Die Norwegischen Meisterschaften in Ovrebo waren der Schauplatz für die Rückkehr des Mannes, der den Sport in der letzten Saison dominierte und neben dem Gesamtweltcup auch fünf WM-Titel holte: Johannes Thinges Bö. Nachdem er in diesem Sommer alle Mannschaftstrainingslager ausgelassen und zuhause trainiert hatte, um sich um seine neugeborene Tochter zu kümmern, stieg JT bei seinem Sommer-Debüt mit Vollgas wieder ein. Er schoss fehlerfrei und lief in 20:40,5 zu Gold, gefolgt von IBU-Cup-Star Endre Strömsheim mit einem Fehler und 6,6 Sekunden Rückstand auf Platz zwei. Auch Johannes Dale blieb ohne Fehler und wurde mit 25 Sekunden Rückstand Dritter. Auch Sturla Holm Lägreid auf vier und Martin Nevland auf fünf kamen ohne Fehler durch.
Ingrid Landmark Tandrevold musste krankheitsbedingt passen, und so ging der Titel bei den Frauen an Karoline Offigstad Knotten, die wie JT ebenfalls ohne Fehler blieb und sich in 20:23,8 den norwegischen Meisterschaftstitel sicherte. Marit Skogan wurde Zweite, ebenfalls ohne Fehler, aber mit 28,8 Sekunden Rückstand. Platz drei ging an Jenny Enodd mit zwei Fehlern und 40,6 Sekunden Rückstand.
Im französischen Alexis Boeuf Stadium in La Feclaz ging die französische Mannschaft auf regennassen Strecken an den Sprint-Start. Lou Jeanmonnot, die ihre Laufstärke schon vor zwei Wochen mit einem Sieg im Langlauf-Rennen der Frauen beim Martin Fourcade Nordic Festival unter Beweis gestellt hatte, nutzte diese Stärke für eine fulminante letzte Runde, lief einen Liegendfehler und zwei Stehendfehler wieder heraus und gewann ihren ersten nationalen Titel in 20:40,3. Knapp hinter ihr wurde die frischgebackene Mutter Justine Braisaz Bouchet mit je einem Fehler im Liegen und im Stehen und 5,1 Sekunden Rückstand Zweite. Gilonne Guigonnat wurde mit einem Fehler und 29,4 Sekunden Rückstand Dritte. Die Gesamtweltcup-Siegerin der Saison 2022/23 Julia Simon sicherte sich mit 38,5 Sekunden Rückstand und drei Fehlern Platz drei. Wie Jeanmonnot gewann auch Emilien Claude seinen ersten Sommer-Titel bei den Senioren und holte sich mit fehlerfreiem Schießen den Sieg im Sprint der Männer in 22:40,9. Emilien Jacquelin verfehlte einmal im Stehendanschlag und musste sich mit 19,1 Sekunden Rückstand mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Platz drei ging an Eric Perrot mit 21,9 Sekunden Rückstand, der im Liegendanschlag zweimal verfehlte, aber fehlerfrei durchs Stehendschießen kam. Der Gesamtweltcup-Sieger von 2022 Quentin Fillon Maillet wurde mit einem Fehler im Liegendanschlag Vierter und verpasste das Podest um nur eine Sekunde.
Jeanmonnot „Wir treten an, um zu gewinnen, also bin ich glücklich“
Bei den französischen Verfolgern am Sonntag, unter blauem Himmel und bei deutlich besseren Bedingungen, gab es keine Meistertitel, doch Jeanmonnot sicherte sich dennoch das Doppel aus Sprint und Verfolgung mit 19 Treffern bei 20 Schuss. Nach ihrem dritten Sieg in Folge in diesem Monat sagte Jeanmonnot zum Nordic Magazine: „Man darf da keine voreiligen Schlüsse ziehen. Aber es ist natürlich gut für mein Selbstvertrauen. Wir treten an, um zu gewinnen, also bin ich glücklich. Wenn ich diese Form bis zum Beginn des Winters halten kann, dann bin ich wirklich zufrieden.“ Oceane Michelon kämpfte sich vom sechsten Platz im Sprint vor auf Platz zwei und überholte die drittplatzierte Gilonne Guigonnat noch auf der letzten Runde.
Der König der Disziplinen mit vier Schießeinlagen, Quentin Fillon Maillet, lieferte nach einem frustrierenden vierten Platz im Sprint am Samstag ein beeindruckendes Comeback ab und holte sich den Sieg im Verfolger der Männer mit 17 Treffern auf 20 Schuss. Fillon Maillet kam zusammen mit Fabien Claude zum letzten Stehendschießen und räumte alles ab, während sein Rivale in die Strafrunde musste. Emilien Jacquelin verteidigte den zweiten Platz aus dem Sprint mit vier Fehlern und 15 Sekunden Rückstand, während Claude sich noch auf Platz drei mit 1:05 Rückstand rettete.
In Norwegen ging der Sieg in der Verfolgung der Männer an einen Bö-Bruder, aber diesmal an die graue Eminenz Tarjei, dem trotz je einem Fehler in den ersten drei Schießen der Sieg in 35:47,2 gelang. Möglicherweise war der Sieg ein Geschenk an seinen Sohn Aron, der am Samstag seinen ersten Geburtstag feierte. Platz zwei ging an Vebjörn Sörum, der trotz sechs Fehlern rasant schnell seine Runden absolvierte und mit nur 4,1 Sekunden Rückstand ins Ziel kam. Der Sprintsieger JT Bö tat es dem großen Bruder mit drei Fehlern gleich und wurde mit 7,2 Sekunden Rückstand Dritter.
Auch Knotten gelang wie Jeanmonnot in Frankreich ein Sprint/Verfolgungsdoppel mit einem Fehler in 36:12,4. Marthe Krakstad Johansen wurde mit zwei Fehlern und 3,3 Sekunden Rückstand Zweite. Platz drei ging an Eline Grue mit ebenfalls zwei Fehlern und 1:05,5 Rückstand.
In Obertilliach hielten die Österreicher unter Beteiligung der Slowenen ihre Meisterschaften ab. Bei den Frauen holte Lisa Theresa Hauser den Titel mit einem Fehler in 20:59,4. Die Slowenin Anamarija Lampic wurde nach drei Strafrunden mit 15,4 Sekunden Rückstand Zweite.
Felix Leitner, der seine Saison nach den IBU OEM beendet hatte, meldete sich zurück und holte den Titel im Sprint der Männer mit einem Fehler in 24:04,7. Der ewig junge Simon Eder wurde mit ebenfalls einem Fehler und 19,8 Sekunden Rückstand Zweiter. Dritter wurde der Slowene Jakov Fak, auch er mit einem Fehler und mit 20,9 Sekunden Rückstand.
Am Sonntag gewann Lampic das Einzel mit sechs Fehlern, während Mannschaftskameradin Lena Repinc Zweite wurde und Hauser auf Platz fünf zurückfiel.
Fotos: IBU/Nordic Focus/Manzoni, Emil Sörgaa / Norwegische Biathlonmannschaft