Christiansen, Voigt und Jeanmonnot siegen beim Martin Fourcade Nordic Festival

Heute Nachmittag gab es beim Martin Fourcade Nordic Festival in Annecy nur zwei Biathlon-Wettkämpfe, aber drei Biathlet*innen fuhren Siege ein: zwei mit Gewehr auf dem Rücken, eine ohne.

Vanessa Voigt gewann den 8,5 km Massenstart der Frauen mit einem fehlerfreien letzten Stehendschießen nach einem packenden Zweikampf mit Marketa Davidova. Voigt kam in 23:14,1 ins Ziel, Davidova wurde mit 9,3 Sekunden Rückstand Zweite. Die Gesamtweltcup-Siegerin der letzten Saison Julia Simon sicherte sich mit 19,8 Sekunden Rückstand Platz drei.

Weniger als eine Stunde später dominierte Vetle Sjaastad Christiansen den 10 km Massenstart der Männer ab dem ersten Stehendschießen und sicherte sich uneinholbar den Sieg in 25:11,1. Emilien Jacquelin wurde Zweiter mit 22,2 Sekunden Rückstand. Der MFNF-Sieger von 2021 Sturla Holm Lägreid wurde mit 31,3 Sekunden Rückstand Dritter.

Jeanmonnot gewinnt Langlauf-Rennen

Der Tag begann mit den Langlauf-Rennen der Frauen, wo Lou Jeanmonnot das Feld aus Langlauf-Stars mit einem Sieg in 23:37 überraschte. Österreicherin Theresa Stadlober, die bei den Winterspielen Bronze geholte hatte, kam 1,4 Sekunden nach ihr als Zweite ins Ziel. Olympiasiegerin Victoria Carl aus Deutschland wurde mit 4,2 Sekunden Rückstand Dritte.

Jeanmonnot war die unerwartete Siegerin in diesem 6-Runden-Ausscheidungsrennen, bei dem in jeder der ersten fünf Runden die Letzte ausscheidet und in der letzten Runde um den Sieg gesprintet wird. Sie war in jeder Runde in der Führungsgruppe, machte aber keinen Druck. Auf der Hälfte der letzten Runde ging die französische Biathletin in Führung, verteidigte einen kleinen Vorsprung und sprintete zur Begeisterung des französischen Publikums die letzten 100 Meter zum Sieg.

„Gute Vorbereitung auf das, was ansteht“

Die Siegerin und Mannschaftskameradinnen Sophie Chauveau und Gilonne Guigonnat wurden erst vor zwei Tagen für den Wettkampf gemeldet. Ihr Trainer Cyril Burdet sah in dem Wettkampf einen guten Abschluss für ihr zweiwöchiges Trainingslager in Font Romeu auf der Höhe, hatte aber nicht damit gerechnet, dass einer seiner Schützlinge gewinnt. Jeanmonnot, in der letzten Saison Elfte im Gesamtweltcup, sagte auf die Frage, ob sie mit dem Sieg gerechnet habe, ganz schlicht: „Nein! Die letzte Runde war hart. Es hat Spaß gemacht, weil ich alles aus mir herausgeholt habe, deshalb war das auch ein schöner Sieg. Wir haben ein gutes Trainingslager gehabt; es scheint alles gut zu laufen. Das war also gute Vorbereitung auf das, was ansteht!“

Voigt siegt über gutes Schießen

Voigts Sieg heute war für sie der erste auf Weltcup-Niveau. Auch wenn sie 2021 den Gesamtsieg im IBU Cup holte, hat sie im BMW IBU Weltcup erst einmal in einer Einzeldisziplin auf dem Podest gestanden, ein zweiter Platz im Sprint von Otepää 2022. Als eine der besten Schützinnen im Weltcup (91 % in der letzten Saison) sicherte sich die Deutsche den Sieg über gutes Schießen und brauchte nur einen Nachlader. Sie und die Vorjahressiegerin beim MFNF Marketa Davidova kamen zusammen zum letzten Stehendschießen und schossen Seite an Seite. Voigt traf schnell während ihre tschechische Rivalin Nachlader brauchte, zwölf Sekunden zurückfiel und den Sieg an Voigt verspielte.

Voigt: „Einfach mein Ding gemacht“

Die Siegerin war begeistert von ihrem Sieg und den enthusiastischen Zuschauern, vor allem bei strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und 28 °C. „Es ist herrlich, ein tolles Publikum. Ich bin seit Donnerstag hier und habe mich sehr willkommen gefühlt. Es ist schön hier, aber das Wetter ist mir ein bisschen zu warm. Ich bin sehr glücklich. ... Ganz ehrlich, ich hatte ein bisschen Angst, als ich die Startliste gesehen habe. Aber ich habe beschlossen, einfach mein Ding zu machen (gut schießen) und zu schauen, wofür das am Ende reicht.“ Sie winkte ins Publikum und fügte noch ein „Merci!“ hinzu.

Christiansen sucht Jacquelin

Anders als Voigt, die mit durchweg gutem Schießen gewann, brauchte Christiansen so einige Nachlader, vier um genau zu sein, aber nur einen im letzten Stehendschießen, um sich den Sieg zu sichern. Er und Jacquelin lieferten sich in den Liegendschießen einen hitzigen Zweikampf, bei dem Jacquelin zu einem Zeitpunkt aggressiv an seinem Rivalen vorbeizog um sich vor dem zweiten Liegendschießen vor ihn zu schieben. Bis zum letzten Stehendschießen hatte Christiansen Jacquelin deutlich abgehängt, traft mit vier von fünf Schüssen und schloss die letzte Scheibe mit einem Nachlader. Auf seine typische Art setzte der Norweger den letzten Treffer, drehte sich auf der Matte um und legte die Hand an die Stirn als suche er in der Ferne nach Jacquelin. Dann drehte er sich um, lief seine letzte Runde, grüßte die Fans mit mehreren Verneigungen und reckte im Ziel die Hände über den Kopf.

„Ich kann immer noch ein paar Sekunden herausholen“

Vor dem Wettkampf verriet Lägreid, dass Christiansen „in der Form seines Lebens“ ist, worauf er lachend antwortete: „Ich kann es nicht bestreiten, weil ich jetzt im Spätsommer beim Laufen ein paar neue persönliche Bestmarken gesetzt habe. Wir haben in Obertilliach unser erstes Testrennen auf Skirollern absolviert, und da habe ich ein paar gute Antworten bekommen. Ich glaube, er hat recht, aber ich kann vor dem Winter immer noch ein paar Sekunden herausholen.“

„Ich habe fünf Kilo rausgeschwitzt!“

Zu seinem Sieg sagte Christiansen, immer noch schweißgebadet und kurz vor einer Champagnerdusche: „Das hat viel Spaß gemacht. Ich wusste, dass ich gut in Form bin, also habe ich versucht, auf der ersten Runde schon anzugreifen. Das war irgendwie cool und irgendwie ziemlich hart. Ich glaube, ich habe da draußen fünf Kilo rausgeschwitzt. Es hat die meiste Zeit Spaß gemacht ... zumindest die letzte Runde hat Spaß gemacht.“

Das vierte Martin Fourcade Nordic Festival bot wieder eine tolle Auswahl an Wettkämpfen und eine tolle Show für die Fans. Insgesamt standen über 12.000 von ihnen auf den Tribünen und an der Strecke. Diese Fans konnten ihren Idolen richtig nahe kommen und standen lange Schlage für Autogrammstunden und jede Menge Selfies, für die die Athletinnen und Athleten immer wieder gern das Gesicht in die Kamera hielten. Vor allem aber war es wieder ein toller Tag für den Biathlonsport, mit zwei Nachwuchs-Stars auf dem Podest und einem Routinier, der das Volk unterhielt, wie nur er es kann. Jetzt steht eine Woche Ruhe auf dem Programm, bevor die letzte Vorbereitungsrunde für den Winter beginnt.

Fotos: IBU/Nordic Focus

Teile die News!

Header iconAbonniere unseren Newsletter