Lessers brillante Schlussrunde sichert Verfolgungssieg in Oslo

Erik Lesser aus Deutschland kam als Zweiter zum letzten Stehendschießen in der Verfolgung der Herren über 12,5 km. Er lag 30 Sekunden hinter dem Norweger Sturla Holm Laegreid. Der Deutsche traf, während der Norweger zweimal in die Strafrunde musste. Lesser schaffte 20/20 und gewann in 32:03,8. Es ist sein erster Sieg seit de, Triumph im Massenstart von Ruhpolding 2016 vor Martin Fourcade. Der Franzose Quentin Fillon Maillet wurde mit einer Strafrunde und einem Rückstand von 9,4 Sekunden Zweiter. Platz drei ging an Laegreid mit drei Fehlern und einem Abstand von 22,7 Sekunden.

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Lesser „lief gegen die Besten und hat sie geschlagen“

Lesser liefert immer gute Sprüche ab. So auch heute im Ziel: „Ich fühle nichts, nur Laktat und Schmerz. Ich war gestern Fünfter wie 2015 (als er Gold in der Verfolgung bei der IBU WM gewann) und heute habe ich die Ziellinie dank fehlerfreier Schießeinlagen als Erster überquert. Ich bin gegen die Besten gelaufen und habe sie heute geschlagen. Am Ende meiner Karriere ist das ein sehr emotionaler Moment.“

Probleme auf der Schlussrunde

Obwohl er eine scheinbar starke Schlussrunde zeigte, sprach Lesser über Probleme. „Ich habe alles getroffen, alle 20 Schuss. Und bis zur vierten Runde lief es auch gut. Dann habe ich Probleme bekommen. Wir hatten heute tolle Skier. Ich war agressiv. Vor dem Rennen dachte ich: ‚Sei der Chef deines eigenen Rennens‘. Aber auf der letzten Runde hatte ich Probleme. Ich habe gesehen, wie die anderen die Anstiege hochstürmten und dachte: ‚Oh, was passiert, wenn sie mich einholen? Kann ich gegen sie sprinten?‘ Ich wollte sie am Gratishaugen in die Irre führen und die Lücke nicht kleiner werden lassen.“

Karriereende

Auf die Frage nach seinem Karriereende sagte er: „Ja, natürlich höre ich auf. Ich habe meine Entscheidung nicht geändert. Das habe ich nicht erwartet. Ich habe nur erwartet, zusammen mit dem Team zu laufen, Spaß zu haben und vielleicht unter die Besten 10 oder 15 zu kommen. Aber dann war ich so gut in Form. Es ist unglaublich. Ich habe versucht, alles in meinem Kopf abzuspeichern. Diese drei Wochen waren wirklich verrückt!“

Der Schwede Sebastian Samuelsson schoss zwei Fehlern und landete 1:04,9 hinter Lesser auf Platz vier. Fünfter wurde Laegreids Teamkollege Vetle Sjaastad Christiansen mit zwei Strafrunden und einem Rückstand von 1:09,7. Samuelssons Mannschaftskamerad Martin Ponsiluoma kam mit drei Fehlern und einem Abstand von 1:31,3 auf Platz sechs.

Fillon Maillet gewinnt Verfolgungswertung

Fillon Maillet in Gelb/Rot baute seinen Vorsprung in der Verfolgungswertung auf 379 Punkte aus. Platz zwei ging an Samuelsson mit 282 Punkten. Der französische Star sicherte sich seine zweite Kristallkugel an diesem Wochenende.

Konzentration auf Massenstart, nicht aufs Kristall

Nach seiner zweiten kleinen Kristallkugel wartet morgen noch die Verleihung der Großen Kristallkugel. Doch Fillon Maillet denkt nicht darüber nach, sondern konzentriert sich auf den letzten Wettkampf der Saison. „Ich denke nicht zu oft an die Kristallkugel. Ich muss schnell laufen, meine Kräfte einteilen, liegend präzise und stehend stabil schießen. Ich erwarte, morgen eine Kristallkugel zu bekommen, aber ich werde mich auf mich und meine Strategie (für den Massenstart) konzentrieren. Wir werden sehen.“

Verfolgungsmeister

Auch bei den Herren herrschten tolle Bedingungen und die vielen Fans jubelten begeistert. Beim letzten Verfolger der Saison stand schon fest, dass Fillon Maillet die kleine Kristallkugel gewonnen hatte. Es ging nur darum, noch einmal zu unterstreichen, wer der Verfolgungsmeister war. Konnte er noch ein Rennen mit vier Schießeinlagen gewinnen? Laegreid verteidigte seinen Vorsprung auf den ersten 2,5 km, setzte alle fünf Schüsse im ersten Liegendschießen ins Schwarze und war schon wieder weg, als Fillon Maillet und Samuelsson die Matten erreichten. Sie blieben ebenfalls fehlerfrei und gingen zusammen 28 Sekunden hinter dem Norweger auf die nächste Runde. Lesser traf ebenfalls und lag 35 Sekunden hinter Laegreid.

Lesser, Samuelsson schließen Lücke

Laegreid lief in seiner eigenen Liga. Lesser saugte sich bis Kilometerpunkt 3,4 an das schwedisch-französische Duo heran. Laegreid verfehlte beim zweiten Liegendschießen eine Scheibe, während Lesser und Samuelsson schnell alles abräumten und bis auf 11 Sekunden an den Norweger herankamen. Fillon Maillet musste einmal in die Strafrunde und fiel auf Platz fünf hinter dem fehlerfrei schießenden Nawrath zurück. Christiansen schob sich auf Rang sechs, direkt hinter dem Träger des Gelben Trikots.

Laegreid kontrolliert das Rennen

Beim ersten Stehendschießen schaffte Laegreid 5/5 und kontrollierte das Rennen. Lesser blieb erneut fehlerfrei und untermauerte Rang zwei. Er lag 20 Sekunden zurück. Fillon Maillet zeigte ein perfektes Schießen und schob sich auf Rang drei nach vorn, 38 Sekunden hinter dem Norweger. Christiansen und Samuelsson lagen über eine Minute zurück.

Lessers brillantes letztes Schießen

Laegreid geriet unter Druck und konnte dem nicht standhalten. Er musste zweimal in die Strafrunde. Lesser stand der Sieg vor Augen. Er schoss brillant und ging 13 Sekunden vor Fillon Maillet auf die Schlussrunde, der ebenfalls fehlerfrei geblieben war. Laegreid war ihm dicht auf den Fersen.

Erik sichert sich dritten Karrieresieg

Lesser konnte nicht mehr eingeholt werden. Er hielt sich dank einer konstanten Laufleistung seine Verfolger vom Hals. Laegreid und Fillon Maillet lieferten sich einen Kampf um Platz zwei. Der Träger des Gelben Trikot setzte einen Zwischensprint an und wollte Lesser noch einholen. Doch an der letzten Kurve hinter dem Schießstand drehte sich Lesser um und erkannte, dass der Franzose nicht Superman war und ihn trotz allem nicht mehr einholen konnte. Der Verfolgungsweltmeister von 2015 fuhr mit erhobenen Armen über die Ziellinie. Er brach im Ziel völlig erschöpft zusammen und konnte seinen dritten Karrieresieg nicht fassen. Laegreid sicherte sich den letzten Platz auf dem Podium.

Laegreid: „Zwei Fehler zu viel“

Der Drittplatzierte sagte nachdenklich über seinen verschenkten Sieg, nachdem er 10 von 12,5 km geführt hatte: „Am Anfang lief es gut. Ich habe mich gut gefühlt und bin mein Tempo gelaufen… Ich habe 10 km lang und über drei Schießeinlagen hinweg geführt. Beim vierten Schießen habe ich zwei Fehler produziert, von denen ich wünschte, sie wären nicht geschehen. Als ich vor heimischem Publikum zum letzten Schießen kam und alle Fans jubelten, habe ich mir gesagt: ‚Bleib ruhig und mach das Richtige‘. Ich habe zwei Scheiben getroffen und dann hat mich die Atmosphäre geschlagen. Ich habe zu schnell geschossen und zwei der letzten drei Scheiben verfehlt.“

Fotos: IBU/Christian Manzoni

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