Spitz auf Knopf
Nach seinem neuerlichen Erfolg zeigte sich JT trotz kleinerer Wackler am Schießstand sehr zufrieden: „Nach dem Fehler im Liegendanschlag war es nicht einfach, aber ich konnte den Vorsprung durch eine schnelle Laufleistung behaupten und hatte noch immer genügend Körner für das Stehendschießen. Dabei war es ärgerlich, dort gleich den ersten Schuss daneben gesetzt zu haben. Insgesamt hatte ich das Rennen im Griff, doch ich glaube, meine letzte Patrone war auch ein Randtreffer. So ist das im Sport, manchmal klappt die Scheibe um, manchmal nicht.“
Das Jubeln vergessen
Zu seinem fehlerfreien letzten Stehendschießen sagte der Sieger: „Auf der Matte habe ich vergessen zu jubeln, daher musste ich es 50 Meter später nachholen! Beim Schießen war ich zu sehr auf die letzte Scheibe konzentriert. Dann wusste ich nicht, wie ich das feiern sollte. Daran hatte ich einfach nicht gedacht.“
Tarjei Bø wurde nach einer Strafrunde und 1:06,6 Minuten Rückstand Dritter, sodass er zum zweiten Mal in Folge gemeinsam mit seinem Bruder auf dem Podium stand.
Sturla Holm Lægreid kam nach zwei Fehlschüssen mit einem Rückstand von 1:17,8 Minuten als Vierter ins Ziel. Tommaso Giacomel (Italien) landete nach ebenfalls zwei Fehlern 1:31 Minuten hinter dem Tagessieger auf Rang 5, während mit Vetle Sjåstad Christiansen (zwei Fehler, 1:48,9 Minuten zurück) der vierte Norweger in den Top 6 landete.
Der Sieger des Sprintrennens ging mit 48 Sekunden Vorsprung auf die Strecke. Im ersten Verfolgungsrennen des Kalenderjahres 2023 zeigte er von Beginn an eine aggressive Laufleistung. Die Bedingungen waren dabei analog zum Rennen der Frauen am Vormittag relativ mild und nahezu windstill. Obwohl er im ersten Liegendanschlag eine Patrone nur knapp ins Ziel brachte, waren die übrigen Treffer souverän und der Norweger war schon wieder auf der Strecke, noch ehe der erste seiner Verfolger einen Schuss abgefeuert hatte. Lægreid und Tarjei Bø blieben fehlerfrei und die Top 3 gingen unverändert in die zweite Laufrunde.
Der Träger des Gelben Trikots wusste, dass es schwierig sein würde, allein an der Spitze zu laufen. Daher machte er vor dem Rennen den Kopf frei: „Ich habe mir heute Morgen zwei Stunden den Kopf darüber zerbrochen und wollte einfach aus den Gedanken herauskommen, da es mich gestresst hat. Man fühlt schnell den Druck, doch ich wollte ihn lieber vor dem Rennen statt im Rennen selbst verspüren. Das war ziemlich clever. Ich war selbstbewusst am Schießstand und natürlich auch in der Loipe. Ich wollte von Beginn an attackieren und meinen Vorsprung vergrößern.“
In der zweiten Liegendserie verfehlte der Führende eine Scheibe. Ansonsten änderte sich nichts, außer dass der Abstand auf den Rest des Feldes von über einer Minute leicht auf 51 Sekunden bzw. 1:04 Minuten gegenüber Lægreid und Tarjei sank. Die beiden Norweger behielten auch im zweiten Schießen ihre weiße Weste, genauso wie Giacomel und Fillon Maillet, die zu diesem Zeitpunkt nur noch 7 Sekunden hinter Tarjei Bø lagen.
JT gab auf dem Weg zum ersten Stehendschießen weiter Vollgas und baute seinen Vorsprung auf das übrige Feld wieder auf mehr als eine Minute aus. Unterdessen zog der junge Italiener Giacomel an Tarjei vorbei und schob sich auf Position 3. JT verfehlte stehend gleich die erste Scheibe. Doch die nächsten vier Patronen landeten sicher im Ziel. Im Anschluss sagte er: „Ich hätte fehlerfrei bleiben müssen. Es ist aber ein gutes Zeichen, dass ich mich nach 9 von 10 Treffern ein bisschen ärgere, nicht alle Scheiben abgeräumt zu haben.“
Lægreid schoss gleich zweimal daneben und öffnete so die Tür für Fillon Maillet, Giacomel und Tarjei Bø, die allesamt tadellos blieben und auf den Positionen 2–4 zurück auf die Strecke gingen. Die beiden Erstgenannten hatten 55 Sekunden Rückstand auf JT, Tarjei kam 5 Sekunden später zur Zwischenzeit und der nun Fünftplatzierte Lægreid hatte 1:25 Minuten Rückstand.
An den Top 5 änderte sich auch beim letzten Stehendschießen nichts. Nur Lægreids Rückstand vergrößerte sich um 10 weitere Sekunden. JT schoss schnell und perfekt, sodass er schon beim Verlassen des Schießstandes über einen weitere Sieg jubeln durfte. Fillon Maillet und Tarjei Bø ließen jeweils eine Scheibe stehen, Giacomel deren zwei, sodass Lægreid die Chance hatte, wieder nach vorn zu kommen. Während Fillon Maillet als Zweiter 1:21 Minuten hinter JT auf die Schlussrunde ging, lieferten sich Tarjei und Lægreid (1:33 bzw. 1:34 Minuten zurück) einen harten Kampf ums Podium.
Fillon Maillet, dessen Formkurve seit Saisonbeginn weiter ansteigt, freute sich darüber, im Kampf ums Podest mitzumischen: „Endlich bin ich dem perfekten Schießen wieder nähergekommen und meine Form war deutlich besser. So habe ich mir das vorgestellt.“
Während JT ohne Probleme seinen 62. Karrieresieg und sein 100. Podium nach Hause lief, fighteten der französische Vorjahresgesamtsieger und sein Bruder Tarjei um den zweiten Platz. Bei der letzten Abfahrt setzte sich der Franzose schließlich ab und feierte sein bestes Resultat in dieser Saison. Der ältere der Bø-Brüder landete so auf Rang 3.
Fillon Maillet wusste eingangs der Schlussrunde nicht genau, auf welcher Position er lag. Er wusste nur, dass er alles geben musste: „Mir war klar, dass es um Rang 2 ging. Nach dem Schießstand war ich nicht sicher, auf welchem Platz ich war. Ich wusste nur, dass ich ums Podium kämpfe und fokussiert bleiben muss.“
Enges Rennen
Tarjei sparte sich etwas Energie für den Kampf in der Schlussrunde auf und nahm viel Positives mit, auch wenn er den zweiten Platz letztlich nicht sichern konnte: „Es ist schon eine Umstellung, wenn man plötzlich auf 1300 Höhenmetern ist. Aber das gilt ja für alle Athleten. Außer vielleicht für meinen Bruder, der das Wort Laktat nur aus dem Lexikon kennt. Unter diesen Bedingungen muss man klug laufen. Anfangs war ich etwas langsamer, um mir noch ein paar Körner für die Schlussrunde aufzuheben. Für mich war es ein großer Erfolg, zu Quentin aufzuschließen und mich im Kampf ums Podium gegen Sturla zu behaupten. Letztlich ist es gut für mich gelaufen. Ich hätte auch Fünfter werden können, daher ist der dritte Rang voll okay.“
Fotos: IBU/ Christian Manzoni, Svoboda