Selina Gasparin sucht neue Talente für die Schweiz

Was wäre das Schweizer Biathlon ohne Selina Gasparin? Eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Klar ist, in ihrem Heimatland ist die älteste der drei Gasparin-Schwestern das Aushängeschild des Biathlonsports schlechthin. Sie war die erste Schweizerin, die ein Weltcuprennen und eine Medaille bei den Olympischen Spielen gewonnen hat, und auch nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn gestaltet sie den Sport in der Schweiz weiter mit.

Selina Gasparins Arbeitstage sind lag. Ihre Mission ist, die nächste Generation von Schweizer Biathlet*innen auf einen guten Weg zu bringen. Als Nachwuchs-Cheftrainerin bei Swiss-Ski gestaltet sie die Zukunft ihres Verbandes mit. Die Aufgabe verlangt ihr viel ab: Sie ist die Schnittstelle zwischen Vereinen, Regionalverbänden, Athlet*innen, Eltern und Schulen.

„Ich muss alle Perspektiven berücksichtigen und die unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut bringen“, so Selina Gasparin. Gleichzeitig betont sie: „Meine Arbeit ist spannend. Ich kann Dinge gestalten und langfristig verändern. Das inspiriert mich jeden Tag.“

Die größte Veränderung seit dem Ende ihrer aktiven Karriere ist, dass sie mehr Zeit im Büro am Laptop und am Telefon verbringt als im Biathlonstadion. „Ich bin keine Trainerin, die sich um die Athlet*innen kümmert und am Glas steht. Das ist bei meinem Titel vielleicht etwas verwirrend. Ich arbeite im Hintergrund“, erklärt die 40-Jährige. Die zweifache Mutter kommt auch nur noch selten dazu, Sport zu machen. “Das fehlt mir wirklich. Aber die Dinge ändern sich im Leben, und das ist gut so.“

Von eigenen Erfahrungen profitieren

Als Cheftrainerin für Nachwuchstalente ist Selina Gasparin verantwortlich für die Auswahl von Athlet*innen und die Talentsuche. Bevor sie die Stelle im Februar antrat, hat sie mit einer Sportwissenschaftlerin zusammengearbeitet, um ein Konzept zu entwickeln, dass die gesamte Laufbahn der Athlet*innen vom ersten Kontakt mit dem lokalen Verein bis hinauf zur Weltelite abbildet.

„Es geht zum Beispiel darum, wie viele Stunden Training in welchem Alter erforderlich sind, wann man vom Luftgewehr auf Kleinkaliber umstellt, oder um die Rolle der Trainer*innen, Ausrüstung und des Umfelds. Im Grunde geht es um eine umfassende Betrachtung, die dann für einzelne Athlet*innen individuell angepasst wird. In der Schweiz gibt es solche Konzepte schon für viele andere Sportarten, aber nicht für das Biathlon.“

Selbst ist sie 18 Jahre im Biathlon aktiv gewesen, kennt also alle Facetten des Systems. Die Strategie soll Trainer*innen in den Vereinen helfen, Trainingspläne zu entwickeln.

Weltmeisterschaft vor der Haustür

Wenn im Februar 2025 die Weltmeisterschaft in der Lenzerheide ausgetragen wird, wird Selina Gasparin die Atmosphäre im Stadion direkt vor der eigenen Haustür hören können. Sie wohnt zu Fuß nur zwei Minuten von der Arena entfernt. Um Kinder und Teenager im Kanton Graubünden für den Sport zu begeistern, unterstützt sie ein Projekt, das Biathlon an die Schulen bringt. „Wir kommen in die Sportstunden und bringen Lasergewehre mit. So hat jedes Kind Berührungspunkte mit Biathlon. Wir bieten auch Weiterbildungen für Lehrkräfte an, die dann Laserstationen leihen und Sportstunden damit abhalten können. Danach können die Kinder eine Probestunde im Verein absolvieren.“

Selina Gasparin und ihr Team bei Swiss-Ski wollen mehr Kinder und Jugendliche für das Biathlon begeistern und die Grundlage für den Erfolg der nächsten Jahre legen. Viele Kinder sind nach dem Schnuppertraining schon vom Schießen begeistert, und jetzt ist ihre Aufgabe, die Kinder auch für das Lauftraining in den Vereinen zu motivieren. Sie schafft die Strukturen, die auf allen Ebenen gute Zusammenarbeit ermöglichen. Damit stellt sie die Weichen für weitere Schweizer Weltcupsiege und Olympische Medaillen in der Zukunft.

Selina Gasparin unterstützt das Programm „Biathlon für alle“ der IBU. Dieses Projekt soll Kinder und Jugendliche für den Biathlonsport begeistern und fördern, indem es ihnen nachhaltige, sichere Ausrüstung und ein sozial positives Inventar an Aktivitäten an die Hand gibt, das weltweit eingesetzt werden kann. Mit dem Programm „Biathlon für alle“ unterstützt die IBU ausgewählte NVs mit Laser-Ausrüstung (Gewehre, Scheiben, Stützen, Matten), um den Aktionsplan für Nachwuchsförderung und -training umzusetzen.

Photos: IBU, privat

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