Ganz genau weiß ich das gar nicht. Ich glaube, es hatte damit zu tun, dass ich über Weihnachten krank geworden bin und dadurch den Weltcup auf der Pokljuka verpasst habe. Obwohl ich zu Saisonbeginn mit meiner Vorbereitung zufrieden war, habe ich vor Weihnachten ein bisschen mit meinen Leistungen gehadert. Als ich Anfang des Jahres den ersten Weltcup krankheitsbedingt nur zu Hause vor dem Bildschirm verfolgen konnte, spürte ich, dass meine Motivation wieder stärker wurde. Ich wollte zurück und Rennen laufen. Allerdings musste ich mich auch von dem Gedanken verabschieden, den Gesamtweltcup gewinnen zu wollen. Danach konnte ich wieder Tag für Tag von Rennen zu Rennen schauen.
Ich würde sie in erster Linie als Neugierde beschreiben. Jetzt gehe ich mit einer positiven Vorfreude in die Rennen. Von der Einstellung her versuche ich, in jeder Situation das Beste aus mir herauszuholen. Andere Dinge wie die schnellste Laufzeit oder die Punkte in der Weltcup-Gesamtwertung spielen da für mich keine Rolle. Ich genieße diesen Prozess!
Ich weiß nicht, ob ich mich so viel verändert habe. In jedem Fall habe ich sehr viel gelernt! Zum Beispiel weiß ich nun, wie das Interesse von Medien und Sponsoren steigt, wenn du gute Ergebnisse ablieferst. Mir ist jetzt viel bewusster, wie wichtig Regeneration und Erholung sind. Solche Dinge eben.
Bei den Frauen rückt die Spitze von Jahr zu Jahr näher zusammen. Es gibt aktuell eine ganze Reihe an Biathletinnen, die sehr gut laufen und schießen können. Ich war schon immer schnell am Abzug, doch im Vergleich zu 2018 performen die Besten in jedem Bereich sehr gut: Sie sind schnell in der Loipe, erzielen hohe Trefferquoten am Schießstand und können die Ziele zudem schnell abräumen. Als mir der Durchbruch gelang, konnte ich gegenüber der Spitze noch Zeit am Schießstand gutmachen. Heute verlierst du Zeit auf die Besten, wenn du deine Schießzeiten nicht immer weiter verbesserst.
Der Plan sieht wohl so aus, gut in die Saison zu starten und dann mindestens einen guten Trainingsblock vor dem Saisonhöhepunkt einzulegen. Schließlich brachten die Weltmeisterschaften in Oberhof sowohl für Schweden als auch für mich persönlich so viele Medaillen wie nie zuvor.
Natürlich. Wohlbefinden ist extrem wichtig, sowohl im sportlichen als auch im privaten Bereich. Ich habe gelernt, dass man auch außerhalb des Sports Dinge braucht, die einem etwas bedeuten. Es darf nicht immer nur ums Training gehen. Man braucht auch etwas, das dem Kopf Ruhe und Entspannung verschafft.
Für mich ist es das Beste, was mir als Biathletin passieren konnte. Wir trainieren fast jeden Tag zusammen und können uns fast immer gegenseitig pushen. Ich bin froh, dass sie an meiner Seite ist. Und ich weiß, dass ich meine Laufleistung ohne sie in den letzten Jahren niemals so hätte verbessern können. Ich freue mich auch über ihre Erfolge. Es verleiht einem viel Energie, wenn man sich für jemand anderes freuen kann. Ich muss aber auch zugeben, dass ich schon etwas zu knaubeln hatte, als Elvira anfing, superschnell zu laufen und in einigen Sessions stärker war als ich. Wir haben damals viel darüber gesprochen. Ich musste lernen, dass ihre Erfolge keinesfalls bedeuteten, dass ich schlecht war.
Bei den harten Trainingseinheiten liefern wir uns einen echten Wettbewerb. In den leichteren Sessions reden wir viel miteinander. Wir haben sehr viel gemeinsam und sind noch enger zusammengewachsen, seit wir beide im Nationalteam sind. Heute bedeutet es mir unwahrscheinlich viel, diese Erfahrungen gemeinsam mit Elvira zu machen. Wir können sehr viel miteinander teilen. Dafür bin ich unwahrscheinlich dankbar.
Foto: IBU/C. Manzoni, B. Reichert