Deine Schulterverletzung in der letzten Saison war ein großer Rückschlag. Wie schwierig war die Genesung, und was hast du aus dieser Erfahrung gelernt?
Die Verletzung war schwer zu akzeptieren, vor allem im Hinblick auf meine Ziele für die Heim-Weltmeisterschaften. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob ich bereit sein würde, aber ich beschloss schnell, mich auf die Genesung zu konzentrieren und optimistisch zu bleiben. Der Sommer war eine Herausforderung, da ich allein trainierte, nicht schießen konnte und drinnen bleiben musste, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Es war isolierend, aber ich hatte ein großartiges Team, das mich mental und körperlich unterstützte und mich auf Kurs hielt.
Rückblickend habe ich gelernt, dass man selbst die schwierigsten Zeiten überstehen kann, wenn man sich auf ein klares Ziel konzentriert und geduldig bleibt. Es war eine Herausforderung, aber auch eine Chance, sowohl als Sportler als auch als Mensch zu wachsen. Es war nicht einfach, aber ich bin gestärkt und entschlossener daraus hervorgegangen.
Wie bewertest du im Rückblick auf die Saison deine Leistungen und was sind deine wichtigsten Erkenntnisse?
Insgesamt war es eine gute Saison. Ich habe zwar nicht die angestrebten Spitzenergebnisse erreicht, aber meine Leistungen wurden im Laufe der Saison immer besser. Ich hatte mir vorgenommen, meinen Höhepunkt später zu erreichen, und das hat gut funktioniert. Nachdem ich mich von einer Krankheit erholt hatte, startete ich in großartiger Form in die Saison 2025 und lieferte auf den Skiern meine bisher besten Leistungen überhaupt.
Ich bin wirklich nah dran an den Topergebnissen und zuversichtlich, in jedem Rennen vorn sein zu können. Ich bin stolz auf meine Entwicklung und blicke optimistisch in die Zukunft, auch wenn ich immer noch auf die großen Erfolge warte.
Wie war es, an den Weltmeisterschaften in der Schweiz teilzunehmen und was war das für eine Erfahrung für dich?
Zu Hause in der Schweiz zu starten war etwas ganz Besonderes. Biathlon ist in unserem Land noch im Kommen, und die Menschen fangen gerade erst an, den Sport kennenzulernen. Der alpine Skisport dominiert, und Veranstaltungen wie diese sind wichtig, um zu zeigen, dass Biathlon auch ein wichtiger Wintersport ist. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, junge Athleten für den Sport zu begeistern.
Für mich persönlich war es eine stolze Leistung, nach einem so schwierigen Sommer dabei zu sein. Ich war so nah an den Medaillen dran, habe sie aber wegen Kleinigkeiten verpasst. Die Atmosphäre war elektrisierend, und es war unvergesslich, vor einem vollen Heimpublikum anzutreten. Ich bin stolz auf meine Leistung und darauf, dass die Veranstaltung dazu beigetragen hat, dem Biathlon in der Schweiz mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Was war dein schönster Moment bei den Weltmeisterschaften?
Für mich war es die Single-Mixed-Staffel. Da lag etwas Besonderes in der Luft, und es war eine meiner besten Leistungen. Vor heimischem Publikum an der Spitze zu schießen, war eine völlig neue Erfahrung. Als einer der ersten Schweizer Athleten, die das erleben durften, war es unvergesslich, in einem vollen Stadion ganz vorn zu sein und zu liefern.
Was sind deine Hauptziele und Schwerpunkte in der nächsten Saison, wenn die Olympischen Spiele anstehen?
Die Olympiasaison wird eine neue Herausforderung für mich sein. Im Gegensatz zu den letzten Olympischen Spielen, bei denen ich nur Erfahrungen sammelte, habe ich jetzt klare Ziele und ein Gefühl dafür, was möglich ist. Ich konzentriere mich darauf, für die Olympischen Spiele in Topform zu sein und aus der Vorbereitung in diesem Jahr zu lernen. Das Ziel ist es, mich noch weiter zu verbessern und meine beste Leistung zu bringen, wenn es am meisten drauf ankommt.
Wir werden den Plan basierend auf den diesjährigen Erfahrungen immer wieder anpassen, damit ich verletzungsfrei bleibe und weiter Fortschritte mache. Ich freue mich wirklich auf die Herausforderung, die vor mir liegt.
Wir wissen, dass du eine besondere Beziehung zur Musik hast. Wie passt sie neben dem Biathlon in dein Leben, und hat sie dir in schwierigen Zeiten geholfen?
Musik war für mich schon immer eine Möglichkeit, meine Gefühle und Gedanken auszudrücken. Ich habe in letzter Zeit nicht viel veröffentlicht, aber immer noch etwas geschaffen. Die Musik, die ich mache, ist meist ziemlich tiefgründig, voller Emotionen und persönlicher Reflexionen. Wer mich gut kennt, versteht meine Texte sicher besser, weil er sie auf mein Leben und meine Erfahrungen beziehen kann. Es ist eine gute Möglichkeit, das auszudrücken, was mir durch den Kopf geht, ohne alles zu verraten.
Meine musikalische Reise begann mit 18 Jahren während einer Lungeninfektion, die mich zu einer dreimonatigen Pause zwang. In dieser Zeit wandte ich mich der Musik zu, um etwas Neues zu finden. Die Musik, die ich jetzt mache, mag eher jugendlich sein, aber womöglich entwickelt sie sich weiter, wenn ich älter werde. Im Moment ist das für mich ein großartiges Ventil, um vom Biathlon abzuschalten und mich auf etwas ganz anderes zu konzentrieren.
Was ist etwas, das die Fans nicht über dich wissen, aber wissen sollten?
Ich bin ein wenig introvertiert und verbringe gerne Zeit mit engen Freunden, koche oder bin einfach nur zu Hause. Auch außerhalb des Biathlons habe ich verschiedene Hobbys, wie Golf, Surfen und Motorsport. Nur wenige wissen, dass ich zu Hause einen Rennsimulator habe, an dem ich gerne virtuelle Wettkämpfe austrage. Diese Aktivitäten helfen mir, vom Sport abzuschalten und neue Energie zu tanken, und verschaffen mir eine Pause von der intensiven Konzentration, die Biathlon erfordert.
Es sind diese Momente für mich allein, die mich im Gleichgewicht halten und es mir ermöglichen, bei den Rennen mein Bestes zu geben.
Fotos: N. Hartweg, IBU Photopool