Marecek: „Ich dachte nicht, ich könnte gewinnen… mit zwei Fehlern“
Marecek glaubte nicht, dass er siegen könnte, als er als Achter mit einem Rückstand von 1:29 zum letzten Stehendschießen kam. „Nein, ich dachte nicht, ich könnte gewinnen. Ich dachte, ein Fehler würde reichen, aber ich hatte zwei, also wäre es unmöglich, zu siegen. Aber die anderen schossen Fehler und ich bekam eine Chance.“ Über seine Nerven während des Kampfes um Gold sagte er: „Ich war sehr nervös, aber mein Trainer sagte mir, dass von hinten niemand mehr kam. Also war ich froh… Ich wusste, ich könnte es schaffen (Gold zu gewinnen), wenn ich gut schoss. Aber es können so viele Dinge schief gehen. Man kann nie wissen.“
Spark: „Auf mein Rennen konzentriert“
Spark lag vor dem letzten Schießen auf Rang zwei und wusste, dass sie fokussiert bleiben musste, um eine Chance auf den Sieg zu haben. „Ich habe mich auf mein Rennen konzentriert, ein Schuss nach dem anderen beim letzten Stehendschießen. Ich war froh, dass kein Schuss daneben ging. Ich wusste, ich kämpfe um eine Medaille. Die Trainer sagten (auf der letzten Runde), ich sollte so schnell laufen, wie ich konnte, denn es könnte zur Medaille reichen. Ich wusste nicht, wie viele noch hinter mir kommen würden. Ich hatte Startnummer vier. Ich musste warten. Jetzt bin ich überglücklich, dass ich gewonnen habe!“ Sie fügte hinzu: „Ich wusste vor dem Rennen, dass ich eine Medaillen gewinnen könnte, wenn ich alles so machte wie im Training. Aber ich habe nicht mit Gold gerechnet.“
Hinter Spark sicherte sich Oceane Michelon aus Frankreich Silber mit zwei Fehlern und einem Rückstand von 47 Sekunden. Bronze ging an die Tschechin Tereza Vobornikova, die ebenfalls zwei Fehler schoss und 53,7 Sekunden zurücklag.
Mareike Braun aus Deutschland verfehlte eine Scheibe und kam 1:36,8 hinter der Siegerin auf Rang vier. Fünfte wurde Maren Bakken aus Norwegen mit einem Fehler und einem Rückstand von 1:36,8. Platz sechs ging an die Österreicherin Leo Rothschopf mit zwei Fehlschüssen und einem Abstand von 1:48,9.
Die Juniorinnen liefen unter den bisher besten Bedingungen in dieser Woche. Das Thermometer zeigte -8°C an und die Windfahnen am Schießstand wehten nur leicht. Die guten Bedingungen führten dazu, dass viele Damen beim ersten Liegendschießen fehlerfrei blieben. Die Kanadierin Pascal Paradis gab den Ton an, gefolgt von Spark und Vobornikova, die weniger als zwei Sekunden zurücklagen. Michelon folgte als Fünfte mit einem fehlerfreien Schießen und einem Abstand von 4,8 Sekunden.
Vobornikova setzte sich an die Spitze, als sie alle Scheiben beim ersten Stehendschießen problemlos abräumte. Aasne Skrede traf ebenfalls, lag aber 24 Sekunden zurück. Spark und Michelon schossen einen Fehler; Slettemark blieb fehlerfrei. Auch diese Damen kämpften noch um die Medaillen, hatten aber einen Abstand von weiteren 15 Sekunden. An diesem Punkt war die Anzahl der fehlerfrei gebliebenen Damen von knapp der Hälfte des 59 Köpfe starken Feldes auf nur fünf gefallen.
Die führende Tschechin musste im zweiten Liegendanschlag einen Fehler in Kauf nehmen, verteidigte aber eine Führung von 7 Sekkunden vor Spark und Michelon. Beatrice Trabucchi arbeitete sich mit einem fehlerfreien Durchgang auf Rang fünf nach vorn.
Der Medaillenkampf kam beim letzten Stehendschießen richtig in Fahrt. Spark traf alles und ging in Führung, während Michelon einen Fehler schoss. Sie setzte sich auf Rang zwei, lag aber nur wenige Sekunden vor Vobornikova mit ebenfalls einem Fehlschuss. Das Duo war eng zusammen und jede Athletin hatte eine Medaille im Visier.
Spark kontrollierte das Rennen auf der Schlussrunde mit einem Vorsprung von über 50 Sekunden und sicherte sich unangefochten Gold. Der Kampf um Silber entbrannte zwischen der Französin und der Tschechin. Bei Kilometerpunkt 11,6 lag Michelon nur noch drei Sekunden vor Vobornikova. Doch auf den letzten 900 Metern arbeitete Michelon noch ein paar Sekunden heraus und sicherte sich Silber. Bronze ging an die Tschechin.
