Der Norweger Johannes Thinges Bö, der auf dem Weg zum letzten Stehendschießen noch in Führung gelegen hatte, leistete sich dort den dritten Fehler, konnte aber Bronze verteidigen und holte mit 38,8 Sekunden Rückstand seine siebte Medaille bei der diesjährigen WM. Er äußerte sich bescheiden zum Rekord von sieben Medaillen bei den Männern, womit er mit Marte Olsbu Röiselands Rekord bei den Frauen aus Antholz gleichzog, gerade im Vergleich zu anderen Sportarten. „Man muss gut sein, um sieben Medaillen zu gewinnen, ich will meine Leistung da gar nicht kleinreden, aber Michael Phelps und Usain Bolt sind noch mal eine andere Liga.“
„Hätte nie gedacht, in diesem Jahr Weltmeister werden zu können“
Samuelsson fehlten angesichts seines ersten IBU-Weltmeistertitels die Worte. „Das ist fantastisch. Ich hätte nie gedacht, in diesem Jahr Weltmeister werden zu können. Es war eine harte Saison für mich. Diese Weltmeisterschaften sind für mich wirklich grandios gewesen. Was mich heute am meisten freut, ist meine großartige, großartige Leistung. Ich habe mich am Schießstand einfach auf mich konzentriert und versucht, die Scheiben zu treffen. Ich bin sehr glücklich, dass mir das gelungen ist. ... Das heute ist das bislang beste Rennen meiner Karriere.“
„Am Ende stärker“
Zu seinem Schießen und der starken letzten Runde sagte er weiter: „Ich habe gemerkt, dass er (JT Bö) jedes Mal einen Fehler geschossen hat und die anderen Jungs so viel schneller geschossen haben als ich. Mit fehlerfreiem Schießen konnte ich mein eigenes Tempo laufen. Ich wusste, dass sie mich dann einholen, aber wenn ich das weitermachen kann (fehlerfrei schießen), wäre ich am Ende stärker. ... Das war ein großartiges Gefühl.“
JTs Mannschaftskamerad Sturla Holm Lägreid wurde mit zwei Strafrunden und 55,8 Sekunden Rückstand Vierter. Dem Letten Andrejs Rastorgujevs gelang mit drei Fehlern und 1:07,3 Rückstand eine Karrierebestleistung bei einer IBU WM auf Platz fünf. Sechster wurde der Franzose Quentin Fillon Maillet mit zwei Fehlern und 1:10,9 Rückstand.
Der letzte Wettkampftag begann mit leichtem Regen bei +5 °C und praktisch völliger Windstille im Vergleich zu den verwehten Staffeln am Vortag. Der Mann in gelb/rot gab auf dem Weg zum ersten Liegendschießen das Tempo vor, doch Lägreid schoss, traf und war wieder auf und davon, während JT eine Runde in der Strafrunde kreiselte und 21 Sekunden zurückfiel. Auch Ponsiluoma traf alle Scheiben und folgte Lägreid auf dem Fuße. Vierzehn der Top 15 kamen ohne Fehler durch.
Bis zum zweiten Liegendschießen lag JT wieder auf Rang drei, patzte aber erneut einmal, und auch Lägreid und Ponsiluoma ließen nun jeweils eine Scheibe stehen. Das öffnete die Tür für Fabien Claude und Samuelsson, die beide schon bei 0/10 waren und mit Emilien Jacquelin im Schlepptau die Führung übernahmen.
Samuelsson führte die gesamte nächste Runde, während sich JT bis zum ersten Stehendschießen wieder in die Top 5 zurückkämpfte. Der Norweger schoss am schnellsten, traf, eroberte sich die Führung zurück und begründete seinen Erfolg mit dem Mannschaftsgeist und dem Wachsteam. „Wir haben die beste Mannschaft, den besten Mannschaftsgeist und auch das Wachsteam leistet eine Menge Arbeit. Ich hatte jeden Tag hervorragende Skier. Ich glaube, das ist das Wichtigste.“
Samuelsson arbeitete seine Scheiben im ersten Stehendschießen sorgfältig ab und ging als Zweiter wieder auf die Runde, allerdings mit 9,8 Sekunden Rückstand. Auch Lägreid berappelte sich mit fünf Treffern wieder und rückte vor auf Rang drei mit 17 Sekunden Rückstand, Ponsiluoma ein paar Schritte dahinter auf Rang vier.
Der Abstand blieb bis zum letzten Stehendschießen gleich, nur Ponsiluoma zog an Lägreid vorbei. JT schoss aggressiv und ließ die letzte Scheibe stehen. Die beiden Schweden wusste, dass sie nur mit fehlerfreiem Schießen eine Chance hatten und lieferten genau das, Ponsiluoma 1,2 Sekunden vor seinem Mannschaftskameraden und 6,8 Sekunden vor JT, als dieser aus der Strafrunde kam. Lägreid verschoss erneut und folgte auf Rang vier.
Auf der Strecke übernahm Samuelsson die Führung mit dem Mannschaftskameraden im Nacken, während JT versuchte, das schwedische Duo einzuholen. 700 Meter vor dem Ziel hatte Samuelsson einen sicheren Vorsprung von sieben Sekunden auf Ponsiluoma herausgearbeitet und JT konnte nicht aufholen. Samuelsson wusste, dass er in der letzten Runden würde angreifen müssen, um zu gewinnen. „Es war wie ein Sommertag in Östersund, wie das letzte Intervall mit Martin. Ich wusste, dass es sehr schwer werden würde, ihn zu schlagen, also wusste ich nicht, was ich tun sollte. Am ersten Anstieg am Birxsteig habe ich mich dann stark gefühlt. Ich wusste, Johannes kommt und vermutlich schnell. Ich habe mir gedacht, wenn ich eine Goldmedaille gewinnen will, muss ich es riskieren, alles geben, was geht, und das habe ich getan. Ich bin froh, dass ich stark genug war, um sie bis ins Ziel im Schach zu halten.“
Betreuer und Mannschaftskameradinnen feuerten Samuelsson über den letzten Anstieg hin weg an. Er lief ins Ziel ein und sicherte sich seinen ersten IBU Weltmeistertitel, während Ponsiluoma Silber gewann und JT Bö Bronze.
Letzte Runde eine Herausforderung
Ponsiluoma gestand ein, dass die letzte Runde eine Herausforderung war. „Das war ein harter Kampf. Ich war die vierte Runde sehr schnell gelaufen und mir brannten schon ein wenig die Beine. Als Sebastian angriff, hatte ich keine Körner mehr über. Ich war wirklich gestresst wegen Johannes hinter mir. Ich habe nicht gehört, was der Trainer gesagt hat. Es war unglaublich laut auf der Strecke; ich bin einfach so schnell gelaufen wie ich konnte. Als ich sah, dass er nicht aufholte, wusste ich, dass Silber sicher ist.“
„Wollte eine Medaille“
Auch wenn er um die Medaille kämpfen musste, kamen die Bedingungen Ponsiluoma entgegen. „Als ich herkam, wollte ich eine Medaille wieder mit nach Hause nehmen. Das hat in der Staffel geklappt, also war ich heute ein bisschen entspannter, und mein Körper hat sich gut angefühlt. Ich habe da draußen Vollgas gegeben und versucht, das Beste herauszuholen. Ich mag schwierige Bedingungen, also war es ein perfekter Tag für mich.“
Fotos: IBU/Christian Manzoni, Bjorn Reichert