Der Tag begann mit dem morgendlichen Sprint, bei dem die Startreihenfolge für den Verfolger am Nachmittag entschieden wurde. Athlet*innen, die innerhalb von 30 % der Siegeszeit ins Ziel kommen, qualifizieren sich für den Verfolger. Beide Rennen gehen über eine Distanz von 4 km, beim Sprint werden allerdings 15 Strafsekunden für jeden Fehlschuss aufgeschlagen, während im Verfolger für jeden Schießfehler eine Strafrunde absolviert werden muss. Es ist die einzige der drei Disziplinen im WM-Programm, bei dem die Startenden direkt konkurrieren und der Sieg an den geht, der zuerst die Ziellinie überquert. Dieser zweiteilige Wettkampf hatte somit an Spannung und Nervenkitzel einiges zu bieten.
Gleich am dem ersten Wettkampf der sitzenden Männer ging es heiß her. Keiner der Medaillengewinner aus dem Sprint am Donnerstag konnte einen zweiten Podestplatz holen. Stattdessen ging der Sieg an den Chinesen Zixu Liu, der seinen Landsmann Mengtao Liu um 14 Sekunden schlug. Am meisten freute sich im Zielbereich aber wohl Oleksandr Alesyk aus der Ukraine, der auf der letzten Runde noch Aaron Pike überholen konnte und sich so Bronze sicherte.
Bei den sitzenden Frauen entschied sich das Rennen im zweiten Schießen, zu dem Kendall Gretsch und Anja Wicker zeitgleich einliefen. Die Amerikanerin traf alles, die Deutsche verfehlte dreimal. So lief Gretsch die Schlussrunde mit über einer Minute Vorsprung auf die engste Rivalin, die schließlich auch noch von der fehlerfreien Yuxin Zhai aus China überholt wurde. Für Gretsch ist es die zweite Goldmedaille in Pokljuka und der fünfte Sieg bei fünf Starts in dieser Saison.
„Das Rennen heute ist sehr gut gelaufen. Ich bin ohne Fehler durchgekommen, und das obwohl im zweiten Schießen ein paar Böen reinkamen. Ganz ehrlich, da war es vielleicht auch Glück, ob einen der Wind erwischt hat oder nicht. Aber insgesamt bin ich einfach zufrieden damit, wie heute alles gelaufen ist. Es wäre toll, diese Serie weiter fortsetzen zu können. Die Saison läuft wirklich klasse, auch mit Blick auf das nächste Jahr,“ so Gretsch.
Am Donnerstag dominierte die kanadische Mannschaft die Kategorie Stehend, am Samstag übernahmen die Ukraine das Ruder. Das Highlight des Tages war zweifelsohne das neunte WM-Gold für Oleksandra Kononova. Die 33-Jährige gewann 2009 in Vuokatti ihre erste Medaille, und die heutige Medaille mit eingerechnet hat sie nun ganze 20 WM-Medaillen im Schrank hängen. Ihre Freude war umso größer, da sie das Podest mit Teamkollegin Iryina Bui teilen durfte, die nur 17 Sekunden hinter ihr Silber holte. Bronze ging an die Chinesin Zhiqing Zhao nach drei Fehlern am Schießstand, und Nathalie Wilkie, die vor nur zwei Tagen Sprintgold geholt hatte, wurde Fünfte hinter Mannschaftskameradin Brittany Hudak.
Nur wenige Minuten später kamen die Zuschauer im Stadion von Pokljuka in den Genuss des wohl spannendsten Rennen des Tages. Im ersten Teil des Männerrennens bahnte sich eine Wiederholung der Ereignisse vom Donnerstag an, als Mark Arendz Marco Maier um Haaresbreite schlug. Wie sagt man so schön? Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Sowohl der Kanadier als auch der Deutsche leisteten sich eine Strafrunde und mussten den Sieg an Grygorii Vovchynskyi abgeben, der ohne Schießfehler durchkam. Der Ukrainer schaffte es zwei Sekunden vor Maier und 10 Sekunden vor Arendz ins Ziel. Für ihn war es das erste WM-Gold seit 2011.
Bei den sehbeeinträchtigten Athletinnen war erneut Leonie Marie Walter siegreich. Trotz einer Strafrunde im Verfolger konnte sie Johanna Recktenwald auf Distanz halten. Das deutsche Duo zeigte sich erneut dominant – Walter ist nur noch einen Schritt entfernt von Linn Kazmaiers Hattrick aus dem Vorjahr, die in Prince George alle drei Medaillen gewann. Carina Edlinger holte Bronze, für sie der zweite WM-Podestplatz als Para-Biathletin. Zuletzt hatte sie vor zwei Jahren in Östersund auf dem Treppchen gestanden.
Bei den Männern lieferte das sehbeeinträchtigte Team aus der Ukraine die spektakulärste Leistung ab. Sie belegten die ersten vier Plätze: Oleksandr Kazik wurde zum zweiten Mal Weltmeister, Iaroslav Reshetynsky holte Silber, Anatoli Kovalevskyi Bronze und Dmytro Suiarko musste sich mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben. Hinter ihm kamen die Medaillengewinner von Donnerstag ins Ziel, Shuang Yu aus China auf Platz fünf und Anthony Chalencon auf Platz sechs.
Die letzte Chance, noch eine Medaille zu gewinnen, bringt der Sonntag ab 10:15 Uhr, wenn die Einzelrennen über 12,5 km auf dem Programm stehen.
Fotos: Kacin | IBU