„Zu nervös am Schießstand“
Simons dritter Sieg der Saison und ihr sechster Einzelpodestplatz in Folge 2023 ließen die Französin strahlen. „Das ist unglaublich, auf dem Podium ganz oben zu stehen. Ich war heute richtig gut in Form. Am Schießstand war ich vielleicht zu nervös, mit ein paar blöden Fehlern. ... Ich habe versucht, schnell zu schießen, und das ist kein guter Ansatz. ... Aber ich war auf der Strecke gut drauf und habe mir den Sieg gesichert.“
Letzte Runde „ziemlich zuversichtlich“
Zur letzten Runde sagte sie weiter: „Ich war ziemlich zuversichtlich, habe versucht, hinten zu bleiben und bis zum letzten Stück zu warten, weil ich wusste, dass der Anstieg wirklich entscheidend ist. Ich bin einfach hinten geblieben. Als ich Lisa antreten sah, habe ich mich an sie dran gehängt und versucht, einen guten Sprint abzuliefern. Es war ein perfekter Tag für mich!“
Simons Mannschaftskameradin Anais Chevalier-Bouchet wurde mit einem Fehler und 6,7 Sekunden Rückstand Dritte, ihr drittes Massenstart-Podium innerhalb eines Jahres. Sie erklärte, warum ihr das Format so liegt: „Ich weiß nicht, ob es das Format ist, aber es ist immer das letzte Rennen des Wochenendes. Ich bin von meiner Woche immer frustriert, also muss ich das letzte Rennen positiv angehen.“
Vierte wurde die Schwedin Linn Persson mit zwei Fehlern und 30,7 Sekunden Rückstand. Die Deutsche Vanessa Voigt wurde mit ebenfalls zwei Fehlern und 41,5 Sekunden Rückstand Fünfte. Platz sechs ging an Perssons Mannschaftskameradin Hanna Öberg mit drei Fehlern und 42,4 Sekunden Rückstand.
Bis zum Start der Frauen im letzten Rennen hier in Ruhpolding hatte es zu regnen begonnen und der Wind war stärker als zuvor bei den Männern. Simon im gelben Trikot führte das Feld zum ersten Liegendschießen an, verfehlte aber einmal und musste die Führung an die fehlerfreie Vittozzi abtreten. Auch Lena Häcki-Groß blieb ohne Fehler und ging als Zweite mit Lisa Theresa Hauser im Schlepptau wieder auf die Strecke.
Vittozzi führte das Feld zum zweiten Liegendschießen, schoss erneut besonnen und traf alle Scheiben. Simon machte sich nach dem ersten Fehler im Liegendanschlag an die Aufholjagd, kam ohne Fehler durch das zweite Liegendschießen und ging mit der italienischen Rivalin wieder auf die Strecke. Hauser und Anna Magnusson blieben ohne Fehler und lagen 14 Sekunden dahinter, knapp gefolgt von Voigt.
Simon eroberte die Führung auf der Runde zurück und kam als Führende zum ersten Stehendschießen. Beide Frauen setzten rasant fünf Schluss und verfehlten je einmal. Hinter ihnen kamen Chevalier-Bouchet und Voigt ohne Fehler durch, Simon und Vittozzi blieben aber mit 11,6 Sekunden Vorsprung auf die beiden fehlerfreien Schützinnen in Führung.
Chevalier-Bouchet, die in den Stehendschießen Podestchancen hatte, hatte eine Strategie für das Rennen und ließ sich von den lauten Anfeuerungsrufen des Publikums für Voigt neben ihr nicht aus der Ruhe bringen. „Ich hab mein eigenes Ding gedreht, weil ich weiß, dass ich im Zielsprint nicht besser bin. Ich habe versucht, am Anstieg mein Bestes zu geben, aber es hat nicht gereicht.“ Ich habe gespielt und verloren, aber nicht alles, nur die beiden ersten Plätze. ... Ich weiß das (Publikum) sehr zu schätzen. Ich bin mit Vanessa (Voigt) gelaufen und alle haben sie angefeuert, aber das war für mich okay. Der Lärmpegel ist für mich kein Problem.“
Auf der 2,5-km-Runde vor dem letzten Stehendschießen war Simon stärker als Vittozzi und lief nach und nach bis zur Zwischenzeit bei 9,3 km 6,3 Sekunden Vorsprung heraus, den sie bis zum Schießstand weiter ausbaute. Mit einem weiteren schnellen Schießen und einer weiteren Strafrunde lag Simon eine Sekunde hinter der fehlerfreien Vittozzi, und sie gingen fast gleichzeitig aus dem Stadion. Auch Chevalier-Bouchet traf zeitgleich mit Vittozzi alles und hängte sich für die letzte Runde an Simon und Vittozzi dran.
Simon ließ ihre Mannschaftskameradin auf der letzten Runde eine Weile das Tempo vorgeben und erklärte ihre Strategie: „Ich war gut in Form, aber nicht gut genug, um gleich von Anfang an zu kämpfen, also habe ich versucht dran zu bleiben und einfach an der letzten Abfahrt an Lisa dran zu sein und den Vorteil und das Tempo zu nutzen. Ich bin keine schlechte Sprinterin, als habe ich versucht, auf den letzten Metern schnell zu sein. Es war eine gute Strategie und ein guter Kampf, eine packende Atmosphäre und die Trainer haben uns gut angefeuert.“
Vittozzi griff am Schießstandberg an. Simon konterte, legte sich ins Zeug und zog zu einem überzeugenden Sieg davon. Mit siegreich gereckten Armen überquerte sie die Ziellinie.
„Lisa ist wieder da!“
Die Italienerin und Chevalier-Bouchet komplettierten das Podium. Vittozzi, derzeit Dritte in der Weltcup-Gesamtwertung, war von ihrem dritten Besuch auf dem Podest in dieser Woche überrascht, ist sich nun aber sicher, dass die schwierigen Zeiten hinter ihr liegen. „Ich habe nicht damit (dem Podestplatz) gerechnet, aber nach dem Einzel habe ich mich am Schießstand sehr sicher gefühlt. Ich glaube, Lisa ist wieder da! Ich bin mit meiner Leistung heute sehr zufrieden.“
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Igor Stančík