Obwohl die Tschechische Republik eine große Biathlon-Nation ist, gab es dort bislang keine Para-Biathleten – bis Ende Januar 2025, als Miroslav Motejzik beim paralympischen Test in Val di Fiemme und Pokljuka an den Start ging. Motejzik, der als Jugendlicher mit Begeisterung Fußball gespielt hatte, erhielt sich seinen großen Bewegungsdrang auch, nachdem vor 15 Jahren nach einem Autounfall sein linkes Bein unterhalb des Knies amputiert werden musste.
Seine Sportbegeisterung lebte er beim Triathlon und Hochgebirgswanderungen aus und bestieg legendäre Berggipfel wie den Mont Blanc und den Mera Peak im Himalaya (6.461 m). Er lief einen Ironman und wurde 2021 Xterra-Maui-Weltmeister im Offroad-Triathlon. 2023 gelang Motejzik der Grand Slam im Skimarathon, bestehend aus Marcialonga, Jizerská 50, Vasaloppet und Birkebeinerrennet. Im nächsten Jahr schrieb er Geschichte als der erste Athlet mit Behinderung, der den 220 km Nordenskiöldsloppet auf Skiern (im Doppelstockschub) absolvierte, was ihm einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde einbrachte. Als nächste Herausforderung knöpfte er sich Biathlon vor.
„Ich schaue zuhause gerne Biathlon und sitze dabei auf dem Heimtrainer. Als ich die Chance bekam, es selber auszuprobieren, musste ich nicht lange nachdenken. Ich habe mich für das Rennen nur ein paar Tage vorbereitet und etwa drei Stunden lang Schießen trainiert. Am schwierigsten ist es für mich, das alles zusammenzubringen, wie bei einem Puzzle. Aber ich glaube, mit genug Training wird das schon klappen,“ so Motejzik, der in Tschechien Para-Biathlon-Pionier ist. „Diese Rolle bin ich gewohnt. Das habe ich schon im Triathlon und bei Skimarathons erlebt. Ich lebe ein Leben ohne Grenzen, und neue Dinge zu entdecken gehört dazu. Bislang habe ich vom Tschechischen Biathlonverband und der IBU nichts als Unterstützung erfahren. Die knappe Zeit war das einzige Hindernis.“
Der Einstieg des Tschechen hatte seine Tücken. Am ersten Tag nahm seine Prothese Schaden, als er am Schießstand lag, sodass er das Rennen nicht beenden konnte. Am zweiten Tag leistete er sich kurz vor dem Start einen wüst aussehenden Sturz und zog sich Schürfwunden im Gesicht zu. Er startete völlig zugepflastert. Trotz der Rückschläge schaffte er es ins Ziel, mit über zwölf Minuten Rückstand auf den Sieger und fast acht Minuten Rückstand auf den Vorletzten. Sein wichtigstes Ziel hatte er jedoch erreicht: Er hatte das Rennen beendet. Was seine sportlichen Ziele angeht, bleibt Motejzik realistisch: Er weiß, dass Podestplätze oder Medaillen für ihn nicht in Reichweite sind.
„In meinem Alter denke ich nicht mehr über Medaillen nach. Ich würde mich gern verbessern und näher an das Feld herankommen. Mein größtes Ziel ist es, jüngere Athleten zu motivieren und ihnen zu zeigen, dass man Hindernisse auf vielerlei Art überwinden kann und dass das im Leben wichtig ist,“ so Motejzik.
Fotos: Vanzetta/IBU