Mareike Braun reichte heute der vierte Platz, um sich den Sieg in der Einzelgesamtwertung des IBU Junior Cup und damit die Kristallkugel zu sichern. Damit stand Team Deutschland im heutigen Damenwettkampf zwei Mal ganz oben auf dem Podest.
Hinter Marecek sicherte sich der Norweger Vetle Paulsen Silber mit einem Rückstand von 17 Sekunden. Sein Teamkollege Martin Uldal erkämpfte sich 31,7 Sekunden hinter dem Tschechen Bronze. Alle drei Athleten schossen zwei Fehler.
Aleksei Zubarev aus Russland wurde Vierter mit zwei Fehlschüssen und einem Rückstand von 32,3 Sekunden. Der Finne Otto Invenius landete mit zwei Fehlern und einem Abstand von 47,9 Sekunden auf Rang Fünf. Sechster wurde Campbell Wright aus Neuseeland, ebenfalls mit zwei Patzern und einem Rückstand von 48 Sekunden.
Der heftige Schneefall und stürmische Wind, der im gestrigen Einzel die Jugendathleten heimgesucht hatte, machte über Nacht einem teilweise bedeckten Himmel, leichtem Wind und -14°C Platz. Die sehr kalte Nacht machte die Strecken schnell, doch die Höhenlage bei 1700 Metern war immer noch eine Herausforderung für die Junioren. Trotz der guten Bedingungen schafften nur wenige fehlerfreie Schießeinlagen. Wright mit Startnummer eins räumte beim ersten Liegendschießen alle Scheiben ab, doch weniger als ein Dutzend konnten es im gleichtun. Wrights perfekter Schießdurchgang verschaffte ihm einen Vorsprung von 6,9 Sekunden vor dem ebenfalls sauber schießenden Uldal.
Der Neuseeländer baute seine Führung mit einem weiteren perfekten Schießdurchgang aus. Nur ein weiterer Athlet schaffte dies ebenfalls. Marecek hatte liegend eine Scheibe verfehlt, traf jetzt stehend aber alles und setzte sich auf Rang zwei. Er lag allerdings 58 Sekunden zurück. Uldal folgte weitere 12 Sekunden dahinter, da er auch stehend eine Scheibe stehengelassen hatte. Invenius zog nach und schloss die Lücke zu Wright. Er lag nur 15 Sekunden hinter dem Neuseeländer.
Beim zweiten Liegendschießen machte sich unter den Athleten langsam die Erschöpfung bemerkbar und es kam vermehrt zu Fehlschüssen. Nur Wright traf erneut und baute seine Führung auf 1:13 vor Uldal aus. Invenius verfehlte eine Scheibe, setzte sich aber auf Rang zwei, 1:10 hinter Wright. Marecek blieb ebenfalls fehlerfrei und arbeitete sich auf Platz fünf nach vorn.
Wrights perfekter Tag endete und seine Medaillenchancen lösten sich in Luft auf, als er beim letzten Stehendschießen zwei Scheiben verfehlte. Das öffnete Uldal Tür und Tor. Er schoss einen Fehler und verließ das Stadion nur 0,3 Sekunden hinter dem Führenden. Marecek machte alle Träume des Norwegers zunichte, als er etwas schaffte, dass seinen Konkurrenten nicht gelang: Er blieb beim letzten Stehendschießen fehlerfrei. Das katapultierte ihn 27 Sekunden vor Wright und Uldal. Invenius ließ eine Scheibe stehen und lag auf Rang vier. Er hatte noch eine Chance auf eine Medaille. Paulsens zwei Fehler beim ersten Stehendschießen hatten ihn knapp zwei Minuten zurück auf Rang 19 fallen lassen. Sein fehlerfreies zweites Liegendschießen und ein perfektes letztes Stehendschießen brachten ihn wieder nach vorn. Er lag nun 1,3 Sekunden vor dem Tschechen.
Uldal zauberte eine schnelle Schlussrunde in den Schnee und lag bei Kilometerpunkt 14,1 in Führung. Auf den letzten 900 Metern holte er noch einige Sekunden mehr heraus und führte im Ziel 16,3 Sekunden vor Wright. Marecek schaffte eine gute letzte Runde, verteidigte seine Führung und sicherte sich Gold. Paulsen verließen auf der Schlussrunde die Kräfte, doch es reichte noch für Silber. Er setzte sich knapp vor seinen Teamkollegen Uldal.
Blagoy Todev aus Bulgarien war bei Olympia in Peking angetreten, hatte sich Gold im Einzel über 15 km bei der IBU Junioreneuropameisterschaft und sicherte sich mit Rang 16 bei der JJWM die Kristallkugel für die Einzelgesamtwertung im IBU Junior Cup.
Fotos: IBU/Bjorn Reichert