehlerfrei und war Siebte, 34,7 Sekunden hinter ihrer Teamkollegin. Kebinger war auf den zweiten Platz geklettert.
Beim ersten Stehendschießen kam es zum Dell zwischen Kebinger und Arnekleiv. Letztere, die bis dahin fehlerfrei geblieben war, musste eine Strafrunde drehen, während Kebinger weiterhin konzentriert alle Scheiben abräumte und einen sicheren Vorsprung von 27,9 Sekunden herausholte.
Jeanmonnot traf erneut alle Scheiben, aber da sie nicht mit dem Tempo ihrer nächsten Konkurrentinnen mithalten konnte, fand sie sich mit 37,7 Sekunden Rückstand auf Kebinger auf dem vierten Platz wieder.
Kebinger begann die letzte Schießeinlage allein und wusste, dass sie sich einen Fehler erlauben konnte. Sie begann schnell und selbstbewusst zu schießen, hielt aber nach dem zweiten Treffer einen Moment inne. Sie sammelte sich wieder, räumte auch die letzten drei Scheiben ab und lief mit 33,7 Sekunden Vorsprung vor Jeanmonnot weiter, die ebenfalls fehlerfrei schoss. Damit holte sich Kebinger, die in der Saison 18/19 die Gesamtwertung des IBU Junior Cup gewann, ihren ersten Einzelsieg überhaupt.
"Es ist einfach unglaublich! Ich bin ein bisschen sprachlos darüber. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses Jahr ein Rennen gewinnen kann. Vor dem Wettkampf wollte ich einfach nur ein gutes Rennen machen, ich habe nichts erwartet. Ich habe einfach versucht, mich auf jedes Schießen und auf jede Runde zu konzentrieren. Beim Schießen wusste ich, dass ich 30 Sekunden Zeit hatte, bis die nächsten Athletinnen kamen. Ich wusste also, dass ich ein bisschen Zeit habe und mir Zeit nehmen kann, um sauber zu schießen. Nach dem zweiten Schuss fiel mir das Atmen etwas schwer, also hielt ich kurz inne, um mich wieder auf das Schießen zu konzentrieren. Es hat sich gelohnt", kommentierte Kebinger.
Enodd klettert auf den zweiten Platz
Das letzte Schießen ließ keine Fragen über die Siegerin aufkommen, aber der Kampf um den zweiten und dritten Platz tobte noch. Nachdem Jeanmonnot alle 20 Scheiben getroffen hatte, verließ sie den Schießstand mit einem Vorsprung von 9 Sekunden auf Enodd, die auf den dritten Platz geklettert war. Die Norwegerin war die Schnellere auf den Skiern, hatte Jeanmonnot bei der Zwischenzeit nach 10,9 km überholt und sicherte sich den zweiten Platz. Jeanmonnot lief 9,6 Sekunden nach Enodd als Dritte ins Ziel.
Die Französin Camille Bened war die erste, die das Podest mit drei Fehlern und 1:10,5 Rückstand verpasste. Nach einem guten Start kassierte die Norwegerin Juni Arnekleiv insgesamt drei Strafen und musste sich mit 1:12,9 Rückstand mit dem fünften Platz zufriedengeben. Die Schwedin Emma Nilsson kassierte ebenfalls drei Strafen und wurde mit 1:14,7 Rückstand Sechste.
Femsteinevik sichert sich die Kristallkugel
Obwohl sie beim heutigen Massenstart Neunte wurde, war es die Norwegerin Ragnhild Femsteinevik, die die Disziplin Massenstart für sich entschied und die Kristallkugel gewann.