Nicht aus der Ruhe bringen lassen
Oeberg hatte sich von ihrem 74. Platz mit sieben Fehlern gestern offensichtlich nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Ich bin mit dem Sieg heute sehr zufrieden. Vor dem Wettkampf gestern war ich mir nicht sicher, ob die Form stimmt, aber auf der Strecke hat es ja gut gepasst. Es ist keine Katastrophe, aber ich bin auf den Skiern ein bisschen langsamer als meine Schwester, deswegen war es gut zu sehen, dass die Laufzeit passt. Ich weiß, dass ich schießen kann, ich weiß, dass ich eine gute Schützin bin. Das Ergebnis gestern hat mir nicht so viel ausgemacht. Heute habe ich einfach versucht, locker zu bleiben und zu tun, was ich sonst auch mache. Aber das Rennen gestern hat mich nochmal extra motiviert, heute eine gute Leistung zu liefern.“ Heimisches Publikum
Sie freute sich sehr über die Anfeuerungsrufe der heimischen Fans und den erneuten Sieg im Heimstadion. „Das war so gut. Ich habe mich über die Unterstützung vom Publikum sehr gefreut. Es ist toll, dass ich für sie am Schießstand was zeigen und dann auch noch gewinnen konnte!“
Die Belarussinnen Dzinara Alimbekava und Hanna Sola mit null beziehungsweise einem Fehler wurden Vierte und Fünfte mit 18 und 27,3 Sekunden Rückstand. Chevalier-Bouchets Mannschaftskameradin Justine Braisaz-Bouchet wurde mit einem Fehler und 35,9 Sekunden Rückstand Dritte.
Oestersund begrüßte die Starterinnen zum ersten Sprint der Frauen in der neuen BMW IBU Weltcupsaison mit bewölktem Himmel bei -11 °C. Unter der Wolkendecke wehte am Schießstand ein leichter Wind von rechts nach links, den die 116 Athletinnen im Feld bewältigen mussten. Chevalier-Bouchet traf alle fünf Liegendscheiben mühelos und ging früh in Führung. Mehrere andere kamen ebenfalls ungeschoren durch, konnten aber nicht an ihr vorbeiziehen. Dann griff Oeberg an, die gestern über die 15 km enttäuscht hatte, und begeisterte das Publikum mit einem schnellen, sauberen Schießen, sodass sie nur noch 2,2 Sekunden hinter der Spitze lag. Hanna Sola mit der Startnummer 30 schob sich mit fünf perfekten Schüssen im Liegendanschlag vor Chevalier-Bouchet, kurz nach ihr schaffte das auch Olsbu Roeiseland und lag dann auf Rang zwei.
Wie zu erwarten entschied sich das Rennen im Stehendschießen. Chevalier-Bouchet legte mit fünf Treffern im Stehendanschlag gehörig vor und lag zunächst in Führung. Oeberg, die schon in der letzten Saison den ersten Sprint gewonnen hatte, setzte fünf rasante Treffer und ging mit zwei Sekunden Vorsprung auf Chevalier-Bouchet auf die Strecke. Sola verfehlte einmal, lag aber nach dem Stehendschießen trotzdem auf Rang drei. Olsbu Roeiseland hatte die Chance, die Führung zu übernehmen, patzte aber auch einmal, ging aber trotzdem als Dritte mit 11,8 Sekunden Rückstand auf die letzten 2,5 km. Alimbekava hatte ihren Hut mit einem fehlerfreien Liegendschießen in den Ring geworfen und wiederholte das im Stehendschießen, sodass sie drei Sekunden vor der Norwegerin wieder auf die Runde ging.
Bei 6,3 km lag Oeberg schon sechs Sekunden vor Chevalier-Bouchet. Angefeuert von den schwedischen Fans drückte Oeberg weiter aufs Tempo und sprintete die letzten Meter bis über die Ziellinie zum Sieg. Sola lief eine solide letzte Runde und verlor nur wenige Sekunden, sodass sie zunächst auf Rang drei lag, aber Olsbu Roeiseland war auf der letzten Runde trotz nachlassenden Tempos noch schneller als Sola und Alimbekava und lief auf Platz drei.
Wie die Siegerin Oeberg machte auch Chevalier-Bouchet den enttäuschenden 52. Platz mit fünf Fehlern vom 15 km Einzel gestern vergessen. „Ich war von meinem Rennen gestern natürlich sehr enttäuscht, echt wütend. Ich brauch oft ein schlechtes Rennen, um ein besseres zu laufen. Leider ist das für mich der Weg zum Sieg. Ich war richtig sauer und habe es (heute) genau so gemacht, wie ich wollte ... Ich habe einfach mein Bestes gegeben. Ich bin es schnell angegangen, also war die letzte Runde für mich etwas schwierig ... Hanna war heute und gestern sehr schnell, also war es keine Überraschung, dass ich hinter ihr gelandet bin.“
Olsbu Roeiseland war heilfroh, sich wieder gut zu fühlen und wieder auf dem Podest zu stehen. „Ich bin heute richtig zufrieden. Ich wollte heute ein tolles Rennen laufen. Meine Laufzeit war deutlich besser als gestern. Ich habe mich auf der Strecke stärker gefühlt; mein Liegendschießen war viel besser als gestern. Ich bin so glücklich; es ist schön, wieder da zu sein.”
Sie gab zu, die Freude am Sport in der letzten Saison vermisst zu haben und diese jetzt wiedergefunden zu haben, vor allem mit den Fans auf den Rängen. „Es war ein merkwürdiges Jahr. Ich habe zu viel nachgedacht, und vergessen, es zu genießen. In diesem Jahr will ich jedes Rennen genießen und einfach Spaß haben ... Ich liebe es, dass die Fans wieder da sind. Es war so traurig letztes Jahr, als uns keiner angefeuert hat, und ich finde, jetzt ist es einfach ein Riesenspaß, vor Publikum zu laufen.“