Sonderlob für Ida Lien
Tandrevold sprach ihrer jungen Teamkollegin ein Sonderlob aus, da sie die Schlussläuferin in eine gute Position mit Siegchancen brachte: „Unglaublich! Ich bin heute das erste Mal in dieser Saison als Schlussläuferin ins Rennen gegangen. Anfangs spürte ich keinen großen Druck, da wir im Hintertreffen waren. Doch dann hat Ida richtig aufgedreht und die beste Runde des Tages in den Schnee gezaubert. Dann stieg mein Puls doch noch merklich an!“
Großartiger Erfolg
Der heutige Staffelsieg war ein wichtiger Schritt für die norwegischen Frauen: „Dieser Sieg ist sehr wichtig. Wir haben in diesem Winter einige schlechte Staffelrennen abgeliefert. Ganz oben auf dem Podium zu stehen, bedeutet uns sehr viel – das ist ein großartiger Erfolg. Dabei mussten wir auf die Weltcup-Gesamtführende (Marte Olsbu Roeiseland, Anm. d. Red.) verzichten. Daher war es heute ein richtig guter Tag für uns.“\
Frankreich, Italien und die fünftplatzierte US-Staffel mussten jeweils 13 Zusatzpatronen bemühen. Dabei feierten die US-Girls mit 50,1 Sekunden Rückstand eines der besten Ergebnisse der jüngeren Geschichte. Tschechien lieferte mit acht Nachladern das beste Schießergebnis des Tages ab und landete 59,8 Sekunden hinter der Spitze auf Rang sechs.
Unter wolkenverhangenem Himmel bei leichtem Schneefall gingen am Nachmittag nur 21 Frauenstaffeln an den Start und wurden am Schießstand mit teilweise heftigen Böen konfrontiert. Mona Brorsson, die gestern das erste Einzelpodium ihrer Karriere feierte, führte das Feld zum ersten Liegendanschlag hin an. Nachdem sie alle fünf Scheiben sauber abräumte, ging sie nahezu zeitgleich mit der ebenfalls fehlerfreien Belarussin Dzinara Alimbekava auf die nächste Runde. Stehend mussten beide Athletinnen einmal nachladen, wobei Alimbekava kurz vor der Schwedin und der Italienerin Lisa Vittozzi zurück in die Loipe ging.
Beim ersten Wechsel übergab Alimbekava auf Iryna Leshchanka, die 2 Sekunden vor der Schwedin Ingela Andersson und 7,5 Sekunden vor Dorothea Wierer ins Rennen ging. Alle drei kamen gemeinsam zu ihrem Liegendanschlag: Während die Belarussin ihre ersten fünf Patronen versenkte, brauchte Wierer alle drei Zusatzpatronen. Schweden musste sogar in die Strafrunde. Polen, Kanada, die Schweiz und Tschechien nutzten die Gunst der Stunde und gingen in dieser Reihenfolge knapp 20 Sekunden hinter der Führenden zurück auf die Strecke. Nach dem folgenden Stehendschießen gab es jede Menge Verschiebungen im Tableau: Dabei blieb die Russin Kristina Reztsova ebenso fehlerfrei wie Sarah Beaudry und ging 9 Sekunden vor der Kanadierin zurück in die Loipe.
Reztsova flog förmlich über den Schnee und gab ihrer Teamkollegin Kazakevich einen Vorsprung von 24,5 Sekunden vor Polen und Italien mit Samuela Comola mit auf den Weg. Nach dem Liegendanschlag baute die RBU-Staffel ihre Führung sogar auf 29 Sekunden aus. Polen und Italien folgten auf den nächsten Plätzen, während Paula Botet Frankreich 40 Sekunden hinter der Spitze auf den vierten Rang nach vorn brachte. Zum Stehendschießen kam Kazakevich mit mehr als 40 Sekunden Vorsprung. Schwierige Windverhältnisse setzten der Russin allerdings kräftig zu, sodass sie sich gleich drei Strafrunden einhandelte. Überhaupt wurde das Tableau bei diesem Schießen mächtig durcheinandergewirbelt. Comola und die Tschechin Davidova benötigten je zwei Nachlader, gingen dafür auf den Positionen eins und zwei in ihre letzte Runde. Dahinter folgte bereits Ida Lien, die Norwegen von Rang 16 auf Position drei nach vorn brachte (17 Sekunden zurück).
Reztsova wusste, dass die Entscheidung heute beim Schießen fallen würde: „Das war eine superspannende Staffel mit unerwartetem Ausgang. Schon heute Morgen wusste ich, dass die Entscheidung am Schießstand fallen würde. Ich hatte gehofft, das Schießen würde zu unseren Gunsten verlaufen, aber es hat nicht ganz sollen sein. Als ich zum Stehendanschlag kam, wollte ich mit möglichst wenig Nachladern auskommen. Ich spürte, dass niemand fehlerfrei bleiben würde – alles war möglich. Zurück in der Loipe wollte ich den Vorsprung dann so groß wie möglich halten.“
Vor dem letzten Wechsel waren die ersten drei Staffeln dicht beisammen: Lien übergab mit knappem Vorsprung auf Tandrevold, fast zeitgleich übernahmen Lucie Charvátová sowie Federica Sanfilippo für Tschechien und Italien. Beim Liegendanschlag lieferten sich die Tschechin und die Norwegerin ein spannendes Duell. Beide blieben blitzsauber und gingen Ski an Ski auf die nächsten 2 km. Bescond führte Frankreich auf den dritten Rang, dahinter lagen zu diesem Zeitpunkt Italien und Russland. Nach einem unglücklichen Sturz der Tschechin vor dem letzten Stehendschießen setzte sich Norwegen mit 29 Sekunden ab. Am Schießstand musste Unglücksrabe Charvátová ihr Gewehr dann auch noch vom Schnee befreien, ehe sie ihre Patronen abfeuern konnte. Damit schmolzen die tschechischen Hoffnungen aufs Podium dahin. Tandrevold besiegelte nach nur einem Nachlader den norwegischen Sieg. Bescond und Nigmatullina gingen nach ebenfalls je einer Zusatzpatrone 38 bzw. 41 Sekunden dahinter auf die Schlussrunde.
Ingrid Landmark Tandrevold ließ sich den großen Vorsprung nicht mehr nehmen und sicherte ihrer Staffel einen unerwarteten Sieg. Unterdessen konnte sich die Russin bei etwa der Hälfte der Schlussrunde von Anais Bescond absetzen und sicherte der RBU-Staffel somit die Silbermedaille. Spannend wurde es im Kampf um den letzten Podestplatz: Sanfilippo holte auf den finalen Metern mächtig auf, musste sich dann allerdings Frankreich im Foto-Finish geschlagen geben.
Zitternde Knie bei Botet
Paula Botet zeigte sich bei ihrer ersten Weltcup-Staffel zufrieden: „Ich habe mich sehr gefreut, heute in der französischen Staffel laufen zu dürfen, und bin überglücklich. Anfangs war ich nervös. Beim Stehendanschlag haben meine Beine ganz schön gezittert. Auf meiner letzten Runde habe ich noch einmal alles aus mir herausgeholt, weil ich mit meinem Schießen überhaupt nicht zufrieden war.“
Fotos: IBU/Thibaut