Weiter meinte der Schwede: „Ich bin richtig stolz auf meine Schießleistung. Ich war die ganze Zeit über voll konzentriert. Ich hatte keinen Moment gezögert und es lief einfach gut. Vor dem Start war ich ein bisschen nervös, doch das ist eigentlich immer ein gutes Zeichen. Das Selbstvertrauen ist da und ich will mehr Rennen wie dieses abliefern.“
Hartweg feierte einen schier unglaublichen Saisonstart und landete nach zwanzig Treffern auf dem Podium. „Während des Rennens habe ich schon gemerkt, dass die Ski gut laufen. Das Schießen war natürlich top. Als ich die letzten Scheiben abgeräumt habe, war ich überglücklich. Da wusste ich, dass heute der Tag sein könnte, um nach den Sternen zu greifen.“ Roman Rees (Deutschland) kam nach einem Fehler mit 1:00,9 Minuten Rückstand auf den vierten Platz. Ponsiluomas Teamkollege Sebastian Samuelsson sicherte sich nach einem Fehlschuss mit einem Rückstand von 1:02,8 Minuten Rang fünf. Der Norweger Sturla Holm Lægreid wurde mit zwei Schießfehlern und 1:23,4 Minuten Rückstand Sechster.
Als im dämmrigen Kontiolahti der Startschuss für die Saison 2022/23 im BMW IBU-Weltcup fiel, zeigte das Thermometer -3 °C an. Am Schießstand wehte der Wind zeitweise böig von rechts nach links. Samuelsson war der Erste aus dem Favoritenkreis, der an die Scheiben ging. Beim ersten Liegendanschlag blieb er genauso fehlerfrei wie Lægreid, der im Vorjahr beim Saisonauftakt siegte. Anschließend ging es Schlag auf Schlag: Ponsiluoma, Tarjei Bø, Hartweg und Rees räumten jeweils alle Scheiben ab und waren einige Sekunden schneller als Samuelsson. Quentin Fillon Maillet, der als Weltcup-Gesamtsieger des Vorjahres beim ersten Saisonrennen im gelben Leibchen antreten durfte, ließ beim ersten Schießen gleich zwei Scheiben stehen und fiel über zwei Minuten zurück. Johannes Thingnes Bø, der in der Mitte des Feldes ins Rennen ging und in diesem Jahr um die Weltcup-Gesamtwertung mitkämpfen möchte, schoss ebenfalls zweimal daneben und reihte sich in der Nähe von Fillon Maillet ein. Spätstarter Zobel lag nach seinem ersten fehlerfreien Schießen auf Rang 11.
Tarjei Bø und Lægreid blieben auch im ersten Stehendanschlag ohne Fehler und übernahmen die Ränge eins und zwei. Samuelsson verfehlte hingegen eine Scheibe und fiel auf Position 17 zurück. Hartweg, Rees und Zobel blieben durch ihre perfekten Serien in den Top 10. Ponsiluoma war zwar schnell unterwegs, handelte sich durch seinen Fehlschuss allerdings 49 Sekunden Rückstand ein.
Samuelsson blieb im zweiten Liegendschießen fehlerfrei, doch Lægreid schoss auch zum dritten Mal an diesem Tag die Null und ging in Führung. Ponsiluoma kämpfte sich nach fünf sauberen Schuss wieder nach vorn und lag nur noch 38 Sekunden zurück. Direkt vor ihm rangierte Hartweg, während Zobel 3 Sekunden hinter dem Schweden auf die nächste Runde ging. Tarjei handelte sich zwei Strafminuten ein und war damit aus dem Rennen ums Podest.
Einmal mehr sollte die Entscheidung beim letzten Schießen fallen. Samuelsson zeigte eine perfekte Leistung, während Lægreid zwei Patronen neben das Ziel setzte. Damit lag er plötzlich 21 Sekunden zurück und verabschiedete sich aus der Spitzengruppe. Hartweg, der den gesamten Wettkampf über immer knapp hinter der Spitze lag, räumte auch bei der vierten Einlage alle Scheiben ab und setzte sich 43 Sekunden vor Samuelsson. Als Ponsiluoma zum letzten Schießen kam, war der Sieg für ihn greifbar. Er feuerte drei perfekte Schuss ab, zögerte dann kurz, und traf dann auch noch die letzten beiden Scheiben. Dadurch ging er 15,5 Sekunden vor Hartweg auf die Schlussrunde. Rees hatte einen guten Tag und feuerte auch beim letzten Schießen alle fünf Patronen ins Ziel. Somit lag er vorläufig auf dem dritten Rang, ehe Zobel an der Reihe war und sich 14 Sekunden vor seinen Landsmann schob.
Ponsiluoma gab auf der letzten Schleife noch einmal alles und ließ keine Zweifel am heutigen Tagessieger aufkommen. 600 Meter vor dem Ziel betrug sein Vorsprung 31 Sekunden. Im Ziel baute er diesen sogar auf 37,2 Sekunden gegenüber Hartweg aus. Zobel wurde Dritter.
Zobel konnte das Ergebnis zunächst nicht glauben: „Ich bin überglücklich, ein fantastisches Rennen. Im Ziel habe ich nach oben geschaut und gesehen, dass ich Dritter bin. Die Betreuer haben mir schon auf der Strecke die Info gegeben, aber so richtig wollte das mein Kopf noch nicht realisieren. Der Coach hat mir zugerufen, dass ich um Platz drei laufe, aber ich kannte die Abstände nicht. Also habe ich alles aus mir herausgeholt. Dass es am Ende wirklich zur Medaille gereicht hat, konnte ich lange nicht glauben.“
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Hendrik Osula