Die Deutsche Laura Dahlmeier darf sich nun Doppel-Olympiasiegerin nennen: Mit einem Fehler und einer Zeit von 30:35,3 ging sie im heutigen Verfolger samt wehender deutscher Fahne und strahlendem Lächeln als Siegerin über die Ziellinie. Anastasiya Kuzmina aus der Slowakei sicherte sich Silber mit einem Zielsprint und 0,2 Sekunden Vorsprung vor der Französin Anais Bescond. Kuzmina lag mit vier Fehlern am Ende 29,4 Sekunden hinter Dahlmeier, Bescond mit einem Fehler knappe 29,6.
Erster Doppelsieg Sprint/Verfolgung bei den SpielenMit ihrem überragenden Sieg wurde Dahlmeier die erste Frau, die bei einer Winter-Olympiade Sprint Gold in Sprint und Verfolgung holte. Die Deutsche Kati Wilhelm hatte 2002 bei den Winterspielen in Salt Lake City Gold im Sprint gewonnen, wurde aber in der Verfolgung Zweite. Für eine Goldmedaille in der Verfolgung reichte es vier Jahre später bei den Winterspielen in Turin 2006.
Die Norwegerin Marte Olsbu, die im Sprint Silber geholte hatte, kämpfte sich nach scheinbar katastrophalen vier Schießfehlern wieder auf einen vierten Platz mit 1:07,3 Rückstand vor. Platz fünf ging an die IBU Newcomerin des Jahres, Hanna Oeberg aus Schweden, mit drei Fehlern und 1:08,9 Rückstand. Dahlmeiers Mannschaftskameradin Denise Herrmann belegte mit drei Fehlern und 1:19,4 Rückstand Platz sechs.
Kalt und windig: Niemand schafft die NullÄhnlich wie an den zwei vorangehenden Wettkampfabenden war es wieder kalt und windig, als die Damen an den Start gingen. Der Wind setzte allen sechzig Starterinnen zu, sodass niemand 20 Treffer am Schießstand setzten konnte.
Dahlmeier gab zu, dass die Bedingungen ungemütlich gewesen waren. „Es ist nicht so leicht, weil die Temperaturen schon niedrig sind, und der Wind auch noch stark und kalt ist. Es ist schwer für uns, bei solchen Bedingungen zu laufen... aber wir verbringen viel Zeit in den Bergen, ich bin das also vermutlich gewohnt.“
Dahlmeier vorn; viele Rasten für den WindDahlmeier führte auf der ersten Runde und hatte schon alles getroffen, bevor Olsbu auf Bahn zwei den ersten Schuss abgeben konnte. Die Norwegerin verfehlte einmal, während Vitkova ohne Fehler blieb und als Zweite auf die Strecke ging. Kuzmina nutzte ihre Laufstärke, um mit ebenfalls fehlerfreiem Schießen auf Rang drei vorzurücken. Nur sieben der ersten 8 Damen bleiben ohne Fehler; zwischen der ersten und der letzten in dieser Gruppe lag fast eine Minute. Bei böigem Wind drehte Dahlmeier mehrmals ein paar Rasten, um die Visierlinie anzupassen, schoss aber trotzdem einen Fehler. Kuzmina, nun auf zwei, verfehlte ebenfalls einmal. Nur Bescond, die von 19 auf 4 aufgerückt war, Marie Dorin Habert und Irene Cadurisch blieben aus der führenden Gruppe ohne Fehler. Zurück auf der Strecke zog Kuzmina im Nu an der Sprint-Olympiasiegerin vorbei und machte sich auf den Weg zum ersten Stehendschießen.
Kuzmina greift anDer slowakische Star schoss zügig und verfehlte zweimal, während Dahlmeier mit fünf Treffern wieder in Führung ging. Mit 37 Sekunden Vorsprung vor Kuzmina war sie nun fast uneinholbar. Vitkova, vor dem ersten Stehendschießen auf Rang fünf, konnte sich nach fehlerfreiem Schießen mit 49,1 Sekunden Rückstand wieder Hoffnungen auf eine Medaille machen. Bescond lag nach einer Strafrunde auf Rang vier mit 59,6 Sekunden Rückstand.
Dahlmeier verteidigte ihre Führung bis zum letzten Stehendschießen, Kuzmina konnte diesmal nicht aufholen. Die Deutsche war sich sicher, dass sie mit ihren Schießkünsten die schnelle Kuzmina in Schach halten würde. „Anastasiya war auf der dritten Runde sehr schnell; ich hab mich drangehängt... Ich war mir beim Schießen sehr sicher, also hab ich mich darauf konzentriert, die Scheiben genau mittig zu treffen, und das ist mir gelungen.“"
Mit fünf Schuss zur zweiten Goldmedaille
Die letzten fünf Scheiben auf dem Weg zur zweiten Goldmedaille traf der deutsche Star mühelos. Kuzmina, mit gutem Vorsprung auf Rang zwei, setzte den ersten Schuss daneben, traf aber mit den nächsten vier und ging in die Strafrunde. Bescond konterte mit schnellem und sauberem Schießen und ging auf dem Bronze-Rang 0,8 Sekunden hinter Kuzmina auf die Strecke. Diese beiden lieferten sich auf den nächsten 2 km einen erbitterten Zweikampf, in dem Kuzmina die Nase vorn hatte und die französische Veteranin kämpfen musste, um an ihren Skienden zu bleiben. Dahlmeier lief entspannt ins Stadion ein, schnappte sich eine deutsche Flagge und überquerte die Ziellinie mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht.
Kuzmina und Bescond
Fast 30 Sekunden nach Dahlmeiers triumphalem Zieleinlauf kamen Kuzmina und Bescond ins Stadion. Die beiden Frauen schenkten sich im Kampf um Silber keinen Zentimeter, und am Ende war es die sichtlich ermattete Slowakin, die sich 0,2 Sekunden vor Bescond über die Ziellinie werfen konnte. Kuzmina reckte die Siegesfaust in die Luft; die Freude und Erleichterung nach der verpassten Sprint-Medaille standen ihr ins Gesicht geschrieben. Sie sagte: „Das war sehr hart heute. Aufs Schießen kam es am meisten an, aber ich wusste, dass ich auf der Strecke stark war. Ich weiß, dass Laura unheimlich gut ist, also habe ich versucht, mein Bestes zu geben.“
Zweite Silbermedaille in der VerfolgungFür Kuzmina ist es die zweite Silbermedaille in einem olympischen Verfolgungsrennen. Schon in Vancouver hatte Kuzmina hinter dem deutschen „Goldmädchen“ Magdalena Neuner Silber geholt, nachdem sie zuvor den Sprint gewonnen hatte.
Die Olympiasiegerin im Sprint von Vancouver und Sochi zeigte sich sichtlich gerührt über ihre Silbermedaille. „Es ist ein besonderes Gefühl, bei den dritten Winterspielen in Folge eine Medaille zu gewinnen. Wegen Sochi und Vancouver haben alle erwartet, dass ich den Sprint gewinne. Das hat nicht geklappt, aber ich bin so froh, dass ich die Silbermedaille verteidigen konnte, die ich vor acht Jahren in dieser Disziplin gewonnen habe.“
Besconds Bronzemedaille ist erst ihre zweite Einzelmedaille bei einem solchen Großereignis. Bei den IBU-Weltmeisterschaften 2016 holte sie Silber im 15 km Einzel. Die 30-Jährige nutzte die guten Erfahrungen aus dem letzten Jahr in Pyeongchang, um sich heute die Medaille zu erkämpfen. „Ich habe daran gedacht, was letztes Jahr war. Es gab ja keine Garantie, dass ich den Sprung von 9 auf 3 vom letzten Jahr würde wiederholen können, und diesmal lag ich auf 19! Aber ich habe mich an das Gefühl damals erinnert. Es war hart, bei der IBU WM in Hochfilzen nicht anzutreten, also wollte ich bei den Winterspielen mein Bestes geben. Nach dem Sprint war ich enttäuscht, also habe ich überlegt, wie ich das Gefühl vom letzten Jahr wieder abrufen kann, und das habe ich nach Kräften versucht. Es war nicht perfekt, aber es war gut. Sehr, sehr gut!“