Laura Dahlmeier verkündet Karriereende

Die Deutsche Laura Dahlmeier, die im Biathlon von IBU JJWM bis zu den Olympischen Winterspielen und IBU Weltmeisterschaften alles gewonnen hatte, was es zu gewinnen gab, zog sich in dieser Woche im Alter von 25 Jahren aus dem Biathlonsport zurück Dahlmeier war ohne jeden Zweifel bei den Frauen der Star ihrer Generation, bekannt als zähe Kämpferin, die in ihren Glanzmomentan am Schießstand brillant und auf der Strecke uneinholbar schnell war.

Spektakuläre Auftritte mit 23 Jahren

In der Saison 2016-17 glänzte Dahlmeier mit scheinbar grenzenlosem Talent. Bevor sie das Jahr mit dem Sieg im IBU Gesamtweltcup und der großen Kristallkugel krönte, war Dahlmeier der unangefochtene Star der IBU Weltmeisterschaften in Hochfilzen, wo sie nie dagewesene sechs Medaillen abräumte: Fünfmal Gold und einmal Silber. Diese spektakuläre Siegesserie zauberte sie mit gerade einmal 23 Jahren in den Schnee. Wenige Athletinnen (außer Magdalena Neuner) erreichen einen solchen sportlichen Zenit in einem so jungen Alter.

Von IBU JJWM zum Staffeldebut

Einen Vorgeschmack auf ihre erfolgreiche Karriere hatte Dahlmeier ebenfalls in Österreich gegeben, in Obertilliach bei den IBU JJWM 2013. Sie holte Gold in Einzel, Staffel und Sprint sowie Silber in der Verfolgung. Doch vor allem der Sprint war es, der herausstach. Sie blieb am Schießstand ohne Fehler und ließ die zweitplatzierte Olga Podchufarova mit 48 Sekunden Vorsprung praktisch stehen, und obwohl Lisa Theresa Hauser und Anais Chevalier-Bouchet auf den Plätzen drei und vier ebenfalls alles trafen, lagen sie fast eine Minute zurück. Dank des Auftritts in Obertilliach durfte sie 2013 bei den IBU Weltmeisterschaften in NMNM zum ersten Mal im Weltcup starten, als Teil der Staffel. Auf der größten Bühne dieses Sports ging sie als dritte Läuferin auf die Runde, traf alle Scheiben und brachte das deutsche Team von 38 Sekunden Rückstand auf Rang eins.

152 Starts

Noch 151 weitere Starts absolvierte sie im Weltcup, und nur noch einmal im IBU Cup (Vorbereitung/Formtest) im letzten Winter in Ridnaun in der einfachen gemischten Staffel, wo sie mit Roman Rees Zweite wurde. Und doch war Dahlmeiers Karriere trotz dieser vielversprechenden ersten Tage kein Spaziergang. In der ersten ganzen Weltcupsaison 2013-14 schoss sie fehlerfrei und gewann mit Staffeln in Annecy und Ruhpolding, schaffte es aber in Einzelrennen nie aufs Podest. Die Olympischen Winterspiele 2014 in Sochi waren für 20-Jährige einfach zum Vergessen.

Durchbruch mit Sprintsieg: „Darauf gewartet, seit ich noch ein Kind war“

 In den nächsten Saisons verpasste sie wegen Verletzungen und Krankheitsausfällen immer wieder Weltcuprennen. In der Saison 2014-15 war ihr erster Start einer in der zweiten Dezemberhälfte in Pokljuka. Nach einer Verletzung im Sommer gab sie zu, dass ein Podestplatz im Weltcup „nicht leicht werden wird, das wird schwierig.“ Und doch kam dann am 7. Februar 2015 in NMNM, wo sie zum ersten Mal auf der großen Bühne des BMW IBU Weltcup aufgetreten war, für sie alles zusammen und ihr gelang ein erster Weltcupsieg. An diesem Tag sagte sie: „Ich habe darauf gewartet, seit ich noch ein Kind war. Ich habe immer gesagt, ich wollte es in den Weltcup schaffen und gewinnen... Ich habe gedacht, vielleicht am Ende der Saison, aber nicht im Februar, deswegen ist das echt cool.“ Das war ihr Einzelsieg Nummer 1. 10 Tage und vier Jahre später holte sie sich den letzten Sieg, Nummer 22, im Massenstart von Antholz Ende Januar.

“Perfekter Tag; Perfektes Rennen”

Mit diesem Sieg nahm ihre Karriere Fahrt auf. In dieser Saison folgten sechs weitere Podestplätze, darunter ihre ersten IBU WM-Medaillen: Silber in der Verfolgung und dann Gold als Nummer eins mit der Damenstaffel. Die Erwartungen sollten für die ruhige junge Frau aus Garmisch-Partenkirchen, die die Berge und die höchsten Gipfel liebt, nie wieder dieselben sein. Aus zwei Siegen in dieser Saison wurden fünf im nächsten Jahr, die erste Einzel-Goldmedaille bei einer IBU WM holte sie sich mit einer fehlerfreien Verfolgung. Ihr Kommentar nach dem Rennen, der sich fast zu einem Standard entwickeln sollte: „Es war ein perfekter Tag für mich, ein perfektes Rennen. Alles lief richtig gut für mich... Ich habe die deutsche Fahne gehabt, es war toll ins Ziel zu kommen und jetzt bin ich Weltmeisterin.“ Auch wenn das in Oslo ihre einzige Goldmedaille war, verließ sie die norwegische Hauptstadt mit vier weiteren Medaillen um den Hals: Silber im Massenstart und Bronze in Sprint, Einzel und Staffel.

„Wenigstens eine Medaille“ 

In die beste Saison ihrer Karriere startete Dahlmeier ausnahmsweise gesund. Im Sommer 2016 war sie nicht durch Krankheit oder Verletzungen ausgebremst worden. Auch wenn sie im Biathlon ein Ausnahmetalent war, äußerte sie sich in der Öffentlichkeit immer eher zögerlich. Der deutsche Star hatte große Ziele, behielt sie aber für sich. Im November 2016 war die inzwischen respektierte Biathlon-Größe allerdings optimistisch und gab die Ziele preis: „Erstmal gesund bleiben und in so vielen Wettkämpfen wie möglich antreten, und dann nicht nur antreten, sondern auch gut sein. Ich würde auch gerne eine Medaille in Hochfilzen gewinnen, wenigstens eine. Ich weiß, dass die fünf Medaillen letztes Jahr etwas ganz Besonderes waren, und dass das schwer zu wiederholen ist.

„Lauraland“

Bei strahlendem Sonnenschein verwandelte sich Hochfilzen im Februar 2017 in „Lauraland“. Nachdem sie den Sprinttitel mit vier Sekunden Rückstand Gabriela Koukalová hatte überlassen müssen, gehörten alle Tage danach Dahlmeier, die von den überwiegend deutschen Fans lautstark angefeuert wurde. Sie erklärte: „Ich wollte mit einem guten Rennen einsteigen, und der Sprint war gut, mit der Silbermedaille, und ich war sehr zufrieden. Ich habe mir gesagt, okay, vielleicht noch ein bisschen mehr und dann kannst du vielleicht Gold holen. Dann Gold in der Verfolgung... Ich habe mich einfach von einem Rennen zum nächsten gehangelt. Es war einfach perfekt. Das letzte Rennen, der Massenstart, war richtig gut, mit viermal Null. Jeder Tag war richtig gut.“ 

Legendär 

An Tagen wie diesen in Hochfilzen und wie denen davor in Antholz und danach in Pyeongchang und Kontiolahti werden Legenden geschrieben. Die Legende Dahlmeier wird uns noch viele Jahre begleiten. Es begann mit dem 15 km Einzel in Antholz. In den nächsten 13 Wettkämpfen (10 Einzelwettkämpfe, 3 Staffeln) sahen ihre Ergebnisse so aus: 1., 2., 1., 1., 2., 1., 1., 1., 1., 1., 1., 2. und 1.! Während dieser Phase, in die die IBU Weltmeisterschaften sowie die Weltcups in Pyeongchang und Kontiolahti fielen, gab die Frau in Gelb in den 9 Einzelwettkämpfen 120 Schüsse ab, von denen 115 ins Schwarze gingen: Eine brillante Trefferquote von 95 %. Als sie Kontiolahti verließ, hatte sie die große Kristallkugel sicher. „Mir fehlen völlig die Worte, das ist so ein großartiger Moment, ein Traum wird wahr.“

Pyeongchang: Geschichte geschrieben, Kindheitstraum erfüllt

In die Olympiasaison 2017/2018 stieg Dahlmeier mit einem klaren Fokus auf Pyeongchang ein und schrieb mit dem historischen Doppel aus Sprint und Verfolgung Geschichte. An einem windigen Abend setzte sie im Sprint zehn Treffer, was nur noch zwei anderen Athletinnen gelang. Mit einer brillanten letzten Runde erlief sie sich einen Vorsprung von satten 24,2 Sekunden und holte sich als zweite Deutsche den olympischen Sprinttitel. „Das Schießen war heute der Schlüssel zum Erfolg... Es ist ein perfekter Tag. Ich habe seit meiner Kindheit von einem Olympiasieg geträumt.“ Mit nur einem Fehler in der Verfolgung an einem erneut sehr windigen Abend krönte sich Dahlmeier zur einzigen Frau, die je bei denselben Olympischen Winterspielen das Doppel aus Sprint und Verfolgung gewinnen konnte. Den glänzenden Abschluss machte sie in Korea mit Bronze im 15 km Einzel und sagte später: „Es ist ein tolles Gefühl, bei den Winterspielen in Topform zu sein. Das war zu Saisonbeginn mein Ziel, und ich habe es erreicht.“

Zweimal Bronze

In die letzte Saison konnte Dahlmeier nur langsam einsteigen, gesundheitliche Probleme kosteten sie den Dezember. Sie kehrte zurück und holte sich den letzten Sieg in Antholz. Bis zu den IBU Weltmeisterschaften in Östersund Ende März war klar, dass es schwer werden könnte, Medaillen zu gewinnen. Und doch darf man wahre Sieger wie Laura Dahlmeier nie abschreiben. Mit dem Schießen zog sie sich in Sprint und Verfolgung aus der Affäre, schoss einmal null und einmal einen Fehler. Als Belohnung gab es zwei Bronzemedaillen. 

In Zahlen

Nach zwei weiteren Bronzemedaillen sieht die Bilanz ihrer Ausnahmekarriere wie folgt aus: Zweimal olympisches Gold, einmal Bronze, 15 Medaillen von IBU Weltmeisterschaften (7 Gold, 2 Silber, 5 Bronze), 50 Einzelpodestplätze (22 erste Plätze, 17 zweite und 11 dritte), der Sieg im Gesamtweltcup 2017 und zwei kleine Kristallkugeln.

Besondere Medaillen: „Top 3 keine Selbstverständlichkeit“

Einige von Laura Dahlmeiers Kommentaren, wenn sie nicht Gold holte, zeigen, wie sehr sie ihren Biathlonerfolg zu würdigen wusste. Nach Bronze über 15 km in Pyeongchang sagte sie: „Drei Medaillen in drei Rennen sind unglaublich, und ich freue mich unglaublich über diese Bronzemedaille... Es ist keine Selbstverständlichkeit, bei den Winterspielen in den Top 3 zu landen...“ Vor wenigen Monaten in Östersund sagte sie mit Sprint-Bronze in der Hand: „(Diese Medaille) ist in mancher Hinsicht etwas Besonderes für mich. Ich war ein bisschen erkältet. Ich habe auch erst heute Morgen beschlossen zu starten. Ich habe gedacht, dass gutes Schießen wichtig ist; dann ist alles möglich. Jetzt bin ich sehr zufrieden mit meiner Medaille. Diese Bronzemedaille fühlt sich für mich wie Gold an.“ Später sagte sie noch: „Jede Medaille von IBU Weltmeisterschaften ist etwas Besonderes.

Wenn im kommenden Winter der Schneefall wieder einsetzt, werden Fans und Rivalinnen Laura vermissen. Vermutlich ist sie dann auf einer Skitour unterwegs, oder schaut von einem Berggipfel hinunter. Die IBU und die Biathlonfamilie wünschen ihr von Herzen alles Gute für ihren weiteren Lebensweg.

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