Keine Ahnung
Die Siegerin im gelben Trikot hatte keine Ahnung, woher sie die Kraft für den Sieg genommen hatte. „Ich habe keine Ahnung, wie ich das gemacht habe. Ich wusste auf der letzten Runde, dass Elvira hinter mir ist. An der Strecke haben die Trainer und Wachser dann alle gesagt ‚Du kannst das schaffen‘, also musste ich es versuchen. Das hab ich dann gemacht, und es war herrlich!” Ruhe und neunzehn Treffer
Olsbu Roeiseland glaubt, dass der zusätzliche Ruhetag, also der Verzicht auf die gestrige Staffel, zu ihrem Sieg heute beigetragen haben. „Mir ging es nicht so gut. Ich bin nicht krank, aber ich war nach Östersund ein bisschen müde, also habe ich mich ausgeruht und gar nicht trainiert. Ich habe im Bett gelegen und meine Mannschaft angefeuert. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es heute so gut läuft. Der Fokus lag für mich auf dem Schießen. Das habe ich mit neunzehn Treffern gut gemacht. Das war heute entscheidend.“
Solas Mannschaftskameradin Dzinara Alimbekava wurde ebenfalls mit einem Fehler und 48,1 Sekunden Rückstand Vierte. Fünfte wurde Elviras ältere Schwester Hanna mit fünf Fehlern und 1:11,7 Rückstand. Marketa Davidova aus Tschechien landete mit zwei Fehlern und 1:15,6 Rückstand auf Platz sechs.
Beim letzten Rennen in Hochfilzen für dieses Jahr waren die Bedingungen so traumhaft wie schon zuvor bei den Männern: Strahlend blauer Himmel und kein Wind am Schießstand. Sola führte das Feld aus 60 Frauen an, nutzte ihre 45 Sekunden Vorsprung und schon fünf saubere Treffer im ersten Liegendschießen. Olsbu Roeiseland machte ihr das Kunststück nach, konnte aber keine Zeit gutmachen. Alimbekava war die nächste mit weißer Weste, lag aber 1:16 zurück. Auch die nächsten vier Frauen kamen ungeschoren davon.
Mit fast einer Minute Vorsprung absolvierte Sola auch das zweite Liegendschießen zügig und sauber. Ihre norwegische Konkurrentin zog erneut nach, so auch Alimbekava, aber sie lagen weiter 1:05 und 1:23 zurück. Elvira machte mit einem fehlerfreien zweiten Liegendschießen einen deutlichen Sprung nach vorn, von 13 auf vier, hatte aber immer noch 23 Sekunden Rückstand auf Alimbekava.
Im ersten Stehendschießen leistete sich Sola die ersten zwei Patzer, ging aber immer noch mit 36 Sekunden Vorsprung wieder auf die Strecke. Olsbu Roeiseland verfehlte auch einmal, während Alimbekava traf, sodass die Belarussin nun zwei Sekunden vor der Norwegerin lag. Auch Elvira traf wieder und verteidigte Rang vier, aber mit 53,8 Sekunden Rückstand. Vor dem letzten Stehendschießen lief Olsbu Roeiseland wieder vor auf Rang zwei.
Eine Strafrunde aus dem letzten Stehendschießen für Sola kombiniert mit fünf Treffern bei der Norwegerin ließen den Abstand auf 11 Sekunden dahinschmelzen. Elvira gelang das dritte fehlerfreie Schießen in Folge, sodass sie nun mit 27,2 Sekunden Rückstand auf Rang drei lag.
Bei 9,2 km trennten nur noch 5,3 Sekunden die Erste und die Zweite. Am letzten Anstieg vor der Zwischenzeit bei 9,6 km trat Olsbu Roeiseland an und holte mit jedem Schritt auf. In der Kurve vor der letzten Abfahrt zog sie außen an Sola vorbei und sprintete die letzten 200 Meter zum Sieg.
Sola war enttäuscht und sagte, die Strafrunden hätten den Unterschied gemacht. „Ich bin ein bisschen traurig, dass es nicht besser gelaufen ist und ich nicht gewonnen habe. Aber so ist das im Sport, und es war heute etwas mühsam für mich. Ich bin jedenfalls mit dem Ergebnis sehr zufrieden, weil das für mich ein gutes Ergebnis ist und immerhin ein Podestplatz. ... Wenn die eine Strafrunde nicht gewesen wäre, hätte ich 30 Sekunden Vorsprung gehabt und wäre damit rausgegangen, und dann hätte es sicher für den ersten Platz gereicht. Aber es ist jetzt wie es ist.“
Elvira glücklich über neunzehn Treffer
Elvira freute sich heute am meisten über ihr Schießen, das ihr den Podestplatz ermöglicht hatte. „Ich bin überglücklich. Ich habe in diesem Jahr schon einmal auf dem Podest gestanden, aber nicht mit so gutem Schießen. Mit dem Schießen habe ich ein bisschen Probleme gehabt. Heute freue ich mich am meisten über mein Schießen, neunzehn Treffer. Endlich habe ich das Gefühl, am Schießstand meine Leistung abgerufen zu haben. Das macht mich so froh. ... Ich habe es geschafft, an meine Fähigkeiten zu glauben und mir nicht so viele Gedanken über Fehler zu machen. ... Ich weiß, dass ich gut schießen kann, aber es ist mir bis jetzt nicht gelungen. ... Ich muss meinem Schießtrainer danken, der mir immer gesagt hat, dass ich weiß, dass ich das kann.“
Fotos: IBU/Evgeny Tumashov, Christian Manzoni