Start-Ziel-Sieg für JT Boe

Der Norweger Johannes Thingnes Boe blieb im Sprint der Männer von Annecy Le Grand-Bornand ohne Schießfehler und stellte mit seiner Siegerzeit von 23:30,3 Minuten einmal mehr unter Beweis, dass er ein Schnellstarter ist, der nicht nachlässt. Seinen ersten Saisonerfolg feiert er damit genau acht Jahre und drei Tage nach seiner Siegpremiere im Weltcup an gleicher Stelle. Eduard Latypov (Russland) schoss ebenfalls tadellos und landete 7,2 Sekunden hinter dem Norweger auf dem zweiten Platz. Filip Fjeld Andersen (Norwegen), Gewinner der Gesamtwertung im IBU-Cup 2021, traf auch alle zehn Scheiben und feierte mit einem Rückstand von 18,7 Sekunden sein erstes Weltcup-Podium.

Wunderbarer Erfolg für JT

Nach einer eher enttäuschenden Saison mit nur einem Podestplatz (Rang 3 im Sprint von Östersund), freute sich JT Boe über sein heutiges Ergebnis: „Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden. Durch die niedrige Startnummer (12) wollte ich von Beginn an ordentlich Tempo machen. Mit dem Ergebnis am Schießstand bin ich glücklich. Das Rennen lief insgesamt sehr gut.“ Vertrauen auf die eigenen Abläufe

Der Norweger verriet, dass er sich von seinem verhaltenen Saisonstart nicht hat unterkriegen lassen: „Man muss realistisch sein. Wenn man die Ergebnisse betrachtet, sind sie nicht so gut wie in den Vorjahren. Man muss dann auf die eigenen Abläufe vertrauen, um zurückzuschlagen. Das habe ich getan und es hat sich heute ausgezahlt. Hoffentlich lässt der nächste Sieg nicht allzu lange auf sich warten, aber man weiß ja nie. Daher sollte man die Feste feiern, wie sie fallen.“ Tolles Publikum

Die vielen begeisterten Fans versüßten dem Norweger zusätzlich den Tag: „Das bedeutet mir sehr viel! Bei der Ankunft am Stadion war die Atmosphäre schon zu spüren und ich war bereit fürs Rennen. Die Zuschauer haben mir sehr gefehlt. Wenn niemand dabei ist, wirst du schneller müde und hast weniger Adrenalin im Blut. Hier fühlst du dagegen die Energie und willst den Zuschauern etwas zurückgeben, da sie uns so toll unterstützen. Auf der Strecke kämpfen wir auch für sie.“

Quentin Fillon Maillet aus Frankreich leistete sich eine Strafrunde und wurde 21,2 Sekunden hinter JT Boe Vierter. Sturla Holm Laegreid räumte alle Scheiben ab und kam 24,5 Sekunden hinter seinem Landsmann als Fünfter ins Ziel. Rang sechs ging an Anton Smolski (Belarus), der bei zehn Treffern 26,5 Sekunden Rückstand zum Sieger hatte.

Bestzeit in Runde 1

Die Vorzeichen für den Sprint der Männer waren genauso gut wie bei den Frauen gestern: wolkenloser Himmel, +3 °C und minimaler Wind am Schießstand sorgten für beste Wettkampfbedingungen. Latypov landete als erster aus dem Favoritenkreis fünf Treffer und setzte sich damit früh an die Spitze. Nach seiner schnellen ersten Runde schoss JT Boe für seine Verhältnisse eher zurückhaltend, war allerdings trotzdem 3 Sekunden schneller als der Russe. Samuelsson tat es in Sachen Schießen dem Norweger gleich, fing sich jedoch eine Strafrunde ein, durch die er früh zurückfiel. Das gleiche Schicksal ereilte zahlreiche andere Skijäger, darunter Fillon Maillet und Vetle Sjaastad Christiansen, die durch einen Fehlschuss viel Zeit auf den Führenden einbüßten. Daher schienen nun die spät ins Rennen gegangenen Norweger Andersen (59) und Laegreid (62) nach ihren sauberen Leistungen im Liegendanschlag noch realistische Chancen aufs Podium zu haben.

Kampf ums Podium nach sauberem Stehendschießen

Latypov schoss auch im Stehen aggressiv und versenkte alle Patronen souverän im Ziel. JT Boe reagierte dann mit einer ebenfalls schnellen Schießeinlage und setzte sich 11,7 Sekunden vor den Russen. Auch bei Smolski lief es heute am Abzug perfekt, sodass er nach 10 von 10 Treffern als Dritter auf die letzten 3,3 Kilometer ging. Fillon Maillet, der liegend noch eine Scheibe verfehlte, schloss das Stehendschießen wahnsinnig schnell ab und lag nur 4 Sekunden hinter dem Belarussen. Andersen legte nach sauberem Liegendanschlag eine schnelle zweite Runde in den Schnee und hielt sich auch im zweiten Schießen schadlos. Dadurch rutschte er vorläufig auf den dritten Platz, bis sein Teamkollege Laegreid die fünf Scheiben ebenfalls auf Weiß stellte und nur 3 Sekunden hinter Latypov auf die Schlussrunde ging. Den Kampf um den letzten Podiumsplatz sollte schließlich der schnellste Läufer für sich entscheiden.

Erster Saisonerfolg für JT Boe

Der Norweger ließ auf seiner Schlussrunde zwar etwas nach, sicherte sich mit 7,2 Sekunden vor Latypov dennoch souverän seinen ersten Saisonsieg.

Andersen mit erstem Weltcup-Podium

Bei Kilometer 8,2 lag Fillon Maillet auf dem Bronzerang und hatte 27 Sekunden Rückstand auf JT Boe. Der Franzose hatte eine grandiose Schlussrunde und wurde mit jeder Zwischenzeit schneller. Am Ende überquerte er 14 Sekunden hinter Latypov die Ziellinie. Auch der 22-jährige Andersen hielt das Tempo im letzten Umlauf sehr hoch und flog auf dem Weg zu seinem ersten Weltcup-Podium förmlich ins Stadion. Lokalmatador Fillon Maillet hatte dadurch das Nachsehen und rutschte am Ende auf den undankbaren vierten Platz.

„Einfach unglaublich“

Andersen kam bei seinem siebten Weltcup-Start das erste Mal aufs Podium. Dadurch erfüllte er sich einen Kindheitstraum: „Was soll ich sagen? Mir fehlen die Worte! Das ist einfach unglaublich. Schon als Kind träumte ich davon, mit einem Idol wie Johannes Thingnes Boe auf dem Podium zu stehen. Das ist richtig cool. Ich wusste, was ich zu leisten imstande bin. Im Sommer und Herbst haben wir sehr viel mit dem A-Kader trainiert. In einigen Sessions konnten wir mithalten. Heute habe ich mich gut gefühlt. Es lief von der ersten Runde an prima und am Ende war es einfach nur perfekt!“

„Einer der besten Wettkämpfe meiner Karriere“

Latypov erlebte mit dem zweiten Podium seiner Karriere einen der besten Tage seines Lebens: „Ein richtig guter Tag für mich. Ich habe gut geschossen, bin gut gelaufen, alles hat gepasst und ich konnte ums Podium kämpfen. Ich würde sagen, das war einer der besten Wettkämpfe meiner Karriere. Ich freue mich über meine guten Ergebnisse und hoffe, dass ich diese Stabilität in dieser Saison möglichst lange aufrechterhalten kann.“

Fotos: IBU/Manzoni, Thibaut

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