Freude über gutes Rennen
JT strahlte ob seines jüngsten Sieges über beide Ohren: „Das war eines dieser Rennen, an dem es rückblickend nichts auszusetzen gibt, außer dass die Form vielleicht noch etwas Luft nach oben lässt. In der Loipe hätte es noch etwas schneller sein können, dafür war mein Schießen blitzsauber. Ich habe ein gutes Rennen abgeliefert und freue mich über den Erfolg.“
Glücklich über Fan-Zuspruch
Der Norweger zeigte sich außerdem hochzufrieden über den Fan-Zuspruch am späten Donnerstagnachmittag in der Vysočina Arena: „Als ich in der Mixed Zone war, konnte ich die Fragen kaum verstehen. Es ist schon fantastisch, wie viele Leute hier an einem Donnerstagabend hergekommen sind. Ich kann das Wochenende kaum erwarten, wenn 30.000 Biathlon-Verrückte hier sein werden. Das ist einer der besten Veranstaltungsorte, alle freuen sich auf diese Station. Wir dürfen uns glücklich schätzen, hier am Start zu sein.“
Mit Blick auf die Verfolgung am Samstag treibt Tarjei seinem Bruder einige Sorgenfalten auf die Stirn: „Mein Bruder startet direkt hinter mir und hat die zweiten Plätze sicher satt. Er will ganz nach oben. Daher muss ich auf der Hut sein und auf der Strecke Vollgas geben.“
Endre Strømsheim, Gewinner der Sprint- sowie der Gesamtwertung im IBU-Cup in dieser Saison, machte den norwegischen Sahnetag auf dem vierten Platz (1:17,9 Minuten zurück) perfekt und feierte damit sein bisher bestes Weltcup-Ergebnis. Fünfter wurde der Franzose Fabien Claude, der sich eine Strafrunde einhandelte und 1:23 Minuten Rückstand hatte, gefolgt vom Schweden Martin Ponsiluoma (ebenfalls ein Fehler, 1:25,2 Minuten zurück) auf Rang sechs.
Beim ersten Rennen nach den BMW IBU-Weltmeisterschaften herrschten nahezu frühlingshafte Temperaturen. Bei strahlend blauem Himmel zeigte das Thermometer am Nachmittag +9 °C, dazu wehte nur leichter Wind über die Schießanlage. Der Wettkampf war frühzeitig praktisch entschieden, da der mit Nummer 2 gestartete JT Bø dem Rennen von Anfang an seinen Stempel aufdrückte und in den nächsten 22 Minuten keine Spannung aufkommen ließ. Nach einer schnellen ersten Runde räumte er liegend souverän alle Scheiben ab. Das gelang auch Christiansen, der jedoch schon 14 Sekunden Rückstand aufwies. Mit Tarjei Bø kam der nächste Norweger ohne Strafrunde aus und ging 4 Sekunden hinter Christiansen auf die nächste Schleife. Mit Strømsheim blieb dann auch der vierte Norweger fehlerfrei und setzte sich auf Position 4.
Tarjei Bø gab nach dem Rennen zu Protokoll, dass er trotz guter Trainingseindrücke in der ersten Saisonhälfte nicht so gut in Form war, sich die Dinge im Jahr 2023 aber deutlich verbessert haben. Heute holte er das Maximum heraus, nur sein Bruder stand seinem Erfolg einmal mehr im Weg. „Das war ziemlich gutes Biathlon, von Anfang bis Ende ein perfektes Rennen. Aber was soll ich machen? Mein Bruder ist derzeit eben einfach unschlagbar. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, aber natürlich will ich gewinnen. Derzeit bin ich richtig gut in Form. Ich weiß gar nicht, warum. Mein Ziel waren die Weltmeisterschaften. Dort wollte ich topfit sein. Nun hoffe ich, dass ich dieses Niveau bis zum Saisonende halten kann. Mein Selbstvertrauen ist zurück und das ist in diesem Moment das Wichtigste.“
Im Stehendanschlag fielen die Scheiben für den Träger des gelb-roten Trikots genauso leicht wie liegend. Damit war die Messlatte für die 98 weiteren Starter gelegt.
Christiansen verfehlte stehend eine Scheibe und fiel 52 Sekunden hinter seinen Landsmann zurück. Vor dem Schießen verspürte er Druck: „Als ich durch den Wald lief, konnte ich Johannes schießen hören. Dabei bemerkte ich seine Schnellfeuereinlage. Er lief das perfekte Rennen und damit war mein Auftrag klar. Ich konnte nur mein Bestes geben, um ihm so dicht wie möglich auf den Fersen zu bleiben, wobei das derzeit nahezu unmöglich ist.“
Tarjei brauchte einen Moment, um stehend seine erste Patrone abzufeuern. Danach mähte er die fünf Ziele jedoch in rasend schneller Abfolge nieder und ging als Zweiter 26 Sekunden hinter seinem Bruder auf die Strecke zurück. Strømsheim tat es seinen beiden älteren Teamkollegen gleich und blieb fehlerfrei. Nach dem Schießstand lag er als Dritter 12,4 Sekunden vor Christiansen.
Nach seinen zehn Treffern ließ JT auch in der Loipe nichts anbrennen und baute seinen Vorsprung weiter aus. Läuferisch kann ihm derzeit niemand das Wasser reichen. Dabei blieb Tarjei auf seiner Schlussrunde ebenbürtig und verlor nur wenige Sekunden auf seinen Bruder. Im Ziel hatte er als Zweiter dennoch eine halbe Minute Rückstand.
Im letzten Durchgang verlor Strømsheim Zeit auf Christiansen und musste seinem Teamkollegen letztlich Rang drei überlassen.
Der IBU-Cup-Gesamtsieger von 2018 zeigte im Ziel gemischte Gefühle, nachdem er seinen jüngeren Landsmann noch verdrängte: „Es ist hart, wenn ein Teamkollege ums Podium kämpft und dabei auch noch einen Stockbruch erleidet. Daher habe ich gemischte Gefühle. Doch das ist Sport. Da geht es nicht immer gerecht zu, aber er hat ja noch sieben Chancen in dieser Saison, um sein erstes Podium zu erkämpfen. Mit seiner Laufform und schnellem Schießen kann er am Samstag richtig gefährlich werden.“
Die Rückkehr aufs Podium, nachdem er zuletzt mehrfach knapp daran vorbeigeschrammt war, fühlte sich für Christiansen „sehr gut an. Der Sprint war in diesem Jahr nicht unbedingt meine Stärke. Nach meinen fünften und sechsten Plätzen bei der WM freue ich mich riesig, wieder auf dem Treppchen zu stehen.“
JT ist nun nur noch einen Schritt davon entfernt, alle Sprintrennen dieses Winters zu gewinnen. Mit seinem heutigen Erfolg ist ihm der Titel in der Disziplinwertung, der dritte in seiner Karriere, schon jetzt nicht mehr zu nehmen. „Vor der Saison ist der Sprint am Holmenkollen das große Ziel. Wenn ich nun tatsächlich dort gewinnen könnte, wäre das eine große Sache für mich. Sechs Siege in sechs Sprintrennen sprechen eine klare Sprache und die kleine Kristallkugel geht sicher an den Richtigen. Aber natürlich hätte ich mir gewünscht, dass Sturla nicht an Covid erkrankt wäre und heute hätte dabei sein können.“ Fotos: IBU/ Christian Manzoni, Jaroslav Svoboda