Die neuen Kader der großen Vier

Wenn das Kalenderblatt von April auf Mai umgeschlagen wird, fühlen sich zahlreiche Biathletinnen und Biathleten an den Motorsport erinnert. Da heißt es gern: „Start your engines!“ – und auch die Skijägerzunft steht in den Startlöchern, um die Motoren in der Saisonvorbereitung anzuwerfen. Dazu haben die meisten Nationen in den letzten Tagen und Wochen die Zusammenstellung ihrer Aufgebote bekanntgegeben und die ersten kleinen Trainingslager abgehalten.

Während zum Ende der abgelaufenen Saison einige bekannte Gesichter ihr Gewehr für immer an den Nagel gehängt haben, gab es bei der Verkündung der neuen Kaderlisten so manche Überraschung, und neben erwarteten Comebacks ließen auch einige spannende neue Namen aufhorchen.

Top of the Club: Norwegen

Die norwegischen Männer, souveräne Sieger der Nationenwertung, kamen beim ersten Trainingscamp vergangene Woche in Oslo in nahezu unveränderter Konstellation zusammen. Zur Mannschaft gehören einmal mehr die beiden Bø-Brüder sowie Vetle Sjåstad Christiansen, Sturla Holm Lægreid und Filip Fjeld Andersen. In der Top-Gruppe findet sich auch Johannes Dale wieder, der in seiner Comeback-Saison im vergangenen Winter Siebenter in der Weltcup-Gesamtwertung wurde und seinen zweiten Weltcup-Erfolg überhaupt feierte. Auch Sivert Guttorm Bakken ist nach einer krankheitsbedingt verlorenen Saison zurück im norwegischen A-Kader.

Bei den Frauen hingegen hinterlassen Marte Olsbu Røiseland und Tiril Eckhoff nach ihrem Karriereende große Fußstapfen. Die neue Anführerin Ingrid Landmark Tandrevold verpasste aufgrund einer OP gleich zu Beginn einige Trainingseinheiten, kehrte vergangene Woche aber wieder zum Team zurück. Zum Aufgebot gehören außerdem Ida Lien, Karoline Knotten, Ragnhild Femsteinevik und Juni Arnekleiv. Der vielversprechendste Neuzugang dürfte die 20-Jährige Maren Kirkeeide sein, die sich 2022 WM-Gold im Sprint der Juniorinnen sicherte. Ihren Platz im A-Kader sicherte sich das Nachwuchstalent nach einigen Siegen im IBU-Cup und dem vierten Rang in der IBU-Cup-Gesamtwertung.

Schweden mit Hanna Öberg und Sebastian Samuelsson

Das schwedische Team geht nach den rekordverdächtigen elf WM-Medaillen von Oberhof und 35 Podiumsplatzierungen in unveränderter Konstellation in die neue Saison. An der Spitze stehen weiterhin Hanna Öberg und Sebastian Samuelsson, die sich bei den Weltmeisterschaften 2023 jeweils den Titel im Massenstart sichern konnten. Bei den schwedischen Frauen ist Stabilität Trumpf: Neben den Öberg-Schwestern gehören Anna Magnusson und Linn Persson, die talentierte Stina Nilsson sowie Mona Brorsson zum Kader. Neu im Team sind Tilda Johansson, Gewinnerin der Gesamtwertung im IBU-Cup, sowie die 20-Jährige Sara Andersson, ihres Zeichens Sprint-Weltmeisterin 2022 in der Jugend.

Samuelsson, der seine Form mit vier Medaillen bei den IBU-Weltmeisterschaften in Oberhof und Rang fünf in der Weltcup-Gesamtwertung unter Beweis gestellt hat, führt mit Martin Ponsiluoma die schwedische Männermannschaft an. Die zuverlässigen Routiniers Peppe Femling und Jesper Nelin gehören als wichtige Anker der mehrfach medaillenverwöhnten schwedischen Staffel ebenfalls dazu. Malte Stefansson und Emil Nykvist verleihen dem Kader mehr Tiefe, auch wenn sie noch nicht das Niveau der vier Veteranen haben dürften.

Preuß zurück im DSV-Team

Beim Deutschen Skiverband gehören acht Frauen und neun Männer zur höchsten Lehrgangsgruppe 1a. Bei den Damen hat sich mit Denise Herrmann-Wick die Galionsfigur der letzten Jahre verabschiedet. Das Aufgebot besteht nunmehr aus den Scharfschützinnen Vanessa Voigt und Hanna Kebinger, der hoch talentierten Sophia Schneider, Anna Weidel, Julianne Frühwirt sowie Janina Hettich-Walz. Franziska Preuß ist ebenfalls zurück im Kader, nachdem sie krankheitsbedingt lange pausieren musste. Einige Hoffnungen dürften auch auf der 19-Jährigen Selina Grotian liegen, die bei der Junioren-WM gleich viermal Gold gewann und sich bei den Europameisterschaften 2023 in Lenzerheide den EM-Titel in der Verfolgung sicherte.

The German men lost no personnel, but have a new head coach for the first time in 11 years with Uros Velepec taking over for the retired Mark Kirchner. Fourth in the Total Score Benedikt Doll remains the best of the German men after another solid season that included winning the Oestersund 20 km individual, his first-ever podium in that discipline. Behind Doll is a well-balanced group of Johannes Kuehn, Roman Rees, David Zobel and 90% shooter Justus Strelow that blends together as a strong relay team. All are individually capable of top six finishes and the occasional podium. Philipp Horn, Philipp Nawrath, IBU Cup Total Score second place Lucas Fratzscher, and newcomer Simon Kaiser round out the group.

Bei den deutschen Biathleten gab es indes nur einen Wechsel auf der Trainerposition: Mark Kirchner trat nach elf Jahren von seinem Amt zurück und wird künftig durch Uros Velepec ersetzt. Benedikt Doll, Vierter in der Weltcup-Gesamtwertung, bleibt nach einer soliden Saison, in der er im Einzel über 20 km von Östersund sein erstes Podium in dieser Disziplin überhaupt feierte, das Aushängeschild im Kader. Dahinter kommen Johannes Kühn, Roman Rees, David Zobel und Justus Strelow mit seiner Trefferquote von 90 %, die auch in den Staffelrennen immer ein Wörtchen mitreden können. Alle DSV-Biathleten sind in der Lage, in die Top 6 und gelegentlich auch aufs Podium zu kommen. Philipp Horn, Philipp Nawrath, der IBU-Cup-Gesamtzweite Lucas Fratzscher sowie Newcomer Simon Kaiser runden das Aufgebot ab.

Und Frankreich?

Obwohl der französische Verband die Zusammensetzung seiner Kader offiziell noch nicht bestätigt hat, dürfte sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern viel Qualität dabei sein. Beide Teams kommen am 29. Mai zu ihren ersten Trainingscamps zusammen.

Trotz des Rücktritts von Anaïs Chevalier-Bouchet dürfen wir von den französischen Frauen auch weiterhin sehr viel erwarten. Weltcup-Gesamtsiegerin Julia Simon führt das Team einmal mehr an und ist fest entschlossen, ihren Titel zu verteidigen. Dazu soll Olympiasiegerin Justine Braisaz-Bouchet nach ihrer Babypause im Spätsommer in die Trainingsgruppe zurückkehren. Chloë Chevalier, Shootingstar der letzten Saison, und Lou Jeanmonnot komplettieren die hochtalentierten Top 4 Frankreichs. Hinzu kommen Sophie Chauveau, die mit ihren Plätzen 4 und 5 in Annecy – Le Grand Bornand auf sich aufmerksam machte, und Caroline Colombo, die Ende der Saison mit Rang 5 im Massenstart von Östersund ihr bestes Karriere-Ergebnis feierte. Damit hat Frankreich ein durchaus formidables Aufgebot zu bieten.

Mit dem neuen Chefcoach Simon Fourcade und Schieß-Guru Jean-Pierre Amat am Fernglas könnten die französischen Herren für Furore sorgen. Der frische Wind auf der Trainerposition könnte auch Quentin Fillon Maillet und Emilien Jacquelin wieder um Siege und Top-Platzierungen in der Gesamtwertung kämpfen lassen. Fabien Claude und Antonin Guigonnat, beide Teil der Weltmeisterstaffel von Oberhof, bringen ihre Routine und Erfahrung in den Kader ein. Der 21-Jährige Eric Perrot, der im Massenstart von Östersund das erste Mal in seiner Karriere bei einer Einzeldisziplin auf dem Podium stand, und Oscar Lombardot dürften ebenfalls den Sprung in den Weltcup-Kader schaffen.

Wir dürfen also gespannt sein, wer in der Sommervorbereitung die besten Grundlagen für eine erfolgreiche Saison 2023/24 legen wird.

Fotos: IBU/Christian Manzoni, Harald Deubert, Per Danielsson, Emma Hoeglund

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