Bö ist einer der erfolgreichsten Biathleten in der Geschichte des Sports. 20 Weltmeistertitel hat er gewonnen, 5 olympische Goldmedaillen und fünfmal den Sieg im Gesamtweltcup geholt, den er auch in der Saison 2024/25 wieder anführt. „Ursprünglich wollte ich noch ein Jahr weitermachen, aber die Winterspiele verlangen mir und den Menschen um mich herum noch mehr ab. ... Ich laufe immer noch gerne Wettkämpfe, aber im Vergleich zu allen anderen Tagen gibt es eben nur wenige Wettkampftage.“
Bis heute war man davon ausgegangen, dass JT noch bis zu den Winterspielen in Mailand/Cortina weitermachen würde, aber das hat sich nun erledigt. Sein letztes Rennen wird er im März laufen, im Holmenkollen Ski Stadion in Oslo. Sichtlich ergriffen sagte er weiter: „Ich weiß, ich könnte noch weiter siegen, weil ich ein wunderbares Talent habe. Ich muss kaum trainieren, um die Nummer eins zu bleiben, aber das reicht nicht, um noch ein Jahr weiterzumachen.“
Die Saison läuft für den Mann im gelben Trikot durchwachsen, mit einem enttäuschenden 85. Platz im 20 km Einzel der Männer in Ruhpolding als Tiefpunkt, das bisher schlechteste Ergebnis seiner Karriere. Er weiß, dass man auch als talentierter Biathlet hart arbeiten muss, um an der Spitze zu bleiben. „Wenn man in diesem Sport die Nummer eins bleiben will, zahlt man einen hohen Preis, auch die Menschen, die einem nahestehen.“
Hinter diesen Worten verbirgt sich vielleicht der entscheidende Grund für seinen Rücktritt. Bö hat inzwischen zwei Kinder, die mehr Aufmerksamkeit brauchen, umso älter sie werden, und der norwegische Star will nicht noch mehr von ihrer Kindheit verpassen. „Die nächsten Rennen und Punkte sind nicht mehr so wichtig, wenn man eine Familie hat.“
Bis heute war JT mit seinen 88 Siegen auf einem guten Weg, Ole Einar Björndalens Rekord von 95 Weltcupsiegen zu brechen, und drei Siege in dieser Saison hatten ihn diesem Ziel nähergebracht. Die Saison hat er noch keineswegs aufgegeben. „Ich bin hochmotiviert, die Saison so gut wie möglich zu beenden und das gelbe Trikot zu verteidigen.“ Sollte ihm das gelingen, wäre es für den Norweger der sechste Sieg im Gesamtweltcup.
Seitdem sein größter Rivale Martin Fourcade 2020 seine Karriere beendet hatte, dominierte JT Bö den Sport, blieb in der Saison 2022/23 in den Sprints ungeschlagen und gewann neben unzähligen Sprint/Verfolgungs-Doppeln auch vier Goldmedaillen bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking und fünf Goldmedaillen bei den IBU Weltmeisterschaften 2023 in Oberhof.
Bös Dominanz zeigt sich in den vielen Medaillen und Titeln, aber eine Statistik sticht doch besonders heraus: Mit Stand heute hat JT bei 348 Weltcup-Starts einschließlich Staffeln 206 Podestplätze errungen. Das ist eine schwindelerregende Erfolgsquote von 60 %. Zum Vergleich: Björndalen schaffte 256 Podestplätze bei 580 Starts, also 45 %!
Zum Abschluss der Pressekonferenz heute in Ruhpolding sagte der Norweger, der zweifelsohne einer der besten Biathleten aller Zeiten ist, dass der Abschied jetzt für ihn und seine Familie das Beste sei. „Wenn meine Kinder in 20 Jahren ausziehen, werde ich das sicher nicht bereuen.“
Fotos: IBU/Svoboda, Nordic Focus