Die "üblichen Verdächtigen" sind bereits ausgemacht, angeführt von den norwegischen Männern und den französischen Frauen. Sie werden nicht alles gewinnen.
Obwohl die IBU-Titelverteidiger Hanna Öberg und Sebastian Samuelsson bisher keine sonderlich gute Saison hatten, sollte man weder sie noch ihre schwedischen Teamkolleginnen und -kollegen abschreiben. Auch in der letzten Saison hatte Öberg vor Oberhof nur einmal auf dem Podest gestanden und gewann dennoch Gold im Einzel über 15 km und im Massenstart sowie Silber im Sprint. Samuelsson war wie auch in diesem Jahr zunächst leer ausgegangen, gewann aber Gold im Massenstart und zwei Bronzemedaillen. Beide haben das Talent und die Erfahrung, um sich zu behaupten.
Martin Ponsiluoma war die ganze Saison über mit mehreren Top-Acht-Platzierungen nah am Podest; eine weitere Medaille wie sein Massenstart-Silber in Oberhof ist nicht ausgeschlossen.
Elvira Öberg hat das Zeug dazu, in dieser Saison einen Sieg und ein paar weitere Podestplätze zu erringen, aber am Schießstand hat sie bisher weniger gute Leistungen gezeigt. Nachdem sie den Großteil von Oberhof 2023 verpasst hat, kommt sie hochmotiviert nach NMNM. Dazu kommen noch die Scharfschützin und Doppelmedaillengewinnerin von Oberhof, Linn Persson, und Mona Brorsson, die Schweden Staffel- und Mixed-Staffel-Medaillen bescheren könnten.
Die Deutschen, die nach Oberhof 2023 einen schnellen Saisonstart hingelegt haben, werden auf Medaillenjagd gehen. Benedikt Doll hat zwei Sprintsiege auf dem Konto, die Staffel hat kein Podest verpasst, und auch die anderen Männer wie Justus Strelow mit seinen beeindruckenden 94 % am Schießstand oder Philipp Nawrath sind Medaillenkandidaten.
Franziska Preuss scheint für einen Medaillenlauf gerüstet zu sein: Karriere-Bestleistung von 91% im Schießen, solide auf der Strecke und in der gesamten Saison nie unter den Top 9 gelandet. Behalten Sie sie bei den Wettkämpfen mit vier Schießeinlagen im Auge – in der Vysočina Arena stand sie darin bereits zweimal auf dem Podest. Teamkollegin Vanessa Voigt hat in Antholz 60-mal geschossen und 60 Scheiben getroffen; sie steht auf der Medaillenanwärterliste.
Titelverteidiger Italien, also Lisa Vittozzi und Co. sind in dieser Saison noch nicht über den vierten Platz hinausgekommen, während Norwegen und Frankreich zweimal gewonnen haben und Schweden viermal auf dem Podest stand. Zusammen mit dem Schweizer Team dürfte bei der Frauenstaffel ein erstklassiger Wettkampf zu erwarten sein, bei dem die Medaillen am Schießstand vergeben werden.
Neben den größten Medaillenanwärtern gibt es noch einige Wildcards. Bei den Frauen steht Lena Häcki-Groß ganz oben, die eine hervorragende Woche in Antholz hinter sich hat: erster Sieg ihrer Karriere, Dritte im Massenstart und Vierte in der Mixed-Staffel. Die Norwegerinnen Karoline Offigstad Knotten und Juni Arnekleiv standen in dieser Saison bereits auf dem Podest und scheinen bereit für den großen Durchbruch.
Bei den Männern ist das französische Team zu nennen, das schon so lange keine Medaille im Einzel geholt hat wie seit mehr als 20 Jahren nicht. Quentin Fillon Maillet schoss sauber, aber beim Massenstart in Antholz ging ihm in der letzten Runde die Luft aus. Doch sein vierter Platz war eine Saisonbestleistung. Die amtierenden Staffelweltmeister werden sich ins Zeug legen müssen, um ihren Titel zu verteidigen.
Der Schießstand wird bei den Medaillenentscheidungen in NMNM eine große Rolle spielen. Der Anlauf ist sehr lang und flach – viele Meter, auf denen man sich erholen kann – erfordert aber aufgrund der Länge etwas mehr Kraft. Auf dem Schießstand selbst ist es häufig windig mit Seitenwinden und Böen. Die langfristige Wettervorhersage sagt viele windige Tage und gemischte Niederschläge voraus, was das Schießen noch mehr erschweren dürfte.
Die renovierte und modernisierte Vysočina-Arena und die umliegenden Strecken sind immer voll mit lautstarken Zuschauern, von denen während der Meisterschaften zeitweise bis zu 30.000 erwartet werden. Die Schüsselform verstärkt den Lärm der Zuschauer mehr als jeder andere Veranstaltungsort. Veteranen profitieren von dieser Atmosphäre, aber einige weniger erfahrene Athleten könnten dies als Ablenkung empfinden.
Die Zuschauer werden das Heimteam Tschechien unabhängig von seinen Ergebnissen am lautesten anfeuern. Für die Tschechen war es bisher eine schwierige Saison ohne Podestplätze. Die Frauen zeigten mit einer guten Schießleistung in der Ruhpoldinger Staffel ein vielversprechendes Ergebnis; ebenso mit dem 6. Platz in der Mixed-Staffel in Antholz. Diese beiden Wettkämpfe sind wahrscheinlich die beste Gelegenheit, das Publikum noch lauter jubeln zu lassen.
Die erste Mixed-Staffel startet in weniger als 48 Stunden – machen Sie sich auf etwas gefasst!
Das ist Biathlon, da kann alles passieren!
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Vianney Thibaut, Nordic Focus