Massenstartsieg nach Foto-Finish für Martin Fourcade

Der Franzose Martin Fourcade sicherte sich heute mit einem packenden Foto-Finish in einer Zeit von 35:47 seine erste olympische Goldmedaille im Massenstart vor Simon Schempp. Fourcade musste einen Fehler im ersten Liegendschießen aufholen, um sich dann nach einem packenden Zweikampf der beiden auf der letzten Runde auf den letzten Metern mit einem beherzten Satz ins Ziel zu stürzen. Der nun zweifache Olympiasieger bei diesen Spielen leistete sich zwei Fehler, Schempp einen, und bei beiden stand am Ende dieselbe Zeit. Der Massenstart-Olympiasieger Emil Hegle Svendsen gewann Bronze in einer ähnlich knappen Entscheidung vor dem deutschen Erik Lesser, jeweils 11,2 und 11,6 hinter den beiden ersten.

Für Fourcade war dies die dritte Medaille aus einem Massenstartrennen: In Vancouver und Sochi holte er Silber, hier war es heute Gold. Auch für Verfolger und Einzel hat er schon olympisches Gold im Trophäenschrank.

Lesser wurde Vierter, sein Mannschaftskamerad und Bronzemedaillengewinner aus der Verfolgung Benedikt Doll wurde mit einem Fehler und 18,8 Sekunden Rückstand Fünfter und der Österreicher Julian Eberhard mit drei Fehlern und 30,7 Sekunden Rückstand Sechster.

Milde Bedingungen; Fourcade in FührungWie bei den Damen gestern waren auch bei den Herren die Bedingungen eher mild: Minus 2° C und nur ein Hauch von Wind. Die Windfähnchen hingen schlaff herunter.

Fourcade gab von Anfang an den Ton an und führte das Feld vom Start bis zum ersten Liegendschießen an. Er verfehlte einmal, drehte eine Strafrunde, stürzte noch bei der Ausfahrt und fiel 30 Sekunden zurück. Timofey Lapshin führte mit Fak an seinen Skienden eine Gruppe von vierzehn fehlerfreien Schützen wieder auf die Runde, gefolgt von Doll, Dominik Windisch, Jesper Nelin und Fredrik Lindström. Kurz nachdem die Gruppe das Stadion verlassen hatte, übernahm Doll die Führung bis knapp vor dem zweiten Liegendschießen, als Samuelsson sich Bahn eins schnappte. Doll und Lesser schossen extrem schnell und waren als Erste wieder auf der Strecke, vier Sekunden vor Lindström und Erlend Bjoentegaard und mit Schempp und Fak noch im Schlepptau. Fourcade traf alles und rückte vor auf Rang acht, jetzt mit 9,4 Sekunden Rückstand. Inzwischen waren nur noch acht der 30 Herren mit der Null unterwegs. Der größte Verlierer des Tages war Johannes mit drei Fehlern, der nun 1:04 zurücklag.

Schnell, treffsicher, wieder in Führung

Auf dem Weg zum ersten Stehendschießen führte nun das deutsche Trio aus Doll, Schempp und Lesser das Feld an. Fourcade hatte sich direkt hinter ihnen eingereiht. Fourcade schoss sehr schnell, traf fünfmal und übernahm wieder die Führung. Schempp, Lesser, Eder und Moravec taten es ihm alle gleich und gingen 13 Sekunden hinter dem französischen Star auf die Strecke. Diese Fünfergruppe hatte sich nun um fast 15 Sekunden vom restlichen Feld abgesetzt.

Fehler im letzten StehendschießenFourcade trat auf den nächsten drei Kilometern mehrfach an, doch ließen sich weder Schempp direkt hinter ihm noch Lesser eine Sekunde weiter zurück abschütteln. Moravec und Eder fielen zurück, ihr Rückstand nun über 25 Sekunden. Lesser zog vorbei und platzierte sich auf Bahn eins, schoss aber zwei Fehler, während Fourcade und Schempp nur einmal verfehlten. Sie gingen praktisch Schulter an Schulter aus der Strafrunde. Doll, Svendsen und Lesser machten sich 20 Sekunden hinter ihnen zu dritt wieder auf den Weg.

Goldentscheidung Fourcade/Schempp mit Foto-FinishSchempp überließ Fourcade auf dem Weg aus dem Stadion die Führung, und bis 1400 Meter vor dem Ziel tat sich wenig. Gleichzeitig kämpfte man in der zweiten Gruppe hart um den Bronze-Rang. 500 Meter vor dem Ziel versuchte Fourcade, sich abzusetzen, doch parierte Schempp den Angriff. Auf den letzten 100 Metern ging es dann zwischen den beiden guten Freunden zur Sache, und der französische Star hatte bis zum Schluss die Nase knapp vorn. Schempp schob noch den Fuß vor, als die beiden im Foto-Finish über die Ziellinie stürzten. Fourcade fegte mit dem Skistock durch die Luft, überzeugt, dass er verloren hatte, doch zeigte das Zielfoto, dass er eine halbe Fußlänge vorn gelegen hatte. Sekunden später lagen sie sich in den Armen, Fourcade begeistert und Schempp geknickt. Kurz hinter ihnen entbrannte zwischen Svendsen und Lesser ein ähnlicher Zweikampf, und mit beherztem Satz holte sich der Norweger zeitgleich mit Lesser Bronze.

Im Ziel: Stolz, Bescheidenheit und keine ReueDer neue Massenstart-Olympiasieger berichtete, wie es ihm im Ziel und auf der letzten Runde ergangen war: „Ich war mir sicher, dass Simon es geschafft hatte, weil mir das Gleiche vor vier Jahren in Sochi mit Emil passiert war. Ich dachte, dass sich das jetzt wiederholt. Ich hatte versucht, Simon auf der ersten Hälfte der letzten Runde abzuhängen, aber er blieb dran, und ich habe alles gegeben. Ich weiß, dass Simon ein guter Sprinter ist, und dass das nicht gerade meine Stärke ist. Auf den letzten Metern habe ich dann noch ein paar Reserven gefunden. Ich habe die Augen zugemacht und beschlossen, nichts zu bereuen. Ich bin so froh, weil ich sowohl vor acht als auch vor vier Jahren schon Zweiter geworden bin. Ich bin sehr stolz, aber vor vier Jahren ging es mir so wie Simon, also will ich hier ich bescheiden bleiben.“

Sprints gegen MartinFür Schempp war es nicht das erste Foto-Finish, also wusste er, wie er den Zweikampf mit Fourcade auf den letzten Metern aufziehen musste. Die beiden hatten sich in dieser Saison schon im Verfolger von Hochfilzen duelliert. „Ich habe viel Erfahrung in Sprints gegen Martin, wie in Hochfilzen in diesem Jahr. Ich habe hier meinen Korridor sehr spät gewählt. Ich wusste, dass wenn er sieht, welchen ich wähle, er dann auch da hin geht und ich bremsen muss. Leider war die Ziellinie heute fünf Meter zu weit vorn.“

„Zufrieden mit einer Medaille“Für Schempp war die Silbermedaille die erste olympische Einzelmedaille seiner Karriere. Mit der Staffel hatte er 2014 in Sochi Silber gewonnen. Er freute sich über diesen Rennausgang. „Ich war vor allem froh, eine Medaille gewonnen zu haben. Ich wusste nicht, wer jetzt vor wem lag, aber mir ist das Warten nicht so schwergefallen, weil ich mich so gefreut habe, eine Medaille gewonnen zu haben!“

Svendsen: Medaillen bei drei aufeinanderfolgenden WinterspielenSvendsen hat jetzt bei drei aufeinanderfolgenden Winterspielen Medaillen gewonnen: Einzel- und Staffelgold sowie Sprintsilber in Vancouver, Gold im Massenstart und der gemischten Staffel in Sochi und heute nun Bronze.  Er war ganz ergriffen, dass er es endlich auf das Podest geschafft hatte. „Diese Medaille bedeutet mir viel, weil die Spiele für mich sehr schlecht gelaufen sind. Als ich also die Chance auf die Medaille gesehen habe, habe ich sehr hart darum gekämpft. Mit diesen Jungs auf dem Podest zu stehen ist ein großartiges Gefühl.“

